"120 Millionen Europäer können den Film sehen"
Das hat es noch nie gegeben: Erstmals wird ein "Polizeiruf 110" gleichzeitig in Deutschland und Polen ausgestrahlt. Das neue Ermittlerteam zeigt eine deutsch-polnische Polizeizusammenarbeit, die ihrer Zeit weit voraus ist - und hat es zum Start mit einem tödlichen Familiengeheimnis zu tun.
Regisseur Jakob Ziemnicki, Kind polnischer Eltern, ist begeistert: Morgen Abend wird der neue "Polizeiruf 110: Grenzgänger" gleichzeitig in Deutschland und Polen ausgestrahlt.
"Dass es endlich mal was Deutsch-Polnisches gibt, und zwar wirklich auf diesem Prime-Time-Level, also dass im Prinzip 120 Millionen Mitteleuropäer diesen Film sehen können, das ist wirklich historisch. Das hat es noch nie gegeben, und dass diese beiden Länder mit dieser Geschichte so was machen, ist wirklich fantastisch."
"Halt, stehenbleiben, Polizei!"
Der rasante Auftakt einer Kain-und-Abel-Geschichte im Grenzgebiet: Es geht um zwielichtige Boxclubs und um deutsch-polnische Polizeizusammenarbeit, wie sie tatsächlich seit einiger Zeit Realität ist an beiden Ufern der Oder.
Ein tödliches Familiengeheimnis
"Was war das? Ach du Scheiße!"
Olga Lenski ist auf dem Weg zu ihrem neuen Job im deutsch-polnischen Polizeizentrum Swiecko bei Frankfurt/Oder, als die polnischen Kollegen das Auto vor ihr stoppen und den flüchtenden Fahrer verfolgen. In dem zurückgelassenen Wagen findet sie einen schwer verletzten jungen Mann. Lenski bringt ihn ins Krankenhaus in Slubice, der polnischen Schwesterstadt von Frankfurt/Oder.
"Excuse me – Spitalo?"
Doch in der Nacht erliegt der Student Tomasz Nowak seinen Verletzungen. Olga Lenski und ihr neuer Partner stoßen bei den Ermittlungen auf ein tödliches Familiengeheimnis und auf brutal ausgebeutete tschetschenische Flüchtlinge. Maria Simon spielt Kommissarin Lenski. Die Schauspielerin lebt in Berlin, also nicht weit vom Grenzfluss Oder entfernt. Dennoch war der Dreh in Polen für sie Neuland.
"Jedes Mal, als wir dort über den Fluss, über die Brücke gefahren sind, ein ganz besonderer Moment, der irgendwas mit mir gemacht hat. Da sind zwei Welten, die werden dadurch verbunden und da findet Austausch statt, das finde ich irre. Aber sie sind immer noch sehr unterschiedlich."
Schauspieler Lucas Gregorowicz wuchs in Polen auf
Warum Lenski nun, nachdem Krause in Rente ist, im deutsch-polnischen Polizeizentrum in Swiecko ermittelt, erklärt der "Polizeiruf 110: Grenzgänger" nicht. Wobei der Film der Realität sogar vorauseilt: In Swiecko arbeiten deutsche und polnische Polizisten zwar gemeinsam in einem Raum und fahren auch zusammen Streife. Gemischte, grenzübergreifende Ermittlungsgruppen gibt es aber in Wirklichkeit noch nicht.
"Das war tatsächlich eine Entscheidung der Redaktion, die ich auch sehr mutig finde, zu sagen: Wir machen nicht erst mal eine halbe Stunde Erklärung, bevor dann der Fall losgeht, sondern wir erklären das Stück für Stück. Und es ist auch so angelegt, dass es in den nächsten Filmen immer mehr klar wird, wie das funktioniert."
Olga Lenskis neuer Partner, Kriminalhauptkommissar Adam Raczek, ist in ihrem Alter, sehr viel schlanker als Krause, smart und wie sein Vorgänger Motorradfahrer, allerdings ohne Beiwagen.
Lenski: "Sind Sie jetzt Deutscher oder Pole?"
Raczek: "Finden Sie es raus, Kollegin."
Raczek: "Finden Sie es raus, Kollegin."
Lucas Gregorowicz spielt Adam Raczek. Der Schauspieler wuchs in Polen auf, war zehn Jahre alt, als seine Eltern mit ihm nach Deutschland gingen.
"Es gab ‚Unsere Mütter, unsere Väter, da habe ich auch auf Polnisch gespielt und das ist jetzt das zweite Mal, nur mehr und sozusagen mit Ansage und das ist natürlich was völlig Neues, das ist totales Neuland für mich, Polnisch zu spielen und mit polnischen Kollegen zusammenzuarbeiten und mich einbringen zu können mit meiner Zweisprachigkeit."
"Die Sachen auf den Kopf stellen"
Regisseur Jakob Ziemnicki hat die üblichen deutsch-polnischen Vorurteile in der Tragik-Komödie "Polnische Ostern" mit Henry Hübchen thematisiert. Der Polizeiruf "Grenzgänger" spielt nur am Rande mit dem Klischee vom Autoklau. Und als Gegenentwurf zum Stereotyp des lässigen Polen dient die Figur von Olgas neuem Chef: Ein überkorrekter Bürokrat, wie er schlimmer in keiner deutschen Amtsstube sitzen könnte. Regisseur Jakob Ziemnicki:
"Darum ging es auch, dass wir vielleicht auch mal die Sachen auf den Kopf stellen. Also mir war es zum Beispiel wichtig, dass wir zeigen, dass so eine Siedlung in Polen jetzt nicht ganz schlimme Plattenbauten sind und alles bröckelt darnieder. Das ist ja auch nicht so, sondern es ist alles schön gestrichen. Da stehen irgendwie Mittelklasselimousinen und das sind halt Sachen, glaube ich, wo wir den Blick des westdeutschen Publikums halt vielleicht ein bisschen verändern können, dass sie denken: Ach so, so sieht es da aus!"