Der Weg zur Eleganz
Die französische Mode-Ikone Inès de la Fressange lüftet in ihrem Stilratgeber das Geheimnis der Pariser Eleganz, das ihrer Ansicht nach darin besteht, "chic" und "cheap" zu mixen. Neben Tipps und Tricks in Sachen Mode und Lifestyle enthält das Buch auch jede Menge Shopping-Adressen.
Abendkleid mit offenen Sandalen, Jeanshemd mit Diamantencollier - für Inès de la Fressange liegt die Kunst der Mode in der Kunst der ungewöhnlichen Kombination. Modische Perfektion verachtend, plädiert sie für den lässigen Stil der Pariserin der Rive Gauche, des linken Seine-Ufers, wo sich traditionell Linke, Künstler und Intellektuelle zuhause fühlen. Denn Mode ist für Fressange vor allem eine Sache der Einstellung: Die "Uniformen der Snobs" müssen stets leicht verändert, dem klassisch-strengen Look ein kleines, schräges Detail hinzugefügt werden. Nichts ist für das ehemalige Supermodel langweiliger als der Total-Look von der Stange.
Laut Fressange kopiert die Pariserin Modetrends niemals sklavisch, dennoch ist sie natürlich auf dem Laufenden, was gerade "in" ist: Stöckeln Models in einem Jahr beispielsweise in Tiermuster gehüllt über den Laufsteg, fügt die Pariserin ihrem schlichten Look aus weißen Jeans und dunkelblauem Kaschmirpullover ein Accessoire hinzu, etwa eine Handtasche mit Tiermustern. Das reicht laut Inès de la Fressange völlig, um zu zeigen, dass sie die Trends beherrscht. Die Garderobe einer Pariserin bestehe aus günstigen Basics, Reiseerrungenschaften und wenigen Luxusartikeln - "eigentlich ganz einfach", befindet die Fachfrau Fressange.
Und sie muss es wissen: Inès de la Fressange begründete in den 1980er-Jahren den Kult des Supermodels, als sie 1983 den ersten Exklusivvertrag beim Modehaus Chanel unterzeichnete. Als Muse des Chefdesigners Karl Lagerfeld stieg sie zum Inbegriff französischer Eleganz auf - bis sie sich nach einem legendären Streit mit dem Modehaus überwarf: Als Fressange 1989 zum Gesicht der "Marianne" gewählt wurde, stand sie für die Nationalfigur der Französischen Republik Modell. Karl Lagerfeld war "not amused" - zu vulgär befand er die Vorstellung, ein "Denkmal" einzukleiden. Damit war Fressanges Karriere bei Chanel vorerst beendet, doch ihr Status als Mode-Ikone bleibt bis heute ungebrochen.
"Pariser Chic" von Inès de la Fressanges und der Modejournalistin Sophie Gachet ist leicht geschrieben und verspielt gestaltet. Das Buch wirkt wie ein persönliches Notizheft - Überschriften sind mit einem Textmarker bunt markiert, Tipps auf kleinen Zetteln an imaginäre Pinnwände geheftet. Trotz zahlreicher Adressen fürs Online-Shopping macht das Buch Lust auf einen Ausflug nach Paris: Mit Fressanges Ratgeber in der Tasche gibt es jede Menge Boutiquen, Möbelhäuser oder Bistros zu entdecken. Doch wer trotz Befolgen aller Regeln noch immer nicht aussieht wie eine Pariserin - der muss vielleicht einsehen, dass es ein paar Geheimnisse gibt, die selbst das Buch der großen Fressange nicht zu enthüllen vermag ... Ein lesenswerter, amüsanter Ratgeber, der Lust auf Mode macht. Dabei ist Fressanges Lob der lässigen Eleganz vom deutschen Perfektionismus-Diskurs à la Heidi Klums "Germanys Next Topmodel" eine wohltuende Galaxie weit entfernt.
Rezensiert von Tabea Grzeszyk
Inès de la Fressange, Sophie Gachet: Pariser Chic. Der Style Guide.
Übersetzt von Ursula Held und Elsbeth Ranke
Knesebeck-Verlag, München 2011
240 Seiten, 24,95 Euro
Laut Fressange kopiert die Pariserin Modetrends niemals sklavisch, dennoch ist sie natürlich auf dem Laufenden, was gerade "in" ist: Stöckeln Models in einem Jahr beispielsweise in Tiermuster gehüllt über den Laufsteg, fügt die Pariserin ihrem schlichten Look aus weißen Jeans und dunkelblauem Kaschmirpullover ein Accessoire hinzu, etwa eine Handtasche mit Tiermustern. Das reicht laut Inès de la Fressange völlig, um zu zeigen, dass sie die Trends beherrscht. Die Garderobe einer Pariserin bestehe aus günstigen Basics, Reiseerrungenschaften und wenigen Luxusartikeln - "eigentlich ganz einfach", befindet die Fachfrau Fressange.
Und sie muss es wissen: Inès de la Fressange begründete in den 1980er-Jahren den Kult des Supermodels, als sie 1983 den ersten Exklusivvertrag beim Modehaus Chanel unterzeichnete. Als Muse des Chefdesigners Karl Lagerfeld stieg sie zum Inbegriff französischer Eleganz auf - bis sie sich nach einem legendären Streit mit dem Modehaus überwarf: Als Fressange 1989 zum Gesicht der "Marianne" gewählt wurde, stand sie für die Nationalfigur der Französischen Republik Modell. Karl Lagerfeld war "not amused" - zu vulgär befand er die Vorstellung, ein "Denkmal" einzukleiden. Damit war Fressanges Karriere bei Chanel vorerst beendet, doch ihr Status als Mode-Ikone bleibt bis heute ungebrochen.
"Pariser Chic" von Inès de la Fressanges und der Modejournalistin Sophie Gachet ist leicht geschrieben und verspielt gestaltet. Das Buch wirkt wie ein persönliches Notizheft - Überschriften sind mit einem Textmarker bunt markiert, Tipps auf kleinen Zetteln an imaginäre Pinnwände geheftet. Trotz zahlreicher Adressen fürs Online-Shopping macht das Buch Lust auf einen Ausflug nach Paris: Mit Fressanges Ratgeber in der Tasche gibt es jede Menge Boutiquen, Möbelhäuser oder Bistros zu entdecken. Doch wer trotz Befolgen aller Regeln noch immer nicht aussieht wie eine Pariserin - der muss vielleicht einsehen, dass es ein paar Geheimnisse gibt, die selbst das Buch der großen Fressange nicht zu enthüllen vermag ... Ein lesenswerter, amüsanter Ratgeber, der Lust auf Mode macht. Dabei ist Fressanges Lob der lässigen Eleganz vom deutschen Perfektionismus-Diskurs à la Heidi Klums "Germanys Next Topmodel" eine wohltuende Galaxie weit entfernt.
Rezensiert von Tabea Grzeszyk
Inès de la Fressange, Sophie Gachet: Pariser Chic. Der Style Guide.
Übersetzt von Ursula Held und Elsbeth Ranke
Knesebeck-Verlag, München 2011
240 Seiten, 24,95 Euro