Der Westsahara-Konflikt im Film
Zwei spanische Filme setzen sich mit dem Konflikt in der Westsahara, einer ehemaligen spanischen Kolonie, auseinander. "Los hijos de las nubes" (Die Söhne der Wolken) wurde von dem international bekannten spanischen Schauspieler Javier Bardem produziert. Er erzählt die Geschichte der Auseinandersetzungen seit 1975 bis in die Gegenwart. Der Spielfilm "Wilaya" berichtet von einer jungen Frau, die nach jahrelangem Exil in Spanien wieder in die Flüchtlingslager zurückkehrt.
Javier Bardem: "2008 war ich auf dem Fisahara Filmfestival, das ist ein Festival mitten in der Wüste, das wird von spanischen Filmemachern und internationalen Hilfsorganisationen gemacht, da werden Filme geschaut, aber wichtig ist, dass man dort mit den Menschen lebt, sie kennenlernt, in ihrer ganzen Würde und plötzlich ein Gefühl für die ganze Ungerechtigkeit ihrer Lebenssituation bekommt."
In "Los hijos de las nubes" (Die Söhne der Wolken) richtet sich Javier Bardem an ein internationales Publikum. Der Schauspieler macht sich zum Anwalt der Sahrauri, dem Volk der Westsahara, von dem zwei Drittel im Exil leben: die meisten von ihnen in Flüchtlingscamps in der südalgerischen Wüste.
Mit Archivmaterialien, Zeitzeugenaussagen und aktuellen Fernsehbildern erzählt der Film die Geschichte des Westsahara Konfliktes: vom Abzug der Spanier 1975 und der Annektierung der Region durch Marokko. Er erzählt, wie der Kampf um Unabhängigkeit zwischen die Fronten des Kalten Krieges geriet und dann einfach vergessen wurde.
Javier Bardem kämpft gegen dieses Vergessen, wenn er vor der UNO für die Selbstbestimmung der Westsahara eintritt, oder als Redner auf einer Demonstration, nach den Übergriffen marokkanischer Polizei Menschenrechtverletzungen anklagt: Wie viel Schreckliches, so Bardem, müsse noch geschehen, damit die Internationale Staatengemeinschaft beginnt, die Sahraui zu schützen?
Javier Bardem führt den Zuschauer an der Hand durch einen Agitprop-Film für die gute Sache. Dabei bleiben alle Entwicklungen, die nicht in das Schema passen außen vor, etwa die Reformen in Marokko in den letzten Jahren seit dem Thronwechsel. Am Ende bleibt "Los hijos de las nubes" ein didaktischer Propagandafilm, der manche Gedächtnislücke schließt, aber keine Zwischentöne zulässt. Ein Film, der vermutlich ohne das Engagement und die Präsenz eines internationalen Stars wie Javier Bardem, über die hermetischen Verleihzirkel militanter Solidarität hinaus nicht bekannt werden würde.
Einen ganz anderen Weg versucht der spanische Film "Wilaya", benannt nach dem Flüchtlingslager, in dem er gedreht wurde. Angesichts der elenden Lebensverhältnisse in den Camps sei die Versuchung sehr stark, auf die Schablonen konventioneller Propagandaweisheiten zurückzugreifen, sagt Regisseur Pedro Perez Rosado:
Pedro Pérez Rosado: "Es ist schwer darauf zu verzichten, aber ich habe bereits einige Filme zum Thema gemacht und mittlerweile steht für mich die menschliche Dimension des Konfliktes im Vordergrund: die Entwicklung der Menschen durch den Krieg, die sich in der Kommunikation, in ihren Medien, in ihrem Alltag, in diesem ganzen täglichen Elend in den Camps niederschlagen."
Der Dokumentarfilmer Pedro Perez Rosado inszeniert mit Laienschauspielern aus den Camps die Geschichte einer Rückkehr und einer Konfrontation unterschiedlicher Lebensentwürfe:
Pedro Pérez Rosado: "Das ist die dritte Generation, die bereits in den Camps geboren wurde. Einige von ihnen wurden außerhalb aufgezogen, andere haben die Lager nie verlassen. Da prallen die unterschiedlichsten Erfahrungen und Auffassungen aufeinander. Aber auch in den besetzten Gebieten ist eine dritte Generation junger Marokkaner herangewachsen. Wenn ich durch die Arbeit an diesem Film etwas gelernt habe, dann ist es die Wichtigkeit der Versöhnung. Heute muss man die unterschiedlichen Positionen zusammen führen, damit es für dieses Volk auch einen wirklichen Frühling gibt – jenseits von Exil und Unterdrückung."
"Wilaya" erzählt von Fatimetu, einer jungen Frau, die nach 16 Jahren aus Spanien in das Sahara-Flüchtlingscamp zurückkehrt, in dem sie als Kind lebte. Hauptdarstellerin Nadhira Mohamed findet hier auch das Lebensgefühl ihrer Generation wieder:
"Fatimetu erlebt eine sehr komplizierte Wirklichkeit, wenn sie nach Jahren in die Camps ihrer Kindheit zurückkehrt, ihre Mutter ist tot, ihre Schwester stark körperlich behindert, der ältere Bruder will sie beherrschen. Aber Fatimetu setzt sich durch, trotz einer tiefen inneren Traurigkeit und hier finde ich viele Frauen meiner Generation wieder."
