Deutsche Bank und Katar

Alles ist eine Frage des Geldes

Die Zwillingstürme der Deutschen Bank in Frankfurt am Main
Die Zwillingstürme der Deutschen Bank in Frankfurt am Main © Andreas Arnold, dpa picture-alliance
Von Michael Braun |
Katar wird Hauptinvestor bei der aktuellen Kapitalerhöhung der Deutschen Bank. Vorbehalte gegenüber den investierenden Scheichs gibt es in der Wirtschaft schon lange nicht mehr.
Letztlich war es eine Frage des Geldes: Die Deutsche Bank braucht es. Die Kataris haben es. Die Banken müssen - eine Folge der strengeren Bankenaufsicht nach der Finanzkrise - jedes Geschäft mit mehr Eigenkapital unterlegen. Denn dieses Kapital - und nicht der Staat - soll im Falle einer Krise haften.
Doch im aktienmuffeligen Inland finden Unternehmen oft nicht genügend Geldgeber. Also suchen sie es im Ausland.
Dass die Deutsche Bank in Katar fündig wurde, verwundert nicht. Der Golfstaat ist der weltgrößte Exporteur von verflüssigtem Erdgas. Die Nachfrage stieg nach dem Atomunfall von Fukushima, weil Japan seinen Energiebedarf verstärkt mit Flüssiggas deckte. Katar hat aus den Erlösen nach Abzug der Staatsausgaben jährlich rund 50 Milliarden Dollar übrig, die angelegt werden müssen.
Geliebt worden sind die Scheichs kaum
Da passten also zwei Interessen zusammen. Vorbehalte gegenüber den investierenden Scheichs gibt es in der Wirtschaft schon lange nicht mehr. Daimler hat in 40 Jahren keine Einmischung Kuweits in die Strategie des Unternehmens erlebt. Abu Dhabi war bei Daimler zwar nur ein paar Jahre drin, hat aber die Absatzkrise 2009 zu überbrücken geholfen und sich wenig später mit Gewinn verabschiedet. Das war legitim und keineswegs mit solchen oft rüden Eingriffen in die Geschäftspolitik verbunden, die man Finanzinvestoren nach „Heuschrecken"-Art nachsagt.
Katar wurde mit großer Erleichterung als dritter Großaktionär bei VW begrüßt, als Porsches Übernahme von VW gescheitert war und viele Schulden mit frischem Geld getilgt werden mussten.
Alles in allem sind die Krisenhelfer belohnt worden für ihre Hilfe. Sie hat sich ausgezahlt. Geliebt worden sind die Scheichs für ihre Hilfe aber kaum. In der Wirtschaft vielleicht, in der Öffentlichkeit nicht. Hier kam auch heute schnell die Sorge auf, mit ihrem Geld komme auch die Kultur der Scheichs. Zumindest stütze der Geldnehmer ein System, das mit Demokratie nichts und mit Menschenrechten nahezu nichts zu tun hat.
Die Misshandlungen der Arbeiter, die am hirnrissigen Standort für die Fußball-WM 2022 arbeiten, müssten eher zu Sanktionen als Kooperationen führen. Wenn man nicht wüsste, dass Sanktionen in den seltensten Fällen zielführend sind. Es bleibt wohl nur das erprobte Konzept vom "Wandel durch Annäherung". Das ließe sich aber beschleunigen. Da könnte auch eine Deutsche Bank ein Zeichen setzen und es ablehnen, Waffengeschäfte mit Katar zu finanzieren.
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