Whiskey aus der Uckermark
Cornelia Bohn hat eine Brennerei in der Uckermark aus dem Dornröschenschlaf erweckt und widmet sich der Kunst der Destillation. Die gelernte Apothekerin brennt mit viel Leidenschaft "preußischen Whiskey" - 100 Liter Single pro Woche.
Cornelia Bohn setzt die Maische für ihren "Preussischen Whisky" an: Sie schüttet Biomalz von einer Mälzerei aus Bamberg in eine zwei Meter hohe Edelstahltonne.
Aus Süddeutschland stammt auch das Schmuckstück der Brennerei, die Bohn in einem ehemaligen Pferdestall im winzigen Weiler Schönermark gegründet hat: der 550-Liter-Brennkessel aus Kupfer und Edelstahl im Wert eines Eigenheims. Am Tag seiner Ankunft konnte Cornelia Bohn nicht dabei sein, weil sie Dienst in der Apotheke in einer nahen Kleinstadt hatte. Ihr eigentlicher Traumberuf war aber ein anderer:
"Ich wollte Bäcker werden. Alle Stellen waren schon vergeben. Das hat mich fasziniert, weil ich da etwas hergestellt habe. Die Faszination, irgendwas in der Hand zu halten, was man selber kreiert hat. Ich denke mal, dass es das ist."
Statt Torten und Kuchen kreiert die schlanke Unternehmerin mit den langen, dunklen Haaren, die sie zu einem strengen Pferdeschwanz gebunden trägt, nun feinen Whisky. Der Ein-Frau-Betrieb macht viel Arbeit und weil sie auch noch Zeit für Mann, Tochter und Hof braucht, wird sie den Job in der Apotheke dieses Jahr aufgeben und sich voll und ganz der Destillatkunst widmen.
Sehnsucht nach Luxus
Heute ist Whisky auch in den neuen Bundesländern ein Trend-Getränk, doch zu DDR-Zeiten war der rauchige Geschmack aus schottischen Hochmooren das große Unbekannte. Cornelia Bohn, in Schwedt aufgewachsen, der größten Stadt der Uckermark, war schon vor der Wende neugierig und hatte auch Sehnsucht nach ein bisschen Luxus.
"Ich wollte natürlich wissen, was es mit Whisky auf sich hat, denn als junge Frau verbindet man - oder ich habe es damals getan - mit Whisky: Man kommt in eine Bar und dann stehen die ganz wichtigen, gut aussehenden Männer, die die Last der Welt auf ihren Schultern tragen und sie trinken alle Whisky. Das ist schlechthin das Getränk eben der na, nicht Prominenz, aber der Leute, die eben was zu sagen haben. Man kennt das auch aus alten Filmen."
Als die Mauer fiel, setzte Cornelia Bohn ihre 100 Mark Begrüßungsgeld in eine edle Flasche Scotch um. Sie trug sie heim in die spärlich besiedelte Uckermark im Nordosten Brandenburgs. Zu besonderen Gelegenheiten schlürfte sie ein Gläschen - ganz für sich.
"Ich wollte das für mich alleine haben! Ich musste nicht irgendwie darum betteln, mal das kosten zu dürfen, sondern ich wollte das für mich alleine haben. Ich wollte für mich alleine auch genießen. Ich wollte davon nichts abgeben. Das waren meine Absichten."
Zu Wasser und Gerstenmalz kommt nun noch spezielle Trockenhefe, um das Malzaroma im Whisky herauszukitzeln. Die rotbraune Maischeflüssigkeit strömt einen sauren, stechenden Geruch nach gärendem Getreide aus.
Learning by doing
Die Zutaten genau abgemessen, die Temperaturen penibel kontrolliert: Whiskybrennen ist eine Aufgabe für akkurate Menschen. Ihrem Originalcharakter entspreche das nicht, sagt die Pharmazeutin. Das habe sie sich erst antrainieren müssen. Nach der Wende reiste sie nach Schottland, besuchte die alten Destillerien, belegte einen Kurs. Wichtiger aber war das learning by doing.
"Whisky braucht sehr lange, um zu reifen. Er darf nicht zu hastig destilliert werden. Wenn man zu schlampig, zu schnell arbeitet, das merkt man dann eben sofort, das nimmt er einem übel. Es gibt da Tatsache nicht nur Ausbeuteverluste, sondern auch Geschmacksbeeinträchtigungen. Das merkt man dann schon, wenn man nicht mit Leidenschaft, mit Seele dabei ist."
100 Liter Single Malt brennt Cornelia Bohn pro Woche. Der Brennkessel trennt den Alkohol vom Wasser. Frisch gebrannt ist der Whisky durchsichtig und klar, seine Bernsteinfarbe bekommt er erst durch die Lagerung im Holzfass.
Ihr Single Malt lagert in Fässern aus Spessarteiche oder amerikanischer Weißeiche.
Nach einem Arbeitstag in der Apotheke entspannt Cornelia Bohn beim Whiskybrennen. Es sei ein Getränk der Entschleunigung meint sie beim Eingießen ins Glas.
"Dann hat man natürlich eben auch die Moore, die Highlands, Torf, die alten Brennereien. Das hat man dann so alles im Kopf, diese Bilder. Und das verbindet man dann zusammen mit dem Trinken. Es ist ein Rückzug in sich selbst, dass man auch mal ein bisschen vor sich hin träumen kann, ne?"
Autorin: "Hmm! Das riecht so ein bisschen obstig, aber ich meine auch das Fass zu riechen."
"Viele meinen auch: Dunkle Schokolade."
Autorin: "Das riecht nach Sommer!"
"Ja, wo der Whisky dann herkommt: Vom Feld."