Deutscher Buchpreis

Auf ein Gläschen mit den Nominierten

Lutz Seiler, deutscher Schriftsteller, Ingeborg-Bachmann-Preistraeger 2007. Aufgenommen am 08.10.2010 in Frankfurt
Der Schriftsteller Lutz Seiler war der Überraschungsgast und las aus "Kruso". © picture alliance / dpa / Erwin Elsner
Von Lucia Hodinka |
Der Deutsche Buchpreis macht es spannend und schickt neun nominierte Autoren zu Lesungen, bei denen das Publikum nicht weiß, welcher Schriftsteller erscheint. Rotwein gibt's auch, wie gestern in Berlin-Schöneberg.
Nicht nur ich, sondern wirklich keiner im Publikum wusste, welcher Autor gleich kommen würde. Ungefähr vierzig Leute saßen also in der kleinen Grohnschen Buchhandlung und überlegten bis kurz vor acht, wer von der Longlist es vielleicht sein könnte.
"Ich glaub es ist ein Mann, weil als ich mich letztens angemeldet habe, hieß es –'er liest'."
"Hmmmm, ich kenn jetzt nur diesen Zaimogli, Ferrr, der Name ist so schwer auszusprechen, ich hoffe der kommt."
"Ich hab keine Ahnung, ich lass mich überraschen."
"Wünschen würd ich mir Sasa Stanisic."

Aus der Buchhändlerin war nichts raus zu bekommen. Aber aufgeregt war die Kollegin Michaela Rollwitt schon vor dem Blind Date.
Rollwitt: "So was haben wir natürlich noch nie gehabt. Wir haben uns letztes Jahr schon beworben um dieses Blind Date, da hat es nicht geklappt, und jetzt eine von acht Buchhandlungen in Deutschland zu sein ist natürlich toll für uns, hier als kleine Kiezbuchhandlung."

Ziemlich genau um acht kam der Autor dann zur Tür rein. Unscheinbar, die meisten bekamen es gar nicht mit, bis er sich hinsetzte und von Andrea Grohn begrüßt wurde.
Andrea Grohn: "Ich freue mich sehr, Ihnen Herrn Seiler vorzustellen, der mit seinem neuen Roman Kruso auf der Longlist des Deutschen Buchhandels für den Deutschen Buchpreis gewählt wurde."
Lutz Seiler hatte noch nicht mal die Jacke ausgezogen, da hatte er schon seinen neuen Roman Kruso hervorgeholt und fing an zu lesen.

"Irgendwann in der Nacht verstummte das Rauschen, die Brandung stand still, der Wald stand still, das Nebelhorn tönte."
Es wurde intim, Seiler erzählte Persönliches
Es wurde großzügig Rotwein gereicht und die Stimmung war so intim, dass Lutz Seiler im ziemlich langen Frage-Antworten-Teil persönliche Dinge erzählte. Unter anderem über seine Beziehung als Autor zu den Figuren, über Sanddorn-Schnaps und er sagte, er hoffe, Hiddensee werde ihm das Buch nicht übel nehmen. Denn in seinem Roman aus den letzten Tagen der DDR spielt die Ostseeinsel als Rückzugsort für Regimegegner die Hauptrolle. Dass er so redselig war, fiel ihm hinterher auf.
"Weil es halt diese Wohnstubenatmosphäre ist, sagt man plötzlich Sachen, die man unter Umständen nicht hätte sagen wollen, weil man denkt, das bleibt ja unter uns. So ungefähr, ja."
Tatsächlich kannte Seiler die Gegend in Berlin-Schöneberg und wollte sehr gerne hier lesen, deshalb war für ihn diese Blind-Date Situation auch nicht unangenehm.

"Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass so viele Leute kommen, und das so was so gut angenommen wird, hätte ich nicht für möglich gehalten."

Dann bleibt nach einem Blind Date natürlich die Frage: Werdet ihr euch wieder sehen?

Seiler: "Ich glaube, dass das einmalig ist."

Besucher: "Jetzt haben wir uns ja sozusagen verabredet, hier mit diesem Buch in der Hand und schauen wir mal, ne?!"