Zwei Türme voller Kunst
Vor vier Jahren hatte die Deutsche Bank ihre Zwillingstürme wieder bezogen - und damit auch neuen Platz für Kunst geschaffen: Im A-Turm werden Künstler aus Deutschland und Europa ausgestellt, im B-Turm die anderer Kontinente.
"Hier unten, das nennen wir immer ein bisschen unsere Wall of Fame. Das ist die Wand, an der wir die Editionen unserer Künstler des Jahres zeigen."
Kunsthistorikerin Andrea Stengel führt eine kleine Gruppe von Besuchern durch die Deutsche Bank. 700 insgesamt haben an diesem Wochenende die Gelegenheit genutzt, bei der „Kunst privat“ Einblick in die Deutsche Bank zu nehmen. Zur „Kunst privat“ präsentieren an einem Wochenende im Jahr hessische Unternehmen ihre Kunstsammlungen. Die der Deutschen Bank umfasst mehr als 56.000 Kunstwerke, eine Auswahl von 1800 ist am Stammsitz des Geldhauses, in den beiden Zwillingstürmen zu sehen, intern mit A und B bezeichnet:
"Beim A-Turm begrüßt die Besucher und die Mitarbeiter eine Fotografie von Joseph Beuys. Es korrespondiert mit zwei relativ neuen Werken: Auch Beuys zu sehen, sieht auch aus wie ein Porträt von ihm, ist aber der verkleidete britische Künstler Gavin Turk",
erklärt Friedhelm Hütte, er leitet die Kunstabteilung der Deutschen Bank. Vor gut 30 Jahren hat das Institut dieses Kunstkonzept entwickelt, es kauft seither Werke auf Papier für seine Gebäude weltweit von internationalen jüngeren Künstlern:
"Das ist immer noch bis heute so ein bisschen eine Nische auch im Kunstmarkt: Werke auf Papier, Zeichnungen, Fotografien. Gerade die Zeichnungen stehen aber sehr für Innovation, für das Neue, für die erste Idee. Wir denken, das passt sehr gut zu der Bank. Man kann alle Bereiche der Kunst damit abdecken – von Land Art über Video über Skulptur, all diese Künstler machen bis heute auch noch Zeichnungen."
60 Stockwerke - 60 Künstler
Im öffentlich zugänglichen Eingangsbereich kann man sich über diese Künstler an einer Art Wall rasch einen Überblick verschaffen. Darin sind 60 Monitore angeordnet. Daneben sind 60 Klingelschilder mit den Namen der Künstler angebracht, der Besucher kann einen Knopf drücken, dann erscheinen auf den Monitoren Informationen über den jeweiligen Künstler oder die Künstlerin.
Auf den Führungen dann wird es aber richtig anschaulich – nicht nur, was die Kunst angeht: Die Besucher werden da auch schon einmal hintenherum über Treppen geführt, kommen in Bereiche, zu denen sie normalerweise keinen Zugang erhalten:
"So, hier sind wir jetzt an einem Ort im Haus, der sich durch den Umbau auch mit am Meisten verändert hat. Denn das, wo Sie jetzt stehen, da war früher tatsächlich Büroraum. Das Gebäude wurde geöffnet in alle Richtungen. Der Architekt hat sich das ja angesehen und gesagt, na ja, hier in der Lobby merkt man gar nicht, dass das eine Zwillingsturmanlage ist, und das ist ja nun eigentlich das Besondere daran."
Vor vier Jahren hatte die Deutsche Bank ihre Zwillingstürme wieder bezogen. Und damit konnte sie auch ihr Motto "Art Works“ neu gestalten: Im A-Turm werden Künstler aus Deutschland und Europa ausgestellt, im B-Turm die anderer Kontinente. Und jedes Stockwerk ist einem Künstler vorbehalten, erklärt Friedhelm Hütte:
"Jedes der 60 Stockwerke ist eine kleine Einzelausstellung des jeweiligen Künstlers, der Künstlerin, und die Mitarbeiter, und Mitarbeiterinnen leben eben teilweise jahrelang mit diesen Werken auf ihren Fluren."
Den Mitarbeitern Kunst zugänglich machen
Ein Konzept, das auch bei den Führungen am Wochenende deutlich wird. Die Besucher jedenfalls zeigten sich angetan:
"Ich find’s auf jeden Fall gut, dass so den Mitarbeitern Kunst zugänglich gemacht wird. Ich hätte nicht gedacht, dass das so vielseitig ist, die Kunst, obwohl es ja relativ moderne Kunst ist. Und die Führung war halt außergewöhnlich gut."
Und eine solche Aktion ist für die Deutsche Bank sicher auch ein willkommener Anlass, sich einmal von einer anderen Seite zu zeigen. Die Besucher finden das angenehm:
"Ich find’s grundsätzlich schön, dass die Kunst hier zugänglich gemacht wird. Das sind ja ohnehin so zwei Gesichter, das würde ich jetzt erst mal als zwei sehr separate Sphären betrachten."
Welchen Wert die Kunstsammlung der Bank hat, das verrät sie nicht. Nur selten werden einzelne Kunstwerke verkauft, sagt Friedhelm Hütte, eher als Leihgaben an Museen gegeben. Da könnte doch der Wert der Kunstsammlung das von Skandalen und Strafzahlungen gebeutelte Geldhaus in Versuchung führen, sich von Teilen der Sammlung zu trennen. Gab es da schon Anfragen seitens des Managements? Der Chef der Kunstabteilung schüttelt da nur erstaunt den Kopf:
"Das hat’s überhaupt noch nicht gegeben, nein, nein."
Manche Dinge sind eben doch unbezahlbar.