Beim Goethe-Institut "brennt die Luft"
Das Goethe-Institut hat seine Honorarlehrkräfte vor die Tür gesetzt. Das betrifft etwa 400 Dozentinnen und Dozenten, die Deutsch als Fremdsprache unterrichtet haben. Die Deutsche Rentenversicherung hatte zuvor angemahnt, die Lehrer seien scheinselbständig beschäftigt.
Die Rentenversicherung ist der Ansicht, dass das Goethe-Institut für alle diese Mitarbeiter Rentenbeträge abführen muss – auch nachträglich. Weil dieses Sprach- und Kulturinstitut aber die Dozenten nicht festanstellen will - oder festanstellen kann, je nach Betrachtungsweise – wurden alle freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bis zur Klärung entlassen. Derzeit fallen viele Deutschkurse aus, Interessenten aus dem Ausland, die schon gebucht hatten, wurde bedeutet, doch bitte die Flüge zu stornieren.
Einem kleinen Teil der Dozenten – derzeit etwa 20 – wurden feste Verträge angeboten, die anderen stehen jetzt vor einem Scherbenhaufen, wissen zum Teil nicht, wie sie ihre nächste Miete bezahlen sollen. Insgesamt es ein ziemlicher Image-Schaden für das Goethe-Institut.
Soziale Härten werden offiziell bedauert
Das Goethe-Institut hat nur eine Pressemitteilung veröffentlicht, darin heißt es: "Wenn dies zu sozialen Härten bei Honorarlehrkräften führt, dann bedauern wir das sehr."
Bis Ende Februar wolle man 45 Lehrkräften eine zeitlich befristete Festanstellung anbieten, die Reduzierung des Kursangebots sei verkraftbar, aber auf die Dauer keine Lösung, lässt sich der Generalsekretär des Goethe-Instituts Johannes Ebert zitieren. Interviews geben weder der Präsident des Goethe-Instituts Klaus-Dieter Lehmann noch der Generalsekretär. Wenn man allerdings mit Mitarbeitern des Goethe-Instituts hinter vorgehaltener Hand redet, sagen alle, hier brennt die Luft. Denn es steht ja viel auf dem Spiel.
Das Goethe-Institut geht außerdem unredlich mit den an den Sprachkursen Interessierten um, auf der Internetseite wird behauptet, bestimmte Kurse seien ausgebucht, dabei wurden sie mangels Lehrkraft gestrichen. Diesen Vorgang hat die Pressestelle bestätigt.
Die Einnahmen weggebrochen
Den entlassenen Lehrkräften sind von einem auf den anderen Tag die Einnahmen weggebrochen. Da sie offiziell als selbstständig gelten, haben sie auch nicht in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt und erhalten kein Arbeitslosengeld. Wer sich komplett auf das Goethe-Institut verlassen und keine anderen Auftraggeber hat, der steht jetzt vor dem Nichts. Eine Lehrerin sagte, sie fände das geradezu menschenverachtend, was da passiere. Die Honorarlehrkräfte wollen allerdings anonym bleiben, sie wollen ihre Namen nicht nennen und auch ihre Stimme nicht im Radio hören, weil sie befürchten, keinen Lehrauftrag mehr vom Goethe-Institut zu erhalten.
Kein Einzelfall
Es ist flächendeckend üblich, dass diejenigen, die Deutsch als Fremdsprache unterrichten, als Honorarkräfte arbeiten und nicht festangestellt sind. Das gilt für die Sprachdozenten an den Hochschulen, in den Volkshochschulen, bei privaten Bildungsträgern, bei denjenigen, die in Integrationskursen unterrichten – also flächendeckend. Viele Dozenten sind vermutlich scheinselbstständig, also immer dann, wenn sie zum Beispiel dauerhaft in nur einer Volkshochschule unterrichten und ihre Honorare nur von dort erhalten. Gut vorstellbar – wenn die Rentenversicherung dem Goethe-Institut genauer auf die Finger schaut, dann dürfte sie es auch zum Beispiel bei den Volkshochschulen tun, gut möglich, dass da eine Lawine ins Rollen kommt.
Subventionen erhalten nur Institute im Ausland
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hat bereits vor einigen Jahren versucht, auch für die freien Dozenten beim Goethe-Institut einen Tarifvertrag abzuschließen, das hat der Präsident des Goethe-Instituts Klaus-Dieter Lehmann im Jahr 2013 abgelehnt. Jetzt scheint da etwas Bewegung hineinzukommen. Es könnte in Kürze Gespräche geben, heißt es bei der GEW. Die Gewerkschaft befürchtet allerdings, dass das gesamte Inlandsgeschäft des Goethe-Instituts gefährdet ist – denn wenn jetzt viele Kurse ausfallen, bedeutet das ja gleichzeitig, dass dem Goethe-Institut diese Einnahmen wegbrechen. Subventionen erhalten ja nur die Goethe-Institute im Ausland.