Deutsche Unternehmen in Russland

Geringe Bereitschaft zu Investitionen

Die Flaggen der Bundesrepublik Deutschland und Russlands wehen vor dem Bundeskanzleramt in Berlin.
Die Rahmenbedingungen der deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen sind derzeit ungünstig. © dpa / picture alliance / Soeren Stache
Von Gesine Dornblüth |
Lange galt Russland als Wachstumsmarkt. Aber wegen der verhängten Sanktionen und des Rubel-Verfalls scheuen sich immer mehr deutsche Unternehmen, in Russland zu investieren. Zurückhaltung ist angesagt.
Es ist derzeit so gut wie unmöglich, mit Vertretern deutscher Unternehmen, die in Russland aktiv sind, ins Gespräch zu kommen. Seit die Sanktionen gegen Russland verhängt wurden, sind alle vorsichtig geworden. Keiner will sich allzu weit aus dem Fenster wagen. Aber da gibt es noch die Deutsch-Russische Auslandshandelskammer, AHK, mit Sitz in Moskau. Sie befragt alle paar Monate deutsche Unternehmen, die in Russland tätig sind.
Michael Harms, der Vorsitzende der AHK, beschreibt ihre Lage folgendermaßen:
"Alle Unternehmen fahren auf Sicht. Ganz viele Leute sagen mir: Ja, wir haben einen Forecast gemacht, aber ob und wie und in welcher Form der sich realisieren lassen wird, steht in den Sternen. Übrigens geht das den russischen Firmen genauso."
Harms selbst hat noch bis vor Kurzem gehofft, dass die sektoralen Sanktionen der westlichen Staaten im Frühjahr auslaufen, sollten bis dahin die Minsker Friedensverhandlungen umgesetzt sein:
"Diese Hoffnung ist jetzt geschwunden. Leider wird der Ton gerade in den letzten Tagen wieder schärfer. Zurzeit würde ich nicht davon ausgehen, dass es einen Fortschritt bei der Abschaffung von Sanktionen gibt."

Michael Harms, Vorstandsvorsitzender der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer in Moskau, spricht bei einem Treffen 
Michael Harms, Vorstandsvorsitzender der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer in Moskau© picture alliance / dpa / Grigoriy Sisoev
Gravierende Beschränkungen des Finanzmarkts
In einer Umfrage der AHK vom Dezember gaben 42 Prozent der in Russland tätigen deutschen Unternehmen an, sie seien von den beiderseitigen Sanktionen betroffen. Am stärksten machen sich demnach die Finanzmarktbeschränkungen bemerkbar. Die Importverbote von Lebensmitteln und Agrargütern fallen weniger ins Gewicht.
Die größten Schwierigkeiten aber entstehen den deutschen Firmen gar nicht durch die Sanktionen, sondern durch andere ungünstige Rahmenbedingungen. Die Rubelabwertung, die schwache Konjunktur, die Inflation, die allgemeine Planungsunsicherheit.
Michael Harms geht davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt in Russland 2015 um bis zu fünf Prozent zurückgehen wird. Dementsprechend hätten sich auch alle Unternehmer auf Umsatzeinbußen eingestellt. Ihnen empfiehlt er, vorsichtig zu agieren:
"Vertrauen erhalten, Finanzierungskonditionen flexibel anpassen, vielleicht mal auf Marge verzichten, die eigenen Kosten im Griff haben – das sind die wesentlichen Faktoren. Und dann versuchen, auf bessere Zeiten zu warten."
Mehr zum Thema