Deutsche Volleyball-Beachliga

Mehr als eine Sommerlaune

06:44 Minuten
Victoria Bieneck spielt den Ball.
Fokussiert: Victoria Bieneck in der Vorrunde der Beachliga. © picture alliance / dpa / Marius Becker
Charlotte Weinreich im Gespräch mit Thomas Wheeler |
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Beachvolleyball ohne Beach: Das ist nun in der Rheinmetropole Düsseldorf Wirklichkeit geworden. Die Idee kam von Volleyballer Alexander Walkenhorst. Die neue Beachliga geht noch bis Mitte Juli und könnte zukunftsweisend sein.
Thomas Wheeler: Beachvolleyball, längst ist diese Sportart nicht mehr nur eine brasilianische oder US-amerikanische Domäne. Ganz im Gegenteil, auch die Deutschen spielen mittlerweile in der internationalen Spitze mit. Zwei Beweise: 2012 der Olympiasieg von Julius Brink und Jonas Reckermann in London, und 2016 dann in Rio Olympiasiegerin Laura Ludwig und Kira Walkenhorst.
Wegen Corona darf in diesem Jahr natürlich nicht so ohne Weiteres an jedem Strand gespielt werden. Deshalb versammelt sich die nationale Spitze derzeit zwischen Mitte Juni, seit dem 13. genau, und Mitte Juli zunächst in Düsseldorf. Dort ist eine neugegründete Beachliga am Start, und über die rede ich jetzt mit Charlotte Weinreich, die gerade bei uns ein Praktikum macht. Jetzt ist sie bei mir im Studio. Guten Tag, Frau Weinreich!
Charlotte Weinreich: Hallo, guten Tag!
Wheeler: Frau Weinreich, vorne weg, Sie sind ziemlich groß. Spielen Sie selbst Volleyball?
Weinreich: Ja, ich spiele tatsächlich auch selber Volleyball.
Wheeler: Draußen wie drinnen?
Weinreich: Ja, beides tatsächlich. Im Sommer draußen und im Winter mehr drinnen.
Wheeler: Und mit welchem Erfolg? Sind Sie in irgendeinem Verein, oder machen Sie das in der Freizeit mehr?
Weinreich: Das ist totaler Freizeitsport bei mir.
Wheeler: Okay. Beachliga – ist das jetzt nur eine Reaktion auf die Coronazwänge, oder war das bereits vorher geplant beziehungsweise wer hat sich das ganze Ding überhaupt ausgedacht?


Weinreich: Das Ding hat sich Alexander Walkenhorst zusammen mit zwei Freunden ausgedacht, ein Beachvolleyballer und ein Marketingexperte. Diese Beachbundesliga zu gründen, das ist jetzt gar keine neue Idee. Dazu gab es seit vielen Jahren immer wieder Überlegungen, aber die Einführung von so einer Bundesliga, die macht nur dann Sinn, wenn regelmäßig Topteams zum Einsatz kommen.
Beach-Liga, Vorrunde der Frauen. Leonie Körtzinger (2. v.l.) versucht den Ball von Antonia Stautz (3. v.l.) zu blocken. Rechts Leonie Welsch, links Sarah Schneider.
Für eine neue Liga gab es immer wieder Überlegungen. Corona macht es jetzt möglich. © picture alliance / dpa / Marius Becker
Die Nationalteams sind eigentlich sehr auf die internationale Serie fokussiert, also Olympia und Weltmeisterschaften. Da geht es um Weltranglistenpunkte, es geht um Preisgelder, wobei Karla Borger da zum Beispiel auch einen anderen Trend wahrnimmt.
Karla Borger: Man muss ehrlicherweise gestehen, dass in den letzten Jahren das Preisgeld international sehr rapide nach unten gegangen ist. Wenn man die Zahlen noch vergleicht von vor Olympia 2016, ist das wirklich unterirdisch. Man darf nicht vergessen, dass wir international natürlich dann auch höhere Kosten haben, die entstehen durch Trainer, der natürlich auch noch ein Flugticket braucht und ein Hotel vor Ort.
Deshalb muss man vielleicht dann später auch abwägen, ob man vielleicht eher Geld verdienen möchte, vielleicht für seine Zukunft irgendwie so ein bisschen denkt, oder ob man dann Richtung Olympische Spiele geht. Ich weiß nicht, wohin uns die Beachliga führt, und ich freue mich einfach, dass ein ganz anderer Ansatz kommt und vielleicht auch einfach ein bisschen moderner.

