Deutscher Buchpreis 2021

Das ist die Shortlist

08:20 Minuten
Auf dem Bild sind die Buchrücken der sechs Bücher auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis 2021 zu sehen: Norbert Gstrein "Der zweite Jakob"; Monika Helfer: "Vati"; Christian Kracht: "Eurotrash";Thomas Kunst: "Zandschower Klinken"; Mithu Sanyal: "Identitti"; Antje Rávik Strubel: "Blaue Frau".
Die sechs Bücher auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2021 © vntr media
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Die Jury des Deutschen Buchpreises hat ihre Shortlist vorgestellt: Sechs Romane befinden sich in der Endauswahl für den Preis, der am 18.Oktober in Frankfurt verliehen wird.
Sechs Romane gehen ins Rennen um den Deutschen Buchpreis 2021. Die siebenköpfige Jury hatte zunächst zwanzig Titel aus 230 auf die Longlist gesetzt. Verliehen wird der Deutsche Buchpreis dann am 18. Oktober zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse.
Die Shortlist in Kürze:
  • Norbert Gstrein: "Der zweite Jakob"
  • Monika Helfer: "Vati"
  • Christian Kracht: "Eurotrash"
  • Thomas Kunst: "Zandschower Klinken"
  • Mithu Sanyal: "Identitti"
  • Antje Rávik Strubel: "Blaue Frau"
Literaturkritikerin Miriam Zeh fällt auf, dass Mithu Sanyals Buch "Identitti" das einzige Debüt auf der Shortlist ist. Es sind drei Bücher von Frauen und drei von Männern vertreten. In dieser Beziehung setze sich fort, was auch auf der Longlist schon bemerkbar war: dass beide Geschlechter in gleicher Stärke vertreten sind.
Drei Titel sind aus Deutschland, mit Norbert Gstrein und Monika Helfer kommen zwei der Autor*innen auf der Shortlist aus Österreich und mit Christian Kracht einer aus der Schweiz. "Freuen kann sich der Hanser Verlag, von dem gleich drei Titel auf der Liste sind."
"Für mich ist das eine Liste mit sehr unterschiedlichen Titeln", sagt Zeh, "auch mit unterschiedlichen ästhetischen Überzeugungen, Überzeugungen davon, was Literatur sein soll, wie laut sie Bezug nehmen soll zum Beispiel zu aktuellen politischen Debatten." Einen Schwerpunkt könne man vielleicht ausmachen: dass nämlich viele Titel etwas von Rückschau, von Innenschau, vom Blick auf die eigene Familie haben – und sich nicht so sehr an politischer Relevanz abarbeiten.
Zeh rechnet mit hitzigen Debatten in der Jury: Vermutlich gehe es auch um grundlegende Einstellungen, was Literatur sein soll. Sie hoffe, dass die Jury "uns was zumutet".
Die Shortlist ausführlich:
Cover von Norbert Gstreins Buch "Der zweite Jakob" auf organem Aquarellhintergund.
© Deutschlandradio / Hanser Literaturverlag
Norbert Gstreins "Der zweite Jakob" sei ein funkelndes literarisches Vexierspiel über das Verhältnis von Kunst und Leben an sich, findet unser Rezensent Helmut Böttiger. Gstrein habe in diesem Buch eine scharf umrissene zeitgenössische Künstlerfigur geschaffen, ergänzt durch pointierte Beobachtungen und luzide Gesellschaftsanalysen.

Norbert Gstrein: "Der zweite Jakob"
Hanser, München 2021
444 Seiten, 25 Euro


Das Cover des Buches von Monika Helfer, "Vati", auf orange-weißem Grund.
© Deutschlandradio / Hanser
Monika Helfers Vater war Soldat im Zweiten Weltkrieg und hat dort ein Bein verloren. "Jeder ist im Krieg beschädigt worden, körperlich oder seelisch", sagt Helfer im Gespräch. Ihr Vater habe allerdings nicht darüber gesprochen. Er sei büchersüchtig gewesen: "Wir hatten ein spezielles Buch-Verhältnis miteinander", erinnert sie sich.

