Der "Wilde Westen des Hörens"
Güterzüge sind die Hauptfeinde vieler Menschen im Tal der Loreley, denn durch ihren Lärm stirbt jede Rheinromantik. Weil es dieses Problem aber nicht nur am Mittelrhein gibt, trafen sich 40 Initiativen aus Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden in Boppard zum Bahnlärmkongress.
"Teller, Tassen fallen aus dem Schrank, das ist normal."
"Dieser Lärm vertreibt die Anwohner aus dem Tal."
"Das akustische Manifest.
Es ist Zeit abzurechnen.
Und der Ort der Abrechung ist hier.
Lärm, Lärm , Lärm.
Der wilde Westen des Hörens."
Der Komponist Peter Androsch dachte ursprünglich wohl nicht an Boppard, als er sein "akustisches Manifest" verfasste. Doch heute - beim internationalen Bopparder Bahnlärmkongress - schien es, als habe Androsch mit dem "Wilden Westen des Hörens" in seinem Manifest nicht die gesamte industrialisierte westliche Welt gemeint, sondern ganz speziell die lärmgeplagte Kleinstadt im tief eingeschnittenen Weltkulturerbe Mittelrheintal. Androsch berichtete in Boppard von seinem Projekt "Hörstadt", das er als Leiter der Kulturhauptstadt Linz 2009 inszenierte. Der Künstler Androsch verfolgt damit ein gesellschaftliches Ziel:
"Die Thematisierung des akustischen Raumes und der Versuch, den akustischen Raum zu einem politischen Raum zu machen und bewusst zu machen, dass wir über das Ohr im tiefsten und vierundzwanzig Stunden am Tag und in jeder Sekunde zutiefst verletzbar sind und zutiefst zugänglich und offen sind. Und diese Tatsache ist gesellschaftlich nicht ausreichend bewusst und eröffnet natürlich allen, den Wohlgesinnten und den Nichtwohlgesinnten einen Zugang zu unserem Körper und damit zu unserer Seele.
Kinder haben Angst vor diesen Ungeheuern, die mit Zwei-viertausend Tonnen da vorbeirauschen. Das heißt, die die in diesem Bereich Wohnen, werden nachts wach, haben Albträume, werden wach, rufen die Eltern zu Hilfe, gehen bei den Eltern ins Bett hinein, weil sie eben nicht mehr alleine Schlafen wollen aufgrund dieser ungeheuren Erschütterungen und Lärmereignisse."
"Schall ist die neue Waffe der Macht.
Schall ist zur Strahlung geworden.
Das Volk wird mit Schall bestrahlt
Und apathisch und blöd gemacht.
An jedem Ort, zu jeder Zeit
Und unter allem Umständen."
Für Peter Androsch ist nicht zuerst die Kunst das Feld, auf dem der Schall und seine Folgen thematisiert werden muss, betonte der Komponist heute in Boppard. Schon im Rahmen der Kulturhauptstadt Linz suchte er für sein "Hörstadt-Projekt" die Zusammenarbeit mit Wirtschaft, Gewerkschaften und Kirchen, um eine möglichst breite gesellschaftliche Front gegen die Verschmutzung des akustischen Raumes auf die Beine zu bringen:
"Weil wir in der Sensibilisierung der Bevölkerung mit zwei Problemfeldern konfrontiert sind (…) das eine sind die begrenzten Finanzmittel und das zweite ist die totale Unbewusstheit des Hörvorganges, die kann man mit noch so großen Kampagnen nur ganz schwer überwinden."