"Wilaya" zeigt einen komplexen Mikrokosmos, in dem sich unspektakulär, aber eindringlich die traurigen Lebensbedingungen eines ganzen Volkes widerspiegelt, und das hinterlässt einen stärkeren Eindruck als Kriegstrommeln politischer Propaganda und seien sie auch von Stars besetzt.
Links bei dradio.de:
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In "Los hijos de las nubes" (Die Söhne der Wolken) richtet sich Javier Bardem an ein internationales Publikum. Der Schauspieler macht sich zum Anwalt der Sahrauri, dem Volk der Westsahara, von dem zwei Drittel im Exil leben: die meisten von ihnen in Flüchtlingscamps in der südalgerischen Wüste.
Mit Archivmaterialien, Zeitzeugenaussagen und aktuellen Fernsehbildern erzählt der Film die Geschichte des Westsahara Konfliktes: vom Abzug der Spanier 1975 und der Annektierung der Region durch Marokko. Er erzählt, wie der Kampf um Unabhängigkeit zwischen die Fronten des Kalten Krieges geriet und dann einfach vergessen wurde.
Javier Bardem kämpft gegen dieses Vergessen, wenn er vor der UNO für die Selbstbestimmung der Westsahara eintritt, oder als Redner auf einer Demonstration, nach den Übergriffen marokkanischer Polizei Menschenrechtverletzungen anklagt: Wie viel Schreckliches, so Bardem, müsse noch geschehen, damit die Internationale Staatengemeinschaft beginnt, die Sahraui zu schützen?
Javier Bardem führt den Zuschauer an der Hand durch einen Agitprop-Film für die gute Sache. Dabei bleiben alle Entwicklungen, die nicht in das Schema passen außen vor, etwa die Reformen in Marokko in den letzten Jahren seit dem Thronwechsel. Am Ende bleibt "Los hijos de las nubes" ein didaktischer Propagandafilm, der manche Gedächtnislücke schließt, aber keine Zwischentöne zulässt. Ein Film, der vermutlich ohne das Engagement und die Präsenz eines internationalen Stars wie Javier Bardem, über die hermetischen Verleihzirkel militanter Solidarität hinaus nicht bekannt werden würde.
Einen ganz anderen Weg versucht der spanische Film "Wilaya", benannt nach dem Flüchtlingslager, in dem er gedreht wurde. Angesichts der elenden Lebensverhältnisse in den Camps sei die Versuchung sehr stark, auf die Schablonen konventioneller Propagandaweisheiten zurückzugreifen, sagt Regisseur Pedro Perez Rosado:
Pedro Pérez Rosado: "Es ist schwer darauf zu verzichten, aber ich habe bereits einige Filme zum Thema gemacht und mittlerweile steht für mich die menschliche Dimension des Konfliktes im Vordergrund: die Entwicklung der Menschen durch den Krieg, die sich in der Kommunikation, in ihren Medien, in ihrem Alltag, in diesem ganzen täglichen Elend in den Camps niederschlagen."
Der Dokumentarfilmer Pedro Perez Rosado inszeniert mit Laienschauspielern aus den Camps die Geschichte einer Rückkehr und einer Konfrontation unterschiedlicher Lebensentwürfe:
Pedro Pérez Rosado: "Das ist die dritte Generation, die bereits in den Camps geboren wurde. Einige von ihnen wurden außerhalb aufgezogen, andere haben die Lager nie verlassen. Da prallen die unterschiedlichsten Erfahrungen und Auffassungen aufeinander. Aber auch in den besetzten Gebieten ist eine dritte Generation junger Marokkaner herangewachsen. Wenn ich durch die Arbeit an diesem Film etwas gelernt habe, dann ist es die Wichtigkeit der Versöhnung. Heute muss man die unterschiedlichen Positionen zusammen führen, damit es für dieses Volk auch einen wirklichen Frühling gibt – jenseits von Exil und Unterdrückung."
"Wilaya" erzählt von Fatimetu, einer jungen Frau, die nach 16 Jahren aus Spanien in das Sahara-Flüchtlingscamp zurückkehrt, in dem sie als Kind lebte. Hauptdarstellerin Nadhira Mohamed findet hier auch das Lebensgefühl ihrer Generation wieder:
"Fatimetu erlebt eine sehr komplizierte Wirklichkeit, wenn sie nach Jahren in die Camps ihrer Kindheit zurückkehrt, ihre Mutter ist tot, ihre Schwester stark körperlich behindert, der ältere Bruder will sie beherrschen. Aber Fatimetu setzt sich durch, trotz einer tiefen inneren Traurigkeit und hier finde ich viele Frauen meiner Generation wieder."
"Wilaya" zeigt einen komplexen Mikrokosmos, in dem sich unspektakulär, aber eindringlich die traurigen Lebensbedingungen eines ganzen Volkes widerspiegelt, und das hinterlässt einen stärkeren Eindruck als Kriegstrommeln politischer Propaganda und seien sie auch von Stars besetzt.
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