Deutsche Roots-Reggae-Hoffnung
Mit den Reggae-Musikern "Gentleman" oder der Gruppe "Seed" hat die jamaikanische Musik auch in Deutschland bei einem breiten Publikum wieder viele Anhänger gefunden. Die meisten Künstler setzen dabei auf den partyorientierten Reggae - an den erdigen Roots-Reggae eines Bob Marley traut sich kaum einer. Die Ausnahme bildet der 26-jährige Sebastian Sturm aus Aachen.
Time to say no
Sebastian Sturm sitzt in beiger Cordhose und kurzärmligem Hemd bei Milchkaffee und Zigarette auf einer schwarzen Ledercouch in einem Raum mit niedrigen Decken und großer Fensterfront. Hier im Haus des Schlagzeugers und Produzenten seiner "Jin Jin Band" in der Nähe von Köln hat der schmale 26-Jährige mit dem dunklen Teint und den gepflegten, schwarzen schulterlangen Dreadlocks während der Produktion seines Debütalbums so manche Nacht verbracht.
Good Life
Wenn Sturm sich die Gitarre schnappt und völlig versunken mit leicht heiserer Stimme und geschlossenen Augen den Titel "Good Life” singt, glaubt man Bob Marley zu hören - und zu sehen, denn auch äußerlich ähnelt er seinem Idol und ist deswegen von der Presse bereits als "Bob Marley von Aachen" bezeichnet worden. Sturm nimmt’s mit Humor.
"Ne Beleidigung ist es ja nicht, ich sag ja immer Bob Marley hat mich zum Singen gebracht, vorher hab ich nur rumgebrüllt, und dass das mein Held ist, ist auch ganz klar, tja was soll ich machen, ich kann nicht anders singen, und der Reggae, den Bob Marley gespielt hat, das ist die absolute Königsdisziplin und wenn man nur annähernd irgendwie da ran kommt, dann kann man sich auch wirklich Reggae-Musiker schimpfen."
Auf Jamaika war Sturm noch nie, es ist auch nicht sein größter Traum, er hat Angst, dass seine idealisierte Vorstellung des Reggae-Heimatlandes sonst darunter leiden könnte. Und für seine Texte finde er auch in Deutschland genug Stoff, erklärt er während er an seinem kleinen Ziegenbärtchen zupft.
"Was würde mir jetzt zum Beispiel dazu einfallen, über das jamaikanische Ghetto zu singen, gar nix… Ich hab selber keinen Krieg mitbekommen, keine Sklaverei erfahren, in diesem Leben spielt halt das ne große Rolle, dass die Leute keine Sonne mehr im Herzen tragen und dass sie die Hoffnung verlieren."
No need to be sad
Dabei ist es ihm wichtig, keinen "Plastik-Sound" zu produzieren, sondern die Original-Instrumente wie die Hammond-Orgel, wie in den 70ern live einzuspielen. Sebastian Sturm möchte authentisch sein. Das ist auch der Grund, warum er auf einen Künstlernamen verzichtet, er wüsste nicht, wofür er so etwas braucht. Viel wichtiger sei ihm die Musik, egal ob live oder beim Tüfteln an den Songs.
"Am Anfang ist das alles noch vollgestopft und die Arbeit, die wirklich glücklich macht, ist das auf den Punkt bringen, die Gitarre macht da ganz klar zuviel, also nimms raus, und auf einmal ist es ein wunderbares rundes Ding und klar, da freu ich mich wirklich wie ein kleines Kind, wenn das fertig ist."
Reggae Makes the Youth Free
Zur Musik gekommen ist Sturm mit 14 durch einen Urlaub auf der kleinen indonesischen Insel Nias. Dort hat sein Vater 15 Jahre als katholischer Priester und Missionar gearbeitet, bis er seine Frau auf der Insel kennen gelernt und deswegen den Zölibat gebrochen hat.
"Das war ein ganz anderes Flair da, das ist noch sehr eingeborenenmäßig, so nach sieben war da der Strom zum Beispiel zu Ende, und dann trafen sich die Leute eben vor dem Haus und haben gesungen und Gitarre gespielt, und dat war halt eben der Auslöser."
