"An der Kitschgrenze entlang"
Der Sänger Niels Frevert textet konsequent deutsch, auch auf seinem neuen Album "Paradies der gefälschten Dinge". Im Interview meint er: Wenn ein Lied allzu schwülstig zu werden drohe,dann wisse er - "Das solltest du lieber nicht singen!"
Der Hamburger Sänger Niels Frevert geht gern Klischees aus dem Weg, wie er sagt. Er möge Pointen und Überraschungen. So sei das auch auf seinem neuen Album "Paradies der gefälschten Dinge", das vom Glück der Liebe und den Illusionen des Glücks handelt: Die Musik sei offener und größer, habe mehr Dynamik als früher. "Das könnte man vielleicht als das Paradies bezeichnen", so Frevert. "Die Texte sind die gefälschten Dinge." Sie würden den Hörer gerne mal auf einen falschen Pfad locken oder mit einer merkwürdigen Wendung überraschen.
Kein Schritt zu weit
Frevert, der konsequent deutsch schreibt, bekennt sich durchaus auch zum Schwülstigsein - allerdings in Maßen:
"Ich schleiche mich ganz gerne an dieser Kitschgrenze entlang."
Nur dürfe man da keinen Schritt zu weit gehen.
"Ich habe mir angewöhnt, auf mein Gefühl zu hören. Wenn mein Körper zusammenzuckt oder sich verkrampft, dann weiß ich: Das solltest du lieber nicht singen."
Kein Mitglied der Hamburger Schule
Der Ende der 1980er Jahre entstandenen "Hamburger Schule" mit ihrer Punktradition fühlte sich der Sänger nie wirklich zugehörig. Er kämpfe ohnehin mit einer leichten Gruppenphobie, bekennt Frevert:
"Ich hab mich da eher gefühlt wie der Sohn des Hausmeisters der Hamburger Schule, der mit auf dem Schulhof nachmittags rumhängt und Zigaretten raucht, aber nicht wirklich auf die Schule geht."
Nicht mehr die Nächte durchkellnern
Es habe durchaus einen leichten Fraktionszwang gegeben - weshalb er auch "jede Menge" habe einstecken müssen, als er von einem Independent Label zu einer großen Plattenfirma wechselte. Nicht wenige hätten von Verrat gesprochen, so Frevert:
"Dabei war ich nur froh, dass ich nicht mehr so viele Nächte durchkellnern musste, um zu überleben."