Frauen und Männer sind unter sich

Wheeler: Wer tritt da jetzt eigentlich alles an in Düsseldorf, und was für ein Modus wird gespielt? Frauen und Männer sind gleichermaßen am Start?
Weinreich: Genau, es sind Frauen und Männer. Das Ganze geht vier Wochen, und es sind acht Männer- und acht Frauenduos, jeweils abwechselnd eine Woche Männer, eine Woche Frauen. Da sind ganz viele verschiedene Athletinnen und Athleten dabei. Karla Borger ist wahrscheinlich so die schillerndste Figur von ihnen, das ist die amtierende deutsche Meisterin und auch Olympiaspielerin.
Wheeler: Gibt es auch gemischt Teams, oder spielen nur die Frauen unter sich und die Männer ebenfalls?
Weinreich: Es sind wirklich nur die Frauen unter sich und die Männer unter sich.
Wheeler: Normalerweise ist es ja so, dass Beachvolleyball draußen gespielt wird, ist ein Event vor vielen Zuschauern, an den Stränden auch, Timmendorfer Strand beispielsweise. Jetzt ist das Ganze in Düsseldorf. Düsseldorf hat Erfahrung mit großen Sportveranstaltungen. Wie muss ich mir das vorstellen? Diesmal ganz ohne Publikum?

Weinreich: Ja, die spielen ganz ohne Publikum. Es gibt natürlich jetzt wie bei allen Sportarten aktuell total strenge Hygienevorschriften, und auch die Beachvolleyballerinnen und -volleyballer müssen jetzt ohne Publikum spielen. Das ist natürlich eigentlich komisch, weil die Beachvolleyball-Events, die leben natürlich eigentlich von dieser Sommerstimmung, von Musik und von Fans.
Ein Spielball wird desinfiziert.
Eine Liga bisher ohne Publikum, aber mit viel Desinfektionsmittel. © picture alliance / dpa / Marius Becker
Es ist schon auch komisch, wenn man sich diese Liveübertragungen von den Spielen anguckt, weil da keine Fans im Hintergrund sind und weil dann da einfach nur zwei Spieler oder zwei Spielerinnen dann jeweils gegeneinander antreten und dann noch die Kommentatoren ihren Senf dazugeben im Hintergrund, aber sonst ist es relativ ruhig. Karla Borger, mit der ich ja eben gesprochen habe, die sah das aber relativ pragmatisch.
Borger: Ja, es ist ein anderer Sport, nichtsdestotrotz sind wir da wirklich ganz fokussiert bei der Sache, und wir schenken uns da nichts auf dem Feld. Es geht zwar jetzt um keine Punkte, aber wir wollen gewinnen, und das ist das, was wir auch gesagt haben, was wir unbedingt brauchen: Wettkampf, und den Wettkampf geben wir uns hier auf jeden Fall.

Streamingdienst Twitch überträgt Spiele

Wheeler: Da ist jetzt niemand da, aber für die Fans stelle ich mir natürlich die Frage, die wollen das sehen, wo können denn Interessierte dieses neugegründete Format Beachliga verfolgen?
Weinreich: Man kann das Ganze im Internet verfolgen, und zwar über die Streamingplattform "Twitch". Das ist wirklich für jeden und jede live und kostenlos. Die Zahlen über diese Streamingplattform, die lassen sich echt sehen. In der ersten Woche gab es laut Statistiken teilweise über 8000 Zuschauerinnen und Zuschauer, die das Event live verfolgt haben.
Das ist ganz interessant, weil "Twitch" eigentlich eine Plattform ist, die E-Sport streamt, also E-Sport-Wettkämpfe. Das ist also eher ungewöhnlich, dass da jetzt Beachvolleyball gezeigt wird, aber gerade auch darin sieht Karla Borger zum Beispiel eine Chance für den Volleyball.


Borger: Man erreicht ganz andere Menschen. Ich meine, eine breitere Masse vielleicht auch einfach, auch Leute, die vielleicht vorher sich noch nicht mit Beachvolleyball auseinandergesetzt haben, werden definitiv da mal reinklicken und sich vielleicht auch ein Spiel oder sogar mehr anschauen.
Eine Frau spielt vor einem Netz einen Volleyball.
Beachvolleyballerin Karla Borger bei der Beach-Liga in Düsseldorf am 13. Juni 2020.© imago images/Beautiful Sports/Peter Weber
Ich habe jetzt auch schon sehr viel Feedback bekommen, dass sehr viele den Stream schauen, die zuvor noch nie Beachvolleyball gesehen haben. Das ist irgendwie schön zu betrachten, weil man muss dieses Jahr umdenken, und unser Sport braucht eine Weiterentwicklung, und wieso nicht so.
Wheeler: "Wieso nicht so" hat Karla Borger gerade gesagt. Jetzt ist es so, man trifft sich bis Mitte Juli in Düsseldorf, dann ist dieses Turnier vorbei. In diesem Sommer, wie geht es dann weiter? Gibt es nur dieses eine Turnier in Deutschland oder auch noch andere Beachvolleyballspiele mit Spitzenniveau? Geht man eventuell sogar auch noch mal an den Strand?
Weinreich: Ja, tatsächlich geplant sind auch die deutschen Meisterschaften am Timmendorfer Strand. Wenn alles klappt, dann werden die im September stattfinden. Das heißt, für Beachvolleyballfans gibt es dann auch ein Event, auf das man fiebern kann.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandfunk Kultur macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
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