Der Weg vom Weib zum Weibchen
Es war einmal eine Frau, die hieß Eva. Mit Anfang 20 beginnt sie erfolgreich eine Karriere bei der Bank, doch dann lernt sie Rainer kennen. Für ihre große Liebe verlässt sie ihre Stadt, ihren Beruf, und dann kommt auch schon das erste Kind. Und dann das Zweite. Und jetzt, mit Ende 30, ist Eva in der "Falle", ohne eigenes Einkommen, ohne berufliche Perspektive und mit diesem vagen Gefühl, etwas sei schief gelaufen. So beginnt Bascha Mikas Streitschrift wider "Die Feigheit der Frauen".
Eva, eine wie wir. Und genau da liegt das Problem dieses gut gemeinten, aber seltsam antiquiert wirkenden Buches. Weder Mika, die kinderlose ehemalige Chefredakteurin der "taz", noch die vielen berufstätigen Frauen, die sich bessere Kinderbetreuung wünschen oder gleiches Einkommen für beide Geschlechter, aber keinen "Ernährer und Versorger", haben Platz in diesem "wir". Das stört Mika nicht. In einer Sprache, die gerne polemisch wäre, aber oft eher populistisch wirkt, beschreibt sie die Stationen auf dem Weg vom Weib zum Weibchen als eine Kette biografischer Sollbruchstellen.
Es beginnt im Kinderzimmer, genauer gesagt: mit der Farbe Rosa. Der Pinkisierung der Mädchenwelt folgt die "Modelzucht" im Teenageralter, in dem Frauen sich freiwillig sexistischen Bildwelten unterwerfen, um endlich bei Germany's Next Topmodel zu landen. Im Erwachsenenalter erliegen sie dann reihenweise der "Liebeslist" und geben Beruf und Freiheit auf für einen Mann.
"Das Kümmersyndrom" lässt ihnen dann dem Liebsten den Haushalt machen, und sobald sie dem "Hormonkomplott" verfallen sind und Nachwuchs da ist, gleiten sie langsam in die "Komfortzone" ab, wo die Wäsche gewaschen werden muss, die Kinder betreut und das Einkommen des Mannes verwaltet. So weit, so 50er-Jahre.
Männer tauchen bei Mika nur am Rande auf, als Verführer und Forderer und Ausbeuter. Frauen jedoch sind nicht Opfer, sondern Mittäterinnen, die an allen von Mika aufgezeigten Wegkreuzungen der klassischen weiblichen Biografie die Möglichkeit haben, sich gegen die Weibchenrolle und für ein selbst bestimmtes Leben zu entscheiden.
Dass jeder seines Glückes Schmied, und es die Aufgabe jeder Frau ist, Verantwortung für ihr eigenes Leben zu übernehmen, ist eine Binsenweisheit, die trotzdem nicht oft genug wiederholt werden kann. Wie lernen junge Mädchen, mit den komplexen und widersprüchlichen Anforderungen der Gegenwart zu Recht zu kommen – sei sexy und seriös, erfolgreich und entspannt, selbstverwirklicht und anschmiegsam? Was nützt die Macht, wenn sich junge, gut ausgebildete Frauen weigern, sie zu ergreifen? Wie lassen sich Beruf und Kinder vereinbaren, wenn es immer noch zu wenige Strukturen gibt, die diese Balance unterstützen?
Diese Fragen sind so wichtig wie aktuell. Doch leider geht die Autorin mit ihrem omnipräsenten "wir Frauen" einen allzu großen Schritt hinter jene ausdifferenzierten Frauenbilder und Diskussionen zurück, die sich in gehaltvolleren Publikationen schon mit dem herumschlagen, was bei Mika nur als vage Verheißung am Horizont erscheint – "dem Schock der frischen kalten Außenluft".
Besprochen von Ariadne von Schirach
Bascha Mika: Die Feigheit der Frauen. Rollenfallen und Geiselmentalität. Eine Streitschrift wider den Selbstbetrug
C. Bertelsmann Verlag, München 2011
256 Seiten, 14,99 Euro
Es beginnt im Kinderzimmer, genauer gesagt: mit der Farbe Rosa. Der Pinkisierung der Mädchenwelt folgt die "Modelzucht" im Teenageralter, in dem Frauen sich freiwillig sexistischen Bildwelten unterwerfen, um endlich bei Germany's Next Topmodel zu landen. Im Erwachsenenalter erliegen sie dann reihenweise der "Liebeslist" und geben Beruf und Freiheit auf für einen Mann.
"Das Kümmersyndrom" lässt ihnen dann dem Liebsten den Haushalt machen, und sobald sie dem "Hormonkomplott" verfallen sind und Nachwuchs da ist, gleiten sie langsam in die "Komfortzone" ab, wo die Wäsche gewaschen werden muss, die Kinder betreut und das Einkommen des Mannes verwaltet. So weit, so 50er-Jahre.
Männer tauchen bei Mika nur am Rande auf, als Verführer und Forderer und Ausbeuter. Frauen jedoch sind nicht Opfer, sondern Mittäterinnen, die an allen von Mika aufgezeigten Wegkreuzungen der klassischen weiblichen Biografie die Möglichkeit haben, sich gegen die Weibchenrolle und für ein selbst bestimmtes Leben zu entscheiden.
Dass jeder seines Glückes Schmied, und es die Aufgabe jeder Frau ist, Verantwortung für ihr eigenes Leben zu übernehmen, ist eine Binsenweisheit, die trotzdem nicht oft genug wiederholt werden kann. Wie lernen junge Mädchen, mit den komplexen und widersprüchlichen Anforderungen der Gegenwart zu Recht zu kommen – sei sexy und seriös, erfolgreich und entspannt, selbstverwirklicht und anschmiegsam? Was nützt die Macht, wenn sich junge, gut ausgebildete Frauen weigern, sie zu ergreifen? Wie lassen sich Beruf und Kinder vereinbaren, wenn es immer noch zu wenige Strukturen gibt, die diese Balance unterstützen?
Diese Fragen sind so wichtig wie aktuell. Doch leider geht die Autorin mit ihrem omnipräsenten "wir Frauen" einen allzu großen Schritt hinter jene ausdifferenzierten Frauenbilder und Diskussionen zurück, die sich in gehaltvolleren Publikationen schon mit dem herumschlagen, was bei Mika nur als vage Verheißung am Horizont erscheint – "dem Schock der frischen kalten Außenluft".
Besprochen von Ariadne von Schirach
Bascha Mika: Die Feigheit der Frauen. Rollenfallen und Geiselmentalität. Eine Streitschrift wider den Selbstbetrug
C. Bertelsmann Verlag, München 2011
256 Seiten, 14,99 Euro