Deutsche Skepsis

Die Legende von der Technik-Angst

Ein Plakat mit der «Stop Fracking» steht am 03.06.2014 in Brünen (Nordrhein-Westfalen) am Niederrhein in einem Feld.
Heftiger Widerstand gegen Fracking: Ausdruck einer deutschen Technikfeindlichkeit? © dpa / Martin Gerten
Technikphilosoph Armin Grunwald im Gespräch mit Dieter Kassel |
Atomenergie, Sendemasten, Fracking: Die Deutschen gelten inzwischen als Bedenkenträger, wenn es um die Segnungen der Technik geht. Zu Unrecht, meint der Regierungsberater und Technikphilosoph Armin Grunwald.
Die Deutschen gelten als besonders kritisch gegenüber neuen technischen Erfindungen. Doch schon ein einfacher Blick in die Alltagswelt der Bundesbürger zeige, dass die deutsche "Bedenkenträgerei" eine Legende sei, sagt Armin Grunwald, Leiter des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag und Professor für Technikphilosophie am Karlsruher Institut für Technologie.
Die Deutschen seien nicht technikfeindlicher als die Bürger anderer Länder, versichert Grunwald. Zwar gebe es hierzulande eine besonders starke Ablehnung gegenüber Atomenergie und grüner Gentechnik. Andere Länder seien dafür aber auf anderen Technik-Gebieten skeptischer, betonte der Regierungsberater.
Ein ambivalentes Verhältnis gegenüber technischen Neuerungen ist rational
Dass die Deutschen zu technischen Neuerungen manchmal auch ein ambivalentes Verhältnis haben, sei verständlich, findet Grunwald: "Die Vorteile, die nehmen wir gerne, und die meisten von uns können sich vermutlich heute ein Leben ohne Handy gar nicht mehr vorstellen." Dass eine neue Technologie auch schaden könne, höre man dann nicht so gern. "Das ist aber nicht inkonsistent oder gar verrückt, sondern – man kann ja fast sagen – rational", so der Professor. Dass Menschen Vorteile annähmen und Nachteile ablehnten, sei nachvollziehbar.

Atomkraft, Gentechnik, Fracking: Hoffnung in die Technik? Angst vor der Zukunft? Dieser Grundsatzfrage spüren wir diese Woche in loser Folge in unserer Sendung "Studio 9" nach.

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