Gute Nachbarschaft trotz großer Probleme
Die deutsch-tschechische Grenzregion hinkt wirtschaftlich hinterher. Arbeitslosigkeit und Drogenschmuggel sind für Städte auf beiden Seiten ein Problem. Das Zusammenleben funktioniert 70 Jahre nach dem 2. Weltkrieg allerdings gar nicht so schlecht.
Ein Sonntagnachmittag im Mai, der Bahnhof in Bad Schandau ist menschenleer, nur ein kleiner Bioladen hat geöffnet – Fahrkarten gibt es am Automaten auf dem Bahnsteig. Bad Schandau ist eine der Stationen der sogenannten Nationalparkbahn. Vor zwei Jahren wurde diese eröffnet und schloss damit die Trassenlücke zwischen den Bahnhöfen in Sebnitz in Deutschland und Dolní Poustevna in Tschechien.
Der letzte mit Waffen beladene Zug verkehrte zwischen beiden Städten wenige Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Deutschen, die noch auf der tschechischen Seite wohnten, wurden kurz darauf aus ihren Häusern vertrieben. Es war ein Tiefpunkt in den Beziehungen zwischen den Menschen beidseitig der Grenze. 70 Jahre später sollte die Wiedereröffnung der alten Bahnverbindung auch die Wiederherstellung des Verhältnisses zwischen Deutschen und Tschechen symbolisieren. Sie sollte zeigen, dass die gewalttätige Vergangenheit der Region überwunden ist.
"Das war Samstag, es war im Sommer, Anfang Juli, es war heiß und wir sind für einen Euro gefahren, das war die erste Fahrt von Rumburk nach Bad Schandau, gefahren. In Dolní Poustevna sind Leute aus Dolní Poustevna mit den Sebnitzer eingestiegen und man hat dixieland gespielt, es gab live Musik und die Züge waren ziemlich voll. Es war richtig eine große Feier. Es gab sehr viele Besucher und sehr viele Leute, die sich das angeschaut haben, in den Stationen gab es auch Programm, Konzert oder Ausstellung. Es haben viele teilgenommen, sind viele mitgefahren, viele haben Fotos gemacht, weil es wirklich sehr speziell war, es war ein spezieller Tag",
erzählt Dita Hlaváčová, Deutschlehrerin am tschechischen Gymnasium in Rumburk, der Endstation dieser Fahrt.
Alle zwei Stunden pendelt der Zug nun zwischen den tschechischen Städten Děčín und Rumburk und nimmt dabei die Abkürzung über das deutsche Bad Schandau. In den Waggons mischt sich Deutsch mit Tschechisch, auch die Zugdurchsagen werden in beiden Sprachen durchgegeben.
Wo genau die Grenze zwischen beiden Staaten verläuft, lässt sich mit einem Blick aus dem Fenster nicht mehr sagen. Nur gibt es keine Windkraftanlagen mehr auf der tschechischen Seite: Hier herrschen Solarmodule vor.
Armut, Drogen, Arbeitslosigkeit
Bei deutschen und tschechischen Touristen ist die Strecke entlang den Nationalparks Sächsische und Böhmische Schweiz beliebt. Meist kommen sie am Wochenende morgens früh für einen Tagesausflug. Nachmittags hingegen ist es im Zug fast leer: Drei deutsche Jugendliche auf Wandertour durch die Böhmischen Wälder, eine tschechische Mutter mit ihrem kleinen Sohn auf dem Heimweg nach Rumburk.
Ein deutscher Rentner fotografiert die malerische Landschaft mit ihren majestätischen Sandstein Felsformationen, die auch die romantischen Künstler des 19. Jahrhunderts inspiriert hat. Die Schönheit der Landschaft reicht aber offensichtlich nicht für ein glückliches Leben.
Aber im Gegensatz zur weit verbreiteten Vorstellung, dass es immer noch die schwierige Geschichte zwischen Deutschland und Tschechien sei, die die Menschen in dieser Grenzregion belaste, stellt sich bei Nachfrage heraus: Deutsche und Tschechen haben nichts gegeneinander. Weder alt noch jung. Das Zusammenleben scheint problemlos zu funktionieren. Es gibt andere Probleme auf beiden Seiten der Grenze: Armut, Drogen, Arbeitslosigkeit.
