Design ist überall
Seit zwei Jahrzehnten verwandelt die Designschau "Passagen" die Kölner Innenstadt für eine Woche im Januar, parallel zur Internationalen Möbelmesse, in eine Flaniermeile, auf der man Beleuchtungsobjekte und Gebrauchsgegenstände kennenlernen kann, die direkt aus den Werkstätten der Kreativen in aller Welt an den Rhein gekommen sind. 190 Einzelstellungen in Ladenlokalen, Hotels, Kneipen und Galerien zeigen in diesem Jahr aktuelle Trends, internationale Designer stellen hier selbst ihre Arbeiten vor.
Knapp eine Stunde nach der Eröffnung herrscht schon reger Betrieb auf der Designers Fair. Ein Verwaltungsgebäude aus der Gründerzeit mit dem müden Charme bröckelnder Eleganz bietet die Kulisse für junges deutsches Design. Das ehemals repräsentative Treppenhaus ist zur Lobby mit Bar und Café geworden, die verlassenen Büros auf den langen Fluren nutzen die Aussteller als Schauräume: Möbel, Mode, Licht, Glas und Porzellan kann man hier finden.
Sabine Voggenreiter: "Wir brauchen wirklich eine Plattform für junge deutsche Designer, die gibt es so nicht. Andere Nationen haben sich besser verkauft, und ich finde es an der Zeit, dass die jungen deutschen Designer stärker wahrgenommen werden."
Sabine Voggenreiter hat vor 20 Jahren die Passagen in Köln gegründet. Aus 18 Veranstaltungen im ersten Jahr sind inzwischen 190 geworden. Und fast jedes Jahr ist dabei ein neues Thema, ein eigener Akzent hinzugekommen.
"Es hat sich peu a peu entwickelt zu einem großen populären Programm rund um das Thema Design, das in den letzten 20 Jahren ne ganz andere Bedeutung bekommen und auch in der Öffentlichkeit ganz anders wahrgenommen wird als vor 20 Jahren."
Daran haben die Passagen ihren Anteil, meint Sabine Voggenreiter. Natürlich dienen sie der Verbreitung und auch der Vermarktung neuer Ideen im professionellen Rahmen, indem sie Designer und Produzenten zusammenbringen. In erster Linie aber bieten sie umfassende Möglichkeiten, sich über ein Thema zu informieren, mit dem jeder im Alltag zu tun hat: ob er eine Wohnung einrichtet, Gebrauchsgegenstände kauft oder Kleidungsstücke.
"Man kann die Sachen 1:1 sehen in einer Atmosphäre, in Inszenierungen und Interpretationen, die ich mir als Inspiration merken kann, und ich kann selber mit den Designern vor Ort sprechen, und wenn ich die richtigen Fragen stelle, da habe ich, wenn ich das über Jahre hinweg mache, einiges gelernt."
Die ursprüngliche Idee mit Ausstellungen in Läden, Cafés, Hotels, Kneipen, Galerien im ganzen Stadtgebiet führt nach wie vor in das Zentrum der Passagen, aber immer mehr interessante Seitenwege haben sich in den letzten Jahren geöffnet. Die Gruppenausstellung Designers Fair trägt dem Trend zur Bildung von Netzwerken Rechnung.
"Man kann es als Einzelkämpfer nicht so weit bringen, sich zu präsentieren, gerade die erste Stufe Richtung Öffentlichkeit, die muss man im Netzwerk realisieren, dass ist Konsens bei allen, die helfen sich gegenseitig, wenn mal einer eingeladen ist, nehmen die ihre Kollegen mit."
Netzwerke knüpfen die Passagen auch mit den seit einigen Jahren erfolgreichen Stadtteilprojekten, in denen sich Kreative aus verschiedenen Bereichen zusammenfinden und ihre Nachbarschaft in neuem Licht präsentieren. In diesem Jahr kommt der "Highway Europa" auf der Gladbacher Straße hinzu.
Ingo Stein: "Die Idee ist, dass man die Sachen und die Leute, die hier tätig sind, ein bisschen nach außen bringt, dass wir zusammen an einem Projekt arbeiten und in einer Woche Sachen, die hier entstehen, und Künstler, die hier wohnen, visuell machen, es ist ne lustige Mischung an Läden und Bars und Restaurants und genauso bunt sind die Leute, die hier arbeiten und leben."
Ingo Stein betreibt an der Gladbacher Straße "My Zoo", keine Tierhandlung, sondern ein Geschäft, in dem Buntes und Exotisches aus Mode und Möbeldesign zu sehen ist. In seinem Laden, in dem kurze, bunte, mit Tüll unterlegte Röcke wie Lampions von der Decke baumeln, treffen sich ein paar Nachbarn kurz vor dem Start der rund 50 Ausstellungen und Aktionen, die es im Laufe dieser Woche auf etwa 200 Straßenmetern geben wird.
