Wie Nick Cave zum Comic-Helden wird
Vor einigen Jahren hat er eine großartige Comic-Biografie über Johnny Cash verfasst. Jetzt arbeitet der Berliner Zeichner Reinhard Kleist an einer Graphic Novel über Nick Cave. Vincent Neumann hat nachgefragt, was ihn an musikalischen Hauptfiguren reizt.
Eine somalische Leichtathletin, ein jüdischer Boxer oder auch Kubas ehemaliges Staatsoberhaupt Fidel Castro – sie alle wurden in den Händen des preisgekrönten Berliner Künstlers Reinhard Kleist schon zu Comicfiguren. Dessen eigentliche Leidenschaft gehört allerdings – spätestens seit seiner Johnny Cash-Comic-Biografie "I See A Darkness" aus dem Jahr 2006 – der Musik, beziehungsweise bestimmten Musikern:
"In erster Linie ist es so, dass es mich interessiert, wenn es Geschichtenerzähler sind, die ihre Musik auch dazu benutzen, um Stories zu entwerfen und uns Geschichten nahezubringen. Und das versuche ich dann umzusetzen in den Zeichnungen."
Die Songs als Geschichten sichtbar machen
"Bei dem Johnny Cash-Comic gibt es ja einige Illustrationen von Songs da drin, wo ich die Geschichten von den Songs in so Kurzgeschichten in den Comic eingebaut habe, um den Leuten so ein Gefühl für die Musik zu vermitteln, um die es da geht. Das ist in erster Linie entstanden, weil ich mir Gedanken gemacht habe: Ein Comic über Johnny Cash – wie kann ich jetzt die Musik sichtbar machen?"
Auf den "Man in Black" folgte der "King" des Rock 'n' Roll, Elvis Presley:
"Ich hatte dann auch ganz viele Anfragen und Angebote gehabt: So, jetzt wäre doch mal Bob Dylan dran, zum Beispiel. Daraus ist auch so ein bisschen der Elvis-Comic entstanden, der eher eine Anthologie ist – also keine durchgängig gezeichnete Comic-Biografie."
Nick Cave - selbst ein Geschichtenerzähler
Aktuell arbeitet Reinhard Kleist an einer Graphic Novel über Nick Cave und dessen Berliner Zeit. Dazu ist er auch mit Cave selbst im Austausch, der ihm Feedback zu seiner Arbeit gibt:
"Ich bin eigentlich eher durch Zufall wieder auf Nick Cave gekommen. Und zwar hab ich Platten von ihm gehört und dachte: Na ja, irgendwie scheint er ja schon ein Geschichten-Erzähler zu sein. Und dann hab ich mit Leuten drüber geredet, und plötzlich hat sich ein Weg aufgemacht, und dann hatte ich auf einmal Kontakt zu ihm. Ich hab ihm meine Idee geschildert und erwartete eigentlich nicht viel – er kriegt ja solche Anfragen wahrscheinlich jede Woche. Dann hat er sich aber persönlich bei mir gemeldet und hat gesagt, dass er es eine gute Idee findet und dass er auch gerne ein bisschen Input geben würde. Da war ich natürlich auf 180 und hab losgelegt!"
Auf seinem Blog veröffentlicht Kleist immer wieder Zeichnungen, Bilder und Skizzen zum laufenden Projekt. Den ziemlich langwierigen Prozess der Entstehung und den aktuellen Stand kann man im Internet mitverfolgen und kommentieren. Erscheinen wird die Graphic Novel wohl nicht vor 2017...