Monika Helfer: "Vati"
Hanser, München 2021
176 Seiten, 20 Euro


Buchcover "Eurotrash" von Christian Kracht
© Deutschlandradio / Kiepenheuer & Witsch
Christian Kracht – Sohn der rechten Hand von Verlagsmogul Axel Springer gleichen Namens, Wohnsitz ein Schloss am Genfer See, Geld spielt keine Rolle – rückt in "Eurotrash" seine eigene Familiengeschichte ins Zentrum, schildert unser Rezensent Helmut Böttiger. Kracht beschreibt einen Besuch seiner Ich-Figur bei der 80-jährigen, dementen Mutter. Kracht skizziere den Reichtum und alles, was damit komme, mit dem Gestus der Verachtung, so Böttiger. Krachts Schreibe sei auf Effekt berechnet, laufe aber auf die Dauer ins Leere.

Christian Kracht: "Eurotrash"
Kiepenheuer und Witsch, Köln 2021
304 Seiten, 22 Euro.


Zu sehen ist das Cover des Buches "Zandschower Klinken" von Thomas Kunst.
© Deutschlandradio / Suhrkamp
Eine eigentümliche Gemeinschaft schottet sich in einem fiktiven Dorf ab, das kaum mehr zu bieten hat als einen Feuerlöschteich, erklärt unser Rezensent Frank Meyer das Setting von Thomas Kunsts "Zandschower Klinken". In rhythmischer Sprache entfache Kunst ein Gewitter bizarrer Ideen. Der Lyriker zeige, dass es Alternativen zur von ihm kritisierten vorherrschenden, realitätsabhängigen Prosapraxis gebe.

Thomas Kunst: "Zandschower Klinken"Suhrkamp, Berlin 2021
254 Seiten, 22 Euro


Zu sehen ist das Cover des Buches "Identitti" von Mithu Sanyal.
© Deutschlandradio / Hanser
Der erste Roman der Kulturwissenschaftlerin Mithu Sanyal sei gewagt und knallig, findet unsere Rezensentin Claudia Kramatschek. "Identitti" kreise um die komplexe Gemengelage der Identitätspolitik und die Frage, ob weiße Vorherrschaft ein unbezwingbares Übel sei. Atemlose Lektüre sei garantiert. Die Kulturwissenschaftlerin befördere eine der gewichtigsten Debatten unserer Zeit in den Schleudergang, so Kramatschek.

Mithu Sanyal: "Identitti"
Hanser Verlag, München 2021
432 Seiten, 22 Euro


Das Cover des Buchs von Antje Ravik Struvel, "Blaue Frau" auf orange.weißem Hintergrund.
© Deutschlandradio / S. Fischer
Sexuelle Gewalt und Machtverhältnisse zwischen Ost und West: Das überschneidet sich in Antje Rávik Strubels Roman "Blaue Frau". Wegen ihrer Wut habe sie lange nicht weiterschreiben können, sagt die Autorin unserer Moderatorin Andrea Gerk. Acht Jahre habe sie an dem Roman gearbeitet. Ihre Hauptfigur Adina wuchs als letzter Teenager ihres Dorfs im tschechischen Riesengebirge auf, bei einem Praktikum in einem neu entstehenden Kulturhaus in der Uckermark kommt es zu einem sexuellen Übergriff.

Antje Rávik Strubel: "Blaue Frau"S. Fischer, Frankfurt am Main 2021
432 Seiten, 24 Euro


Der Jury gehören an: Knut Cordsen (Kulturredaktion BR), Bettina Fischer (Leiterin Literaturhaus Köln), Anja Johannsen (Leiterin Literarisches Zentrum Göttingen), Richard Kämmerlings (Literarischer Korrespondent, Die Welt), Sandra Kegel (Ressortleiterin Feuilleton, Frankfurter Allgemeine Zeitung), Beate Scherzer (Buchhändlerin, Proust Wörter + Töne) und Anne-Catherine Simon (Feuilleton-Redakteurin, Die Presse)
© vntr media
Der Jury gehören an (von links oben nach rechts unten): Knut Cordsen (Kulturredaktion Bayerischer Rundfunk), Bettina Fischer (Leiterin Literaturhaus Köln), Anja Johannsen (Leiterin Literarisches Zentrum Göttingen), Richard Kämmerlings (Literarischer Korrespondent, "Die Welt"), Sandra Kegel (Ressortleiterin Feuilleton, "Frankfurter Allgemeine Zeitung"), Beate Scherzer (Buchhändlerin, Proust Wörter + Töne) und Anne-Catherine Simon (Feuilleton-Redakteurin, "Die Presse").
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