Anlässlich seines 150. Geburtstags hat die Deutsche Post zu Ehren von Magnus Hirschfeld eine eigene "nassklebende" 70-Cent-Briefmarke herausgegeben. Zwei Dinge daran sind erstaunlich: Es ist tatsächlich die erste queere Briefmarke, die die Post bisher herausgegeben hat. Und mit dem Gendersymbol für Frauen und für Männer sieht sie so gar nicht queer aus. Nur durch einen Schatten wird im Hintergrund auch das Symbol für homosexuelle Männer angedeutet.

Johannes Kram, Blogger und Kolumnist, der bei der Präsentation der Marke als Botschafter der "Charta der Vielfalt" dabei war, ist enttäuscht: "Es ist eine vertane Chance. Man hätte entweder Magnus Hirschfeld ein Denkmal setzen können, indem man ihn zeigt, oder das Thema aufgreifen – und das ist beides nicht gelungen."

Wenn man sich die Marke anguckt, dann erkennt man darauf auch die Regenbogenfarben. "Dazu wurde gestern gesagt, dass das nicht die Regenbogenfarben sind. Selbst wenn man es erkannt hätte, hätte man es nicht erkennen sollen, sondern sie wurden als lebensbejahende Farben interpretiert", sagt Kram.


Es habe angeblich 20 Jahre gedauert, bis die erste queere Briefmarke erscheinen konnte, die keine ist, zeigt sich der Blogger verärgert: Dass man die Homosexuellenbewegung ehren wolle und es dann doch nicht tue, das sei schon "sehr bewundernswert", fügt er ironisch hinzu.

Was hätte er sich stattdessen für ein Motiv gewünscht: "Ich wünsche mir für Magnus Hirschfeld, dessen Institut von den Nazis zerstört worden ist, dessen Bild ausradiert werden sollte, dass man so eine Briefmarke nutzt, um sein Bild bekannter zu machen."

(cosa)