Sebastian Sturm ist in Aachen geboren, wünscht sich aber seit besagtem Urlaub noch einmal auf eigene Faust nach Nias zu reisen, um seine indonesischen Wurzeln aufzuspüren. Die ersten Akkorde auf der Gitarre hat ihm damals sein Vater gezeigt, der einst auf Nias die erste elektrisch verstärkte Band gegründet hat. Den Rest hat sich der Sohn selbst angeeignet, zunächst seine eigene Punkband gegründet, mit 19 dann die Reggae-Band "Jogit Beat", in der er vier Jahre lang gesungen hat.
"Wir waren sehr naiv, wir dachten zum Beispiel man kann Demos einfach verschicken und dann kommt das schon irgendwie an den richtigen und Irgendjemand wird uns entdecken. So war’s natürlich nicht."
Schon damals hatte Sturm den Traum vom großen Erfolg, hat alle Energie in die Musik gesteckt und dafür alles andere schleifen lassen, mehrere Schulen besucht, viele Klassen wiederholt. Nach der Auflösung von "Jogit Beat" wollte er schon aufgeben, bis ihn die 7-köpfige Aachener "Jin Jin Band", die bereits seit mehr als 15 Jahren existiert, zum Frontmann gemacht hat.
This Change is Nice
Sturms musikalischer Erfolg hängt auch eng mit der Geburt seiner Tochter Zoe Seniati vor zwei Jahren zusammen, ihr ist der Titelsong des Albums "This Change is Nice" gewidmet.
"Man wird ja nicht mit 18 erwachsen, sondern man wird genau dann erwachsen, wenn ein Kind vor der Türe steht... Es war schon der Schock meines Lebens anfangs, und ich glaub, ich hab noch nie so an mir gearbeitet, also auf einmal kann man dann in neun Monaten sein ganzes Leben umkrempeln."
This Change is Nice
Seit dieser "netten Veränderung" läuft sein Leben in festeren Bahnen. Im Mai nächsten Jahres möchte er seine Ausbildung zum Grafikdesigner abschließen und damit zum ersten Mal etwas zu Ende machen. Das chaotische Leben und seine impulsive Dickköpfigkeit hat er abgelegt, den Ehrgeiz in der Musik behalten. Sturm glaubt fest an seinen Erfolg und an einen Auftritt beim größten Reggae-Festival Deutschlands.
"Ich bin sehr, sehr glücklich... Ich werde wahrscheinlich auf'm Summer Jam spielen, wie oft stand ich da im Publikum und hab da meine Helden gesehen und hab mir immer gewünscht, hey nächstes Jahr bist du da und das hat bisher noch kein Mal hingehauen und es läuft alles darauf hin, dass das auch wirklich mal wahr wird."
Sebastian Sturm sitzt in beiger Cordhose und kurzärmligem Hemd bei Milchkaffee und Zigarette auf einer schwarzen Ledercouch in einem Raum mit niedrigen Decken und großer Fensterfront. Hier im Haus des Schlagzeugers und Produzenten seiner "Jin Jin Band" in der Nähe von Köln hat der schmale 26-Jährige mit dem dunklen Teint und den gepflegten, schwarzen schulterlangen Dreadlocks während der Produktion seines Debütalbums so manche Nacht verbracht.
Good Life
Wenn Sturm sich die Gitarre schnappt und völlig versunken mit leicht heiserer Stimme und geschlossenen Augen den Titel "Good Life” singt, glaubt man Bob Marley zu hören - und zu sehen, denn auch äußerlich ähnelt er seinem Idol und ist deswegen von der Presse bereits als "Bob Marley von Aachen" bezeichnet worden. Sturm nimmt’s mit Humor.
"Ne Beleidigung ist es ja nicht, ich sag ja immer Bob Marley hat mich zum Singen gebracht, vorher hab ich nur rumgebrüllt, und dass das mein Held ist, ist auch ganz klar, tja was soll ich machen, ich kann nicht anders singen, und der Reggae, den Bob Marley gespielt hat, das ist die absolute Königsdisziplin und wenn man nur annähernd irgendwie da ran kommt, dann kann man sich auch wirklich Reggae-Musiker schimpfen."
Auf Jamaika war Sturm noch nie, es ist auch nicht sein größter Traum, er hat Angst, dass seine idealisierte Vorstellung des Reggae-Heimatlandes sonst darunter leiden könnte. Und für seine Texte finde er auch in Deutschland genug Stoff, erklärt er während er an seinem kleinen Ziegenbärtchen zupft.