Ankunft in Rumburg, mit 11.000 Einwohnern die größte tschechische Stadt in der Region. Schon am Abend wirkt sie verschlafen, obwohl die Sonne noch hoch am Horizont steht. Selbst am zentralen Platz ist nicht viel los. Einst wurde das 800-Jahre alte Städtchen mit seinen unzähligen Cafés und den stattlichen Gebäuden "Kleines Paris" genannt. Die Textilfabriken exportierten ihre Stoffe noch während des Kommunismus nach Westeuropa. Aber diese Zeiten sind vorbei.
In den Neunziger Jahren wurden viele Unternehmen viel zu schnell privatisiert. Leerstand erinnert heute an die früheren Erfolge. Junge Menschen ziehen weg, weil sie hier keine Perspektive mehr sehen. Zum Teil fehlt den Städten der Region eine ganze Generation, erzählt der 39-jährige Robert Nedbal. Er leitet in Rumburg eine Pfandfinder-Gruppe, und hat deshalb regelmäßigen Kontakt zu Jugendlichen.
"Ich kenne die Situation hier eigentlich sehr gut, weil ich mit jungen Leuten arbeite und es ist wirklich so, dass junge Leute sehr oft in andere Städte gehen, ihre Hochschule oder Mittelschul-Reife machen, und dann eben in der anderen Stadt bleiben. Das ist meistens in Prag oder Ústí nad Labem oder Liberec und ungefähr 80 Prozent der jungen Leute ging von hier weg, aus Rumburk und Umgebung. Das steht im Zusammenhang mit den Arbeitsmöglichkeiten, weil hier gibt es nicht so viele Arbeitsstellen wie in anderen größeren Städten und das ist für die jungen Leute sehr wichtig, dass sie gute Arbeit haben und eine Familie gründen können und normal leben können."
Grenze ist fast unsichtbar
Auf der deutschen Seite der Grenze ist die Situation ähnlich. Seifhennersdorf liegt nur ein paar Kilometer von Rumburk entfernt. Eine Straße verbindet beide Städte, auch hier ist die Grenze fast unsichtbar. 4000 Menschen wohnen derzeit in Seifhennersdorf – 8000 weniger als noch vor 70 Jahren. Es sind oft die älteren Leute und die Schwachen, die hier geblieben sind, sagt Bürgermeisterin Karin Berndt.
"Das ist diese Strukturschwachheit hier, weil halt nach der Wende viele Firmen geschlossen haben, wir waren von der Textilindustrie geprägt, zu 70 Prozent ungefähr und diese Firmen sind mit wenigen Ausnahmen alle kaputt gegangen, also die existieren nicht mehr. Und deshalb gab es diese große Auswanderung von Menschen, die sind dann wegen ihre Arbeit weggezogen, haben sich woanders ihre Existenzgrundlage gesucht, oder sind halt, wenn sie nicht weggehen konnten, weil sie pflegbedürftige Eltern hatten, oder einfach das Haus hier nicht im Stich lassen wollten, die sind dann hier geblieben, aber waren arbeitslos oder haben immer von Umschulungen oder solchen kurzfristigen Maßnahmen gelebt. Es gibt Leute, die haben derzeit drei, vier Berufe gelernt immer über den zweiten Bildungsweg, aber haben keine Arbeit gefunden, das wirkt sich dann auch ungeheuer auf die Psyche aus, auf das Selbstwertgefühl, also die Leute verlieren teilweise ihre Zuversicht und ihre Lebensfreude, die sind dann einfach nur noch traurig und ziehen sich zurück, nehmen nicht mehr an dem gesellschaftlichen Leben teil …"
Drogen sind ein Problem in der Region. Crystal Meth, Heroin, oder Marihuana lassen sich einfach beschaffen in tschechischen Bars, Spielbanken oder Asiamärkten. Nach dem Europäischen Drogenbericht hat sich die organisierte Drogenkriminalität in der Grenzregion auch durch vietnamesische Gangs verstärkt.
Aber nicht nur das Angebot, auch die Nachfrage der deutschen Kunden, insbesondere aus Sachsen und Bayern, wächst. Der Innenminister Thomas de Maizière hat sich darüber vor Kurzem in der tschechischen Presse geäußert. Die Drogenschmuggler machten ihm große Sorgen, sagte er, als er mit seinem tschechischen Kollegen einen neuen Vertrag über die Zusammenarbeit zwischen den deutschen und tschechischen Polizisten unterschrieb. Die internationale Mitarbeit klappe laut Polizei zwar schon sehr gut. Trotzdem würden weniger als ein Prozent der Drogendelikte aufgeklärt. Und dazu kommen noch Autodiebstähle und die damit verbundene Kriminalität.
