Deutsche Oper Berlin vorerst ohne Führung

Von Uwe Friedrich |
Da liegt noch eine ziemliche Durststrecke vor der Deutschen Oper. Denn Donald Runnicles wird erst zur Spielzeit 2009/10 sein neues Amt als Generalmusikdirektor antreten. Bis dahin läuft noch sein Vertrag an der Oper von San Francisco. Der glücklose Renato Palumbo verlässt seinen Posten aber schon jetzt. Sofort. Ab dem 1.11.2007 ist das Orchester der Deutschen Oper also mal wieder führungslos.
Nun könnte man sagen, dass man auch unter Renato Palumbo von Führung kaum etwas gemerkt habe, aber es ist doch ein Unterschied, ob ein Posten auch offiziell vakant ist. Dennoch ist die Berufung von Runnicles eine gute Nachricht. Schon lange war klar, dass Palumbo in dem Moment gehen würde, in dem ein Nachfolger zur Verfügung stünde. Das Problem war bloß, dass kein Kandidat überzeugt werden konnte, sich in der derzeitigen Lage auf das Wagnis Deutsche Oper einzulassen. Der "Idomeneo"-Skandal war gerade halbwegs in Vergessenheit geraten, da folgte eine unbefriedigende Premiere auf die andere. Nicht nur stellte das Fachmagazin Opernwelt der Deutschen Oper erst vor kurzem ein äußerst schlechtes Zeugnis aus, vor allem ist die finanzielle Zukunft der gesamten Berliner Opernstiftung nach wie vor ungeklärt. Donald Runnicles glaubt jedoch an das Potenzial der Deutschen Oper.

"Ich hatte die Chance, über verschiedene Proben und verschiedene Stücke ein grandioses Orchester kennen zu lernen, aber nicht nur ein grandioses Orchester, sondern eines der wichtigsten Opernhäuser der Welt."

Diese Einschätzung wollten in der letzten Zeit nicht viele Beobachter teilen, aber die Berufung von Donald Runnicles bietet die Chance, in absehbarer Zukunft wieder aufzuschließen zu den international bedeutenden Häusern. Dafür hat er bis 2014 Zeit, während der derzeitige Vertrag der Intendantin Kirsten Harms bereits 2011 ausläuft. Ab 2009 hat sie dann mit Runnicles einen ausgewiesenen Strauss- und Wagner-Experten an ihrer Seite für genau das Repertoire, in dem sie auch als Regisseurin am stärksten ist. Mitten in den Verhandlungen um die Zukunft der Berliner Staatsoper und der Opernstiftung wollte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit die Vertragsunterzeichnung auch als Bekenntnis zu einer starken Deutschen Oper verstanden wissen.

"Wir werden von den Rahmenbedingungen auch alles tun, dass die Deutsche Oper die Luft zum Atmen haben wird, um auch künstlerische Projekte zu verwirklichen. Mit der Verpflichtung von Herrn Runnicles ist auch von uns aus ein eindeutiges Bekenntnis zur Leistungsfähigkeit der Deutschen Oper abgegeben. Wir hätten ihn nicht hierher geholt, wenn wir der Meinung sind, dass die Deutsche Oper nicht eine gute Zukunft hat."