Es sei denn, der Leidensdruck ist so hoch wie im engen Mittelrheintal, wo Güterzüge beinahe im Minutentakt Tag und Nacht nur wenige Meter von den Häusern entfernt vorbeidonnern. Wenn der neue Gotthard-Bahntunnel in der Schweiz in einigen Jahren in Betrieb geht, wird sich der Güterverkehr im Rheintal vervierfachen. Ob dann noch der UNECSO-Weltkulturerbetitel zu halten ist, den das Tal erst 2002 bekommen hat? Frank Gross, Organisator des Bahnlärmkongresses, hat Zweifel:
"Orte wie Stolzenfels, Hirzenach und so weiter, das sind Orte, die können mit diesem Bahnlärm nicht mehr existieren. Das bedeutet auch, dass die Bauwerke zerfallen, weil man in sie nicht mehr investieren kann. Wir haben vor allem keine Nutzung, wir haben hier in Boppard das Kloster Marienthal, ein riesiges Gebäude, stadtbildprägend, ganz entscheidend, völlig zerfallen und es gibt keine Nutzung dafür und deshalb auch kein Geld dafür. Und deshalb wird hier ein Baudenkmal nach dem anderen zugrunde gehen und deshalb wird auch die UNESCO auf Dauer den Welterbetitel nicht aufrechterhalten können, wenn es nicht gelingt, diesem Tal seine einzige Chance und das ist nun mal der Tourismus, so zu geben, das es wieder einen Erholungs- und Lebenswert bekommt."
Auch die rheinland-pfälzische Landesregierung sorgt sich um den UNESCO-Welterbestatus des Tals der Loreley. Das machte Wirtschafts- und Weinbauminister Hendrik Hering (SPD) beim Bahnlärmkongress deutlich:
"Der massive Schienenlärm, wenn er anhält, bringt in derTtat eine Gefährdung des Weltkulturerbes, nicht nur vom Status her, auch de facto, weil Initiativen für den Tourismus schwer erfolgreich umsetzbar sind bei dem massiven Schienenlärm, junge Menschen auch die Bereitschaft verlieren, am Mittelrheintal zu wohnen, deswegen ist die Frage des Schienenlärms insgesamt ganz entscheidend für die Zukunft des Mittelrheintales insgesamt und damit auch für die Zukunft des Weltkulturerbes."
Noch einmal das "Akustisches Manifest":
"Der Mensch hat deshalb auch das Recht, durch das, was in seine Ohren eindringt, nicht krank zu werden. Und noch viel mehr: Er hat auch das Recht, bei dem, was in seine Ohren eindringt, demokratisch mitzubestimmen und es selbst mit zu gestalten.
Wir veröffentlichen dieses Manifest, damit der akustische Raum endlich auch ein politischer Raum wird. Wir fordern eine neue Politik! Hören ist Leben!"
"Dieser Lärm vertreibt die Anwohner aus dem Tal."
"Das akustische Manifest.
Es ist Zeit abzurechnen.
Und der Ort der Abrechung ist hier.
Lärm, Lärm , Lärm.
Der wilde Westen des Hörens."
Der Komponist Peter Androsch dachte ursprünglich wohl nicht an Boppard, als er sein "akustisches Manifest" verfasste. Doch heute - beim internationalen Bopparder Bahnlärmkongress - schien es, als habe Androsch mit dem "Wilden Westen des Hörens" in seinem Manifest nicht die gesamte industrialisierte westliche Welt gemeint, sondern ganz speziell die lärmgeplagte Kleinstadt im tief eingeschnittenen Weltkulturerbe Mittelrheintal. Androsch berichtete in Boppard von seinem Projekt "Hörstadt", das er als Leiter der Kulturhauptstadt Linz 2009 inszenierte. Der Künstler Androsch verfolgt damit ein gesellschaftliches Ziel:
"Die Thematisierung des akustischen Raumes und der Versuch, den akustischen Raum zu einem politischen Raum zu machen und bewusst zu machen, dass wir über das Ohr im tiefsten und vierundzwanzig Stunden am Tag und in jeder Sekunde zutiefst verletzbar sind und zutiefst zugänglich und offen sind. Und diese Tatsache ist gesellschaftlich nicht ausreichend bewusst und eröffnet natürlich allen, den Wohlgesinnten und den Nichtwohlgesinnten einen Zugang zu unserem Körper und damit zu unserer Seele.
Kinder haben Angst vor diesen Ungeheuern, die mit Zwei-viertausend Tonnen da vorbeirauschen. Das heißt, die die in diesem Bereich Wohnen, werden nachts wach, haben Albträume, werden wach, rufen die Eltern zu Hilfe, gehen bei den Eltern ins Bett hinein, weil sie eben nicht mehr alleine Schlafen wollen aufgrund dieser ungeheuren Erschütterungen und Lärmereignisse."