"Was würde mir jetzt zum Beispiel dazu einfallen, über das jamaikanische Ghetto zu singen, gar nix… Ich hab selber keinen Krieg mitbekommen, keine Sklaverei erfahren, in diesem Leben spielt halt das ne große Rolle, dass die Leute keine Sonne mehr im Herzen tragen und dass sie die Hoffnung verlieren."
No need to be sad
Dabei ist es ihm wichtig, keinen "Plastik-Sound" zu produzieren, sondern die Original-Instrumente wie die Hammond-Orgel, wie in den 70ern live einzuspielen. Sebastian Sturm möchte authentisch sein. Das ist auch der Grund, warum er auf einen Künstlernamen verzichtet, er wüsste nicht, wofür er so etwas braucht. Viel wichtiger sei ihm die Musik, egal ob live oder beim Tüfteln an den Songs.
"Am Anfang ist das alles noch vollgestopft und die Arbeit, die wirklich glücklich macht, ist das auf den Punkt bringen, die Gitarre macht da ganz klar zuviel, also nimms raus, und auf einmal ist es ein wunderbares rundes Ding und klar, da freu ich mich wirklich wie ein kleines Kind, wenn das fertig ist."
Reggae Makes the Youth Free
Zur Musik gekommen ist Sturm mit 14 durch einen Urlaub auf der kleinen indonesischen Insel Nias. Dort hat sein Vater 15 Jahre als katholischer Priester und Missionar gearbeitet, bis er seine Frau auf der Insel kennen gelernt und deswegen den Zölibat gebrochen hat.
"Das war ein ganz anderes Flair da, das ist noch sehr eingeborenenmäßig, so nach sieben war da der Strom zum Beispiel zu Ende, und dann trafen sich die Leute eben vor dem Haus und haben gesungen und Gitarre gespielt, und dat war halt eben der Auslöser."
Sebastian Sturm ist in Aachen geboren, wünscht sich aber seit besagtem Urlaub noch einmal auf eigene Faust nach Nias zu reisen, um seine indonesischen Wurzeln aufzuspüren. Die ersten Akkorde auf der Gitarre hat ihm damals sein Vater gezeigt, der einst auf Nias die erste elektrisch verstärkte Band gegründet hat. Den Rest hat sich der Sohn selbst angeeignet, zunächst seine eigene Punkband gegründet, mit 19 dann die Reggae-Band "Jogit Beat", in der er vier Jahre lang gesungen hat.
"Wir waren sehr naiv, wir dachten zum Beispiel man kann Demos einfach verschicken und dann kommt das schon irgendwie an den richtigen und Irgendjemand wird uns entdecken. So war’s natürlich nicht."
Schon damals hatte Sturm den Traum vom großen Erfolg, hat alle Energie in die Musik gesteckt und dafür alles andere schleifen lassen, mehrere Schulen besucht, viele Klassen wiederholt. Nach der Auflösung von "Jogit Beat" wollte er schon aufgeben, bis ihn die 7-köpfige Aachener "Jin Jin Band", die bereits seit mehr als 15 Jahren existiert, zum Frontmann gemacht hat.
This Change is Nice
Sturms musikalischer Erfolg hängt auch eng mit der Geburt seiner Tochter Zoe Seniati vor zwei Jahren zusammen, ihr ist der Titelsong des Albums "This Change is Nice" gewidmet.
"Man wird ja nicht mit 18 erwachsen, sondern man wird genau dann erwachsen, wenn ein Kind vor der Türe steht... Es war schon der Schock meines Lebens anfangs, und ich glaub, ich hab noch nie so an mir gearbeitet, also auf einmal kann man dann in neun Monaten sein ganzes Leben umkrempeln."
This Change is Nice
Seit dieser "netten Veränderung" läuft sein Leben in festeren Bahnen. Im Mai nächsten Jahres möchte er seine Ausbildung zum Grafikdesigner abschließen und damit zum ersten Mal etwas zu Ende machen. Das chaotische Leben und seine impulsive Dickköpfigkeit hat er abgelegt, den Ehrgeiz in der Musik behalten. Sturm glaubt fest an seinen Erfolg und an einen Auftritt beim größten Reggae-Festival Deutschlands.
"Ich bin sehr, sehr glücklich... Ich werde wahrscheinlich auf'm Summer Jam spielen, wie oft stand ich da im Publikum und hab da meine Helden gesehen und hab mir immer gewünscht, hey nächstes Jahr bist du da und das hat bisher noch kein Mal hingehauen und es läuft alles darauf hin, dass das auch wirklich mal wahr wird."