Die Gladbacher Straße, direkte Zufahrt von der Autobahn in die Kölner Innenstadt, ist alles andere als eine schicke Designmeile. Viele der hohen Altbauten sind schmutzig-dunkel, von einigen Fassaden bröckelt der Putz, der Kiosk bietet Frühstück ab 6 Uhr. Aber seit der ehemals benachbarte Kölner Güterbahnhof dem MediaPark gewichen ist, haben sich viele Anwohner mit kreativen Berufen hier niedergelassen. Ilka Helmig zum Beispiel, Professorin an der Fachhochschule Aachen und Partnerin eines Grafikbüros auf der anderen Straßenseite. Während der Passagen wird sie mit einer Installation ihr Schaufenster in einen zweidimensionalen Raum verwandeln. Ihr gefällt an dieser Straße,
"dass es wie so Biotop geworden ist, das auf ne charmante Art, weil die Gladbacher Straße nicht so superzentral ist, aber doch mittendrin und der ganze visuelle, gestalterische Bereich so vor sich hinwuchern kann und das mitten in der Stadt."
Den Begriff Biotop nimmt der Landschaftsarchitekt Dirk Melzer wörtlich und macht sich während der Passagen auf eine Spurensuche nach Pflanzen, die vom benachbarten Bahndamm den Sprung in den urbanen Raum geschafft haben. Wer findet, dass das weit weg ist von dem, was man sich eigentlich so unter Design vorstellt, hat genau das Besondere der Kölner Passagen getroffen: Design ist überall zu entdecken - und die Möglichkeit für kreative Zusammenarbeit auch.
Bei den Vorbereitungen zu "Highway Europa" hat kürzlich Tom Kösel, Autor und Projektleiter eines Videoarchivs, nähere Bekanntschaft gemacht mit dem Wirt der Eckkneipe "Weißer Holunder", die durch ihr unverfälschtes 50er-Jahre-Ambiente Kultstatus hat in Köln. Gemeinsam werden sie jetzt Filme zeigen - der Jahreszeit entsprechend zum Thema Karneval - und dabei Häppchen im Food Design der Fünfziger servieren, mit richtig viel Mayonnaise.
Tom Kösel: "Wir wussten schon voneinander irgendwie, aber wenn man so ne gemeinsame Aktion macht, dann entstehen Synergien, die man vorher gar nicht geahnt hat oder sich vorstellen konnte, und neue Projekte oder neue Ideen. Die Straße sieht zwar nicht so schön aus, aber sie hat Potential, und ich weiß nicht, wen ich noch alles kennenlernen werde, aber ich denk mir, dass das ne spannende Sache wird."
Sabine Voggenreiter: "Wir brauchen wirklich eine Plattform für junge deutsche Designer, die gibt es so nicht. Andere Nationen haben sich besser verkauft, und ich finde es an der Zeit, dass die jungen deutschen Designer stärker wahrgenommen werden."
Sabine Voggenreiter hat vor 20 Jahren die Passagen in Köln gegründet. Aus 18 Veranstaltungen im ersten Jahr sind inzwischen 190 geworden. Und fast jedes Jahr ist dabei ein neues Thema, ein eigener Akzent hinzugekommen.
"Es hat sich peu a peu entwickelt zu einem großen populären Programm rund um das Thema Design, das in den letzten 20 Jahren ne ganz andere Bedeutung bekommen und auch in der Öffentlichkeit ganz anders wahrgenommen wird als vor 20 Jahren."
Daran haben die Passagen ihren Anteil, meint Sabine Voggenreiter. Natürlich dienen sie der Verbreitung und auch der Vermarktung neuer Ideen im professionellen Rahmen, indem sie Designer und Produzenten zusammenbringen. In erster Linie aber bieten sie umfassende Möglichkeiten, sich über ein Thema zu informieren, mit dem jeder im Alltag zu tun hat: ob er eine Wohnung einrichtet, Gebrauchsgegenstände kauft oder Kleidungsstücke.
"Man kann die Sachen 1:1 sehen in einer Atmosphäre, in Inszenierungen und Interpretationen, die ich mir als Inspiration merken kann, und ich kann selber mit den Designern vor Ort sprechen, und wenn ich die richtigen Fragen stelle, da habe ich, wenn ich das über Jahre hinweg mache, einiges gelernt."