"Schall ist die neue Waffe der Macht.
Schall ist zur Strahlung geworden.
Das Volk wird mit Schall bestrahlt
Und apathisch und blöd gemacht.
An jedem Ort, zu jeder Zeit
Und unter allem Umständen."
Für Peter Androsch ist nicht zuerst die Kunst das Feld, auf dem der Schall und seine Folgen thematisiert werden muss, betonte der Komponist heute in Boppard. Schon im Rahmen der Kulturhauptstadt Linz suchte er für sein "Hörstadt-Projekt" die Zusammenarbeit mit Wirtschaft, Gewerkschaften und Kirchen, um eine möglichst breite gesellschaftliche Front gegen die Verschmutzung des akustischen Raumes auf die Beine zu bringen:
"Weil wir in der Sensibilisierung der Bevölkerung mit zwei Problemfeldern konfrontiert sind (…) das eine sind die begrenzten Finanzmittel und das zweite ist die totale Unbewusstheit des Hörvorganges, die kann man mit noch so großen Kampagnen nur ganz schwer überwinden."
Es sei denn, der Leidensdruck ist so hoch wie im engen Mittelrheintal, wo Güterzüge beinahe im Minutentakt Tag und Nacht nur wenige Meter von den Häusern entfernt vorbeidonnern. Wenn der neue Gotthard-Bahntunnel in der Schweiz in einigen Jahren in Betrieb geht, wird sich der Güterverkehr im Rheintal vervierfachen. Ob dann noch der UNECSO-Weltkulturerbetitel zu halten ist, den das Tal erst 2002 bekommen hat? Frank Gross, Organisator des Bahnlärmkongresses, hat Zweifel:
"Orte wie Stolzenfels, Hirzenach und so weiter, das sind Orte, die können mit diesem Bahnlärm nicht mehr existieren. Das bedeutet auch, dass die Bauwerke zerfallen, weil man in sie nicht mehr investieren kann. Wir haben vor allem keine Nutzung, wir haben hier in Boppard das Kloster Marienthal, ein riesiges Gebäude, stadtbildprägend, ganz entscheidend, völlig zerfallen und es gibt keine Nutzung dafür und deshalb auch kein Geld dafür. Und deshalb wird hier ein Baudenkmal nach dem anderen zugrunde gehen und deshalb wird auch die UNESCO auf Dauer den Welterbetitel nicht aufrechterhalten können, wenn es nicht gelingt, diesem Tal seine einzige Chance und das ist nun mal der Tourismus, so zu geben, das es wieder einen Erholungs- und Lebenswert bekommt."
Auch die rheinland-pfälzische Landesregierung sorgt sich um den UNESCO-Welterbestatus des Tals der Loreley. Das machte Wirtschafts- und Weinbauminister Hendrik Hering (SPD) beim Bahnlärmkongress deutlich:
"Der massive Schienenlärm, wenn er anhält, bringt in derTtat eine Gefährdung des Weltkulturerbes, nicht nur vom Status her, auch de facto, weil Initiativen für den Tourismus schwer erfolgreich umsetzbar sind bei dem massiven Schienenlärm, junge Menschen auch die Bereitschaft verlieren, am Mittelrheintal zu wohnen, deswegen ist die Frage des Schienenlärms insgesamt ganz entscheidend für die Zukunft des Mittelrheintales insgesamt und damit auch für die Zukunft des Weltkulturerbes."
Noch einmal das "Akustisches Manifest":
"Der Mensch hat deshalb auch das Recht, durch das, was in seine Ohren eindringt, nicht krank zu werden. Und noch viel mehr: Er hat auch das Recht, bei dem, was in seine Ohren eindringt, demokratisch mitzubestimmen und es selbst mit zu gestalten.
Wir veröffentlichen dieses Manifest, damit der akustische Raum endlich auch ein politischer Raum wird. Wir fordern eine neue Politik! Hören ist Leben!"