"Dort wo Einkommensschwache sind, gibt es eine Beschaffungskriminalität, wo Leute dann Drogen konsumieren und das nicht finanzieren können, dann geht halt Kriminalität damit her und solche Dinge. Es kommt dann zu Konflikten, es kommt zu einer einkommensschwachen Situation überhaupt, dann auch noch diese sozialen Verwerfungen, das sind schon große Probleme. Ich denke das betrifft unsere Nachbarstädte jenseits der Grenze, Varnsdorf, Rumburk und die Dörfer drum rum genauso wie die auf deutscher Seite."
Das ist laut Bürgermeisterin Karin Berndt die Realität in Seifhennersdorf.
Drogenkonsumenten immer jünger
Sozialarbeiterin Pavlína Hornychová ist in einem Zentrum für Drogenabhängige in Rumburk tätig. Aus ihrer Sicht hat sich die Drogensituation in den letzten Jahren folgendermaßen entwickelt.
"Ein großes Problem haben wir derzeit mit Methamphetamin, das in den letzten Jahren mit Heroin gemischt wurde. Die Süchtigen werden davon ziemlich vulgär und aggressiv, manche leiden auch unter Schizophrenie. Was sich noch verändert hat: der Drogenkonsum unter jungen Leuten. Früher hatten wir Klienten um die 35, heute sind sie häufiger 18 oder 20 Jahre alt."
Und sie werden immer jünger.
"Immer häufiger begegnen wir 8- oder 9-jährigen Kindern, die schon Zigarettenabhängig sind ...",
... sagt die Direktorin Rumburker Wohlfahrtseinrichtung Martina Škodová. Mit ihren Kollegen organisiert sie kostenlose Freizeitaktivitäten für Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen. Einer von ihnen, der 17-jähriger Leon, übt gerade in dem oberen Musikraum am Keyboard.
"Das geht natürlich dann weiter, wir kennen auch Kinder, die schon von härteren Drogen abhängig sind. Aber wenn sie wollen und unsere Regeln einhalten, dann arbeiten wir natürlich auch mit ihnen."
Drogenprobleme, fehlende Jobs, schlimme Perspektive, Abwanderung. Manchmal scheint es, als ob die Situation in der ganzen Region hoffnungslos sei. Es gibt aber Anzeichen, dass es nicht für immer so bleiben muss – dass sich auch etwas tut, im Positiven.
Das Restaurant am Rumburker Platz ist bei Deutschen und bei Tschechen beliebt. Aus dem Lautsprecher scheppert die übliche Popmusik-Mischung. Viel Bier wird ausgeschenkt, am späten Nachmittag ist es schon ziemlich voll. In einer Ecke sitzen ein paar Mittdreißiger, Tschechen aus der Region. Sie sind Freunde, und haben Geschäfte in der Gegend.
"Wir alle sind Unternehmer. Einer von uns hat eine Baufirma, der zweite hat ein Business im Gastwirtschafts- und Immobiliengewerbe und ich betreibe ein Elektro-Unternehmen …"
... sagt der 34-jährige Lukáš.
"Wir alle sind in dieser Region geboren und aufgewachsen. Und vor ein paar Jahren haben wir hier dann auch alle unsere Firmen gegründet. Meine Freunde haben ihre Geschäfte in Tschechien, meine Kundschaft kommt eher aus Deutschland."
"Hier erwartet dich nichts"
Lukáš hat in der deutschen Stadt Bautzen studiert, neben Tschechisch spricht er fließend Deutsch, Englisch und Polnisch. Genau wie seine Freunde Tomáš und Honza will er in der Region bleiben. Sie sagen, dass sie damit nicht die typischen Repräsentanten der jungen Generation im Grenzgebiet sind.
Für die 17-jährige Schülerin Nikola aus Rumburk ist es aber auch klar:
"Wenn wir alle weggehen würden, wäre die Situation hier noch schlimmer. Und genau das will ich nicht. Ich mag es hier, ich wohne hier seit ich geboren wurde. Ich denke, nur wenn junge Leute hier bleiben, kann sich diese Region entwickeln. Also ich will hier auf jeden Fall hier bleiben, und hoffentlich auch etwas ändern. Vielleicht werde ich zwar anderswo studieren, vielleicht verbringe ich auch ein paar Jahre im Ausland, aber dann komme ich bestimmt zurück. Meine Freunde sagen, du bist verrückt, hier erwartet dich nichts. Sie wollen alle weg, das stimmt schon."
