Oscar-Jubel mit kleinen Schönheitsfehlern
Fünf Oscars für Deutschland - aber "nur" für deutsche Ko-Produktionen. Wer jetzt die guten Bedingungen am Produktionsstandort lobe, dürfe eins nicht vergessen, meint unser Kritiker Patrick Wellinski: Am Ende gewinnt nicht der beste Standort, sondern der beste Film.
Fünf Oscars gingen in diesem Jahr an Deutschland - zumindest teilweise. Mit vier Auszeichnungen für Wes Andersons in Görlitz und Komödie "The Grand Budapest Hotel" und einem für die Dokumentaion "Citizenfour" sind zwei deutsche Ko-Produktionen geehrt worden.
Das ist zwar toll für die Gewinner, meint unser Kritiker Patick Wellinski, trotzdem dürfe man jetzt nicht in allzu großen Jubel verfallen: "Die Filmwelt, das ist jetzt nicht die Fußball-Weltmeisterschaft, wo wir die Fahne schwenken für Deutschland. Wir wollen wirklich, dass das beste gewinnt - und daran sollten wir uns orientieren."
Wenn es nur darum gehe, wo ein Film gedreht wird, dann könnten Kanada oder Tschechien mit größerer Berechtigung stolz auf ihre Produktionsbedingungen sein, denn in diesen Ländern finde wesentlich häufiger die Produktion von großen Filmprojekten aus den USA statt.
Kritik an mangelnder Qualität
Für einen Künstler, Regisseur oder Maskenbildner sei es ohne Zweifel das höchste der Gefühle, den Oscar zu bekommen, so Wellinski - es sei sogar wie "die olympische Goldmedaille". Die deutsche Filmbranche hingegen müsse sich die Frage gefallen lassen, ob es reiche einfach nur den Produktionsstandort zu feiern:
"Ich finde schon, dass es interessant ist, dass diese Erfolge dann so hoch gefeiert werden. Es könnte auch ein Moment sein, wo man mal zurückblickt und fragt: Warum ist das nicht auf einer ganz anderen Scala?"
Damit meint Wellinski, dass in einigen Bereichen, etwa bei den Animationen oder den Kurzfilmen, seit Jahren Beiträge deutscher Filmemacher keine Rolle spielen.