Designer Luigi Colani gestorben

Dickköpfiger Fan organischer Kurven

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Der Designer Luigi Colani trinkt aus einem Weinglas, das statt eines Stiels eine Vertiefung für den Daumen im Boden hat.
Der Designer Luigi Colani ist im Alter von 91 Jahren gestorben. © Picture Alliance / dpa / Horst Ossinger
Mateo Kries im Gespräch mit Shanli Anwar |
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Der Designer Luigi Colani ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Berühmt wurde Colani durch seine futuristischen Entwürfe, die die Formen der Natur nachbildeten. Er war ein "großer Solitär und Visionär", sagt Mateo Kries, Chef des Vitra-Design-Museums.
Der Designer Luigi Colani ist am Montag im Alter von 91 Jahren gestorben. Er galt als Vertreter des Bio-Designs mit seinen vielen organischen Kurven. Vor allem in Asien – besonders in Japan und China, wo er lehrte – wurde es deswegen verehrt. In Deutschland konnten sich seine Entwürfe indes nicht so recht durchsetzen.

Vertreter des Biomorphismus

Colani werde als "großer Solitär" und "streitbarer Geist" in Erinnerung bleiben, ist Mateo Kries, Direktor des Vitra-Design-Museums in Weil am Rhein, überzeugt.
"Ein Visionär, der in vielen Momenten seiner Laufbahn seiner Zeit voraus war und Dinge vorweggenommen hat. Dann aber auch jemand, der ein bisschen am Rande und vielleicht auch neben der Entwicklung des Designs stand."
Er habe es sich selbst oft nicht leicht gemacht, weil er sich oft gestritten und zuweilen auch überzogene Kritik geäußert habe.
Teeservice des deutsche Designers Luigi Colani - Dezember 1973. | Verwendung weltweit
Luigi Colani - Teeservice© dpa
Der gebürtige Berliner habe in der Tradition jener Designer gestanden, die von der Natur lernen wollten. Colani stand seit den 50er-Jahren in der Linie des Biomorphismus und sei einer seiner modernen Vertreter gewesen, sagt Kries. Die Idee dahinter sei, die Formen der Natur zu imitieren und deren Funktionalität auf die Objekte zu übertragen. Colani sei dem Biomorphismus seit den 50er-Jahren treugeblieben, ohne Moden mitzumachen.

Italienischer Name, deutsche Dickköpfigkeit

Colani hatte seinen bürgerlichen Vornamen Lutz in Luigi umbenannt, eine Reminiszenz an das italienischen Design, das in der Nachkriegszeit das Nonplusultra gewesen sei, erläutert Kries. Italien habe als Inbegriff des Stils und des Eleganten gegolten.
"Gleichzeitig war Colani in seiner Dickköpfigkeit dann doch wieder recht deutsch", so Kries.
(rzr)
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