Nikola geht auf das Rumburger Gymnasium in einem großen Jugendstilgebäude nur wenige Minuten vom Platz entfernt. Die Schule wurde vor mehr als 100 Jahren als eine deutsch-sprachige Anstalt gegründet – in der Zwischenkriegszeit wohnten mehrheitlich Deutsche in Stadt. Jetzt büffeln hier tschechische Schüler für ihr Abitur.
Jedem in der Grenzregion ist klar, dass es angesichts der zerbrechlichen sozialen Situation vor Ort, besonders wichtig ist, die Beziehungen mit dem Nachbarstaat weiter auszubauen. Das geht aber nicht ohne gute Sprachkenntnisse, sagt Dita Hlaváčová, die am Rumburger Gymnasium als Deutschlehrerin arbeitet.
"Wir sind an der Grenze und es ist nicht nur uns bewusst, sondern auch den Eltern, dass es wichtig ist für die Schüler, dass sie mehr als eine Fremdsprache lernen, dass Englisch einfach zu wenig ist. Und es ist schon klar, dass man noch eine Fremdsprache braucht, und wir haben konkrete und gute Beispiele dafür, dass es sich lohnt, Deutsch zu lernen."
Die Schule bietet ein Deutsches Sprachdiplom zweite Stufe an und jedes Jahr gibt es rund zehn Schüler, die das Diplom auf dem Niveau B2/C1 schaffen. Die Schule wird von der Zentrale für das Auslandsschulwesen unterstützt, und hat auch seit Jahren einen Muttersprachler, der Deutsch unterrichtet.
Vor der Wende gab es keinen Willen, die Bildungskontakte zwischen beiden Staaten zu entwickeln, obwohl sie beide in der sowjetisch kontrollierten Zone lagen. Jegliche Kontakte über die Grenzen wurden als potenziell gefährlich gesehen. Die Zusammenarbeit konnte erst nach dem 1989 aufgenommen werden.
"Es klappt auf jeden Fall gut, denke ich, und es gibt Gemeinsamkeiten auf jeden Fall, klar auf der Seite der Grenze und auf der anderen Seite gibt es sicher Differenzen und Unterschiede, die aber durch gemeinsame Gespräche und gemeinsame Zusammenarbeit auch geregelt werden. Also es ist eigentlich eine sehr gute Zusammenarbeit. Oder auch sehr gutes Auskommen sag ich mal",
sagt Jens Israel, der mit im Deutschunterricht hilft. Neben der Sprachförderung gibt es noch etliche weitere Kooperationen mit Schulen und Institutionen jenseits der Grenze.
Zusammenarbeit unter Gymnasien
"Wir machen beim 'Jugend debattiert international' mit, das heißt unsere Schüler debattieren in der Schule und dann auch in den einzelnen Wettbewerbsrunden, wir haben jetzt eine Schülerin, die ins Hauptfinale gekommen ist und in Prag debattieren wird. Mit Gymnasium in Sebnitz und Gymnasium FX Šaldy in Liberec machen wir ein extra Projekt von 'Jugend debattiert', und das heißt 'Über Grenzen sprechen', jetzt erwartet uns eine öffentliche Debatte im Sächsischen Parlament, im Sächsischen Landtag. Für Schüler in der elften Klasse haben wir Berlin-Fahrt, diese Fahrt bereiten sie selber vor, in Gruppen und führen dann in Gruppen auch durch Berlin. Wir haben einen Schüleraustausch mit einem Bayrischen Gymnasium in Sulzbach-Rosenberg, dieser Austausch besteht seit 21 Jahren und ist auch sehr beliebt bei Kindern."
Zuerst verbringen die deutschen und tschechischen Schüler eine Woche in Tschechien zusammen. Sie wohnen bei den Familien der Rumburker Schüler, arbeiten an einem gemeinsamen Projekt, und machen einen Ausflug nach Prag. Einige Monate später treffen sich alle in Bayern.
"Ich war am Anfang ein bisschen nervös, weil wir nicht eine, sondern zwei deutsche Schülerinnen aufgenommen hatten. Ich habe nämlich noch eine Zwillingsschwester, und die hat auch an diesem Austausch teilgenommen. Dann hat sich aber herausgestellt, dass das so eigentlich viel besser war, weil die beiden auch was miteinander machen konnten, wenn meine Schwester und ich mit etwas anderem beschäftigt waren. Ich war ziemlich überrascht, wie gut das alles gelaufen ist. Es war wirklich total super."