Die ursprüngliche Idee mit Ausstellungen in Läden, Cafés, Hotels, Kneipen, Galerien im ganzen Stadtgebiet führt nach wie vor in das Zentrum der Passagen, aber immer mehr interessante Seitenwege haben sich in den letzten Jahren geöffnet. Die Gruppenausstellung Designers Fair trägt dem Trend zur Bildung von Netzwerken Rechnung.
"Man kann es als Einzelkämpfer nicht so weit bringen, sich zu präsentieren, gerade die erste Stufe Richtung Öffentlichkeit, die muss man im Netzwerk realisieren, dass ist Konsens bei allen, die helfen sich gegenseitig, wenn mal einer eingeladen ist, nehmen die ihre Kollegen mit."
Netzwerke knüpfen die Passagen auch mit den seit einigen Jahren erfolgreichen Stadtteilprojekten, in denen sich Kreative aus verschiedenen Bereichen zusammenfinden und ihre Nachbarschaft in neuem Licht präsentieren. In diesem Jahr kommt der "Highway Europa" auf der Gladbacher Straße hinzu.
Ingo Stein: "Die Idee ist, dass man die Sachen und die Leute, die hier tätig sind, ein bisschen nach außen bringt, dass wir zusammen an einem Projekt arbeiten und in einer Woche Sachen, die hier entstehen, und Künstler, die hier wohnen, visuell machen, es ist ne lustige Mischung an Läden und Bars und Restaurants und genauso bunt sind die Leute, die hier arbeiten und leben."
Ingo Stein betreibt an der Gladbacher Straße "My Zoo", keine Tierhandlung, sondern ein Geschäft, in dem Buntes und Exotisches aus Mode und Möbeldesign zu sehen ist. In seinem Laden, in dem kurze, bunte, mit Tüll unterlegte Röcke wie Lampions von der Decke baumeln, treffen sich ein paar Nachbarn kurz vor dem Start der rund 50 Ausstellungen und Aktionen, die es im Laufe dieser Woche auf etwa 200 Straßenmetern geben wird.
Die Gladbacher Straße, direkte Zufahrt von der Autobahn in die Kölner Innenstadt, ist alles andere als eine schicke Designmeile. Viele der hohen Altbauten sind schmutzig-dunkel, von einigen Fassaden bröckelt der Putz, der Kiosk bietet Frühstück ab 6 Uhr. Aber seit der ehemals benachbarte Kölner Güterbahnhof dem MediaPark gewichen ist, haben sich viele Anwohner mit kreativen Berufen hier niedergelassen. Ilka Helmig zum Beispiel, Professorin an der Fachhochschule Aachen und Partnerin eines Grafikbüros auf der anderen Straßenseite. Während der Passagen wird sie mit einer Installation ihr Schaufenster in einen zweidimensionalen Raum verwandeln. Ihr gefällt an dieser Straße,
"dass es wie so Biotop geworden ist, das auf ne charmante Art, weil die Gladbacher Straße nicht so superzentral ist, aber doch mittendrin und der ganze visuelle, gestalterische Bereich so vor sich hinwuchern kann und das mitten in der Stadt."
Den Begriff Biotop nimmt der Landschaftsarchitekt Dirk Melzer wörtlich und macht sich während der Passagen auf eine Spurensuche nach Pflanzen, die vom benachbarten Bahndamm den Sprung in den urbanen Raum geschafft haben. Wer findet, dass das weit weg ist von dem, was man sich eigentlich so unter Design vorstellt, hat genau das Besondere der Kölner Passagen getroffen: Design ist überall zu entdecken - und die Möglichkeit für kreative Zusammenarbeit auch.
Bei den Vorbereitungen zu "Highway Europa" hat kürzlich Tom Kösel, Autor und Projektleiter eines Videoarchivs, nähere Bekanntschaft gemacht mit dem Wirt der Eckkneipe "Weißer Holunder", die durch ihr unverfälschtes 50er-Jahre-Ambiente Kultstatus hat in Köln. Gemeinsam werden sie jetzt Filme zeigen - der Jahreszeit entsprechend zum Thema Karneval - und dabei Häppchen im Food Design der Fünfziger servieren, mit richtig viel Mayonnaise.
Tom Kösel: "Wir wussten schon voneinander irgendwie, aber wenn man so ne gemeinsame Aktion macht, dann entstehen Synergien, die man vorher gar nicht geahnt hat oder sich vorstellen konnte, und neue Projekte oder neue Ideen. Die Straße sieht zwar nicht so schön aus, aber sie hat Potential, und ich weiß nicht, wen ich noch alles kennenlernen werde, aber ich denk mir, dass das ne spannende Sache wird."