Auch Nikolas Klassefreundin Kristýna nimmt viel Gutes von diesem Austausch mit.
"Eigentlich gab es nichts, was sich nicht gelungen wäre. Alles war toll. Die Deutschen waren begeistert, sie hatten eine gute Zeit, und auch die Stadt hat ihnen gut gefallen. Sie haben sogar gesagt, dass wir netter als die Deutschen wären, aber da bin ich manchmal nicht so sicher… Auch den Ausflug nach Prag haben sie total genossen. Und wir freuen uns jetzt schon auf München, das wir dann besuchen, wenn wir in Bayern sind."
Glaubt man Lehrerin Hlaváčová sind es vor allem solche Projekte, die zeigen, wie wichtig Sprachkenntnisse für das Zusammenwachsen der Region sind. Außer der Kooperation mit dem bayerischem Sulzbach-Rosenberg, wohin viele Deutsche nach dem Krieg zogen, würden sie gerne auch die Zusammenarbeit mit dem Gymnasium in der benachbarten Stadt Seifhennersdorf erweitern.
Tschechisch als Zweitsprache
Auch hier am Oberland Gymnasium Seifhennersdorf gibt es überregionale Projekte mit tschechischen Partnerschulen. Und genau wie auf der tschechischen Seite, wird auch hier die Sprache des Nachbarlandes unterrichtet, sagt Herbert Dyk, Direktor des Gymnasiums.
"Das ist die zweite Fremdsprache bei uns, hier können sie noch die französische Sprache oder Russisch wählen, aber Tschechisch wird seit 2001 an unserer Schule als zweite Fremdsprache angeboten und dafür habe ich die Tschechisch-Lehrerin Frau Malaníková gewonnen, die also einen Teil des Unterrichts in Seifhennersdorf macht und gleichzeitig auch am Rumburk Gymnasium, an ihrer Heimatschule unterrichtet."
Monika Malaníková hat so Erfahrungen sowohl mit deutschen als auch mit tschechischen Schülern. Große Unterschiede sieht sie nicht.
"Generell nicht, vielleicht was die Motivation betrifft, die Sprache zu lernen, da würde ich einen Unterschied sehen und zwar ist Deutsch eine Weltsprache in Gegenseite zu Tschechisch und die Motivation Deutsch zu lernen ist vielleicht größer als Tschechisch."
Aber auch auf der deutschen Seite nehmen manche Schüler Tschechisch-Unterricht.
"Tschechisch wird als zweite Fremdsprache gewählt, es gibt auch eine Klassenstufe, die zehnte Klasse, wo eigentlich jetzt die meisten Schüler Tschechisch gewählt haben und der Grund dafür, was die Schüler so sagen, ist, dass Tschechien das Nachbarland ist und dass sie sich da verständigen möchten, manche denken sogar darüber nach in Zukunft da zu studieren, eventuell sich ein Arbeitsplatz zu suchen."
Die Motivationen der Schüler sind vielseitig:
"Ich wollte eigentlich Tschechisch lernen, damit ich das wohl in Tschechien anwenden kann und vielleicht ein bisschen mit unseren Nachbarn reden könnte. / Bei mir war es so, ich war etwas unschlüssig, ob ich Französisch oder Tschechisch wählen soll und meine Eltern haben mich dann zu Tschechisch überredet. Weil es so in Grenznähe ist zu Tschechien und doch man das recht mehr praktisch anwendet als Französisch. / Ich habe Tschechisch gewählt, weil es meine Schwester schon gewählt hat und weil es in der Grenznähe zu Tschechei nützlicher ist als Französisch oder Russisch. / Ich war noch nicht ganz schlüssig gewesen ob ich Französisch oder Tschechisch mache, aber ich habe gedacht, dass ich Tschechisch in unserer Region eher gebrauchen würde als Französisch."
Für die junge Generation ist das Tschechische Teil des Alltags. Die Wunden der Vergangenheit, die für die älteren Generationen noch eine viel größere Rolle spielen, haben für sie keine Bedeutung mehr.
"Ich denke gerade wenn wir Jugendliche für gemeinsame Projekte, für gemeinsames Arbeiten und das Land begeistern können, es dann immer wieder eine neue Generation gibt, die sich mit den vergangenen schlechten Erfahrungen dann nicht mehr identifizieren wird, sondern sie wird eher die neue Welt begreifen und genießen und auch die Vorteile von der intensiven Zusammenarbeit von Staaten kennenlernen und das auch dann als Vorteil begreifen."