Biermann beschimpft Linkspartei als "Drachenbrut" und "elenden Rest"
Vergeblich erinnerte ihn der Bundestagspräsident an die Abmachung, dass er singen und nicht reden solle: Bei der Gedenkstunde zum Mauerfall nutzte der Liedermacher Wolf Biermann die Chance, die Linkspartei im Parlament zu attackieren - mit deftigen Worten.
Der Liedermacher Wolf Biermann hat in der Gedenkstunde des Bundestages zum Mauerfall vor 25 Jahren die Partei Die Linke scharf attackiert. Deren Abgeordneten seien "der elende Rest dessen, was zum Glück überwunden wurde", sagte der 77-Jährige. Es sei Strafe genug für die Linken, "dass sie hier sitzen müssen und sich das anhören müssen". Biermann habe sich die Freiheit genommen und mehr als fünf gesprochen Minuten und den "den Linken die Leviten gelesen",
erklärt Stephan Detjen (Audio)
.
Parlamentspräsident Norbert Lammert (CDU) sagte zu Biermanns ungewöhnlichem Auftritt mit einem Hinweis auf die Geschäftsordnung: "Sobald Sie für den Bundestag kandidieren und gewählt werden, können Sie auch reden. Jetzt sind Sie hier, um zu singen." Biermann entgegnete: "Das Reden habe ich mir in der DDR nicht abgewöhnt und werde das hier schon gar nicht tun." An die Adresse der Linken sagte er: "Ihr seid dazu verurteilt, das hier zu ertragen. Ich gönne es Euch."
Biermann sagte, er sei von dem "Ironiker" Lammert eingeladen worden, um der Linken ein paar Ohrfeigen zu verpassen. "Aber das kann ich nicht, ich war ja Drachentöter. (...) Ein Drachentöter kann nicht mit großer Gebärde die Reste der Drachenbrut tapfer niederschlagen."
Ein Lied als "Stück Seelenbrot"
Auf einen Zuruf aus der Linksfraktion, sie seien gewählt, erwiderte Biermann, eine Wahl sei doch "kein Gottesurteil". Die Linke sei in Wahrheit reaktionär. Im Anschluss an den Schlagabtausch trug Biermann sein Lied "Ermutigung" vor, das vor allem bei den Oppositionellen in der damaligen DDR populär war. Biermann selbst nannte es "ein Stück Seelenbrot" insbesondere für die Insassen von DDR-Gefängnissen. Manche, die im Gefängnis saßen, hätten nur mit diesem Lied in der Zelle überlebt.
Der Fraktionschef der Linken, Gregor Gysi, ging in seiner Rede nicht auf Wolf Biermann ein. In der DDR habe eine Diktatur und grobes Unrecht geherrscht. Er blieb damit bei seiner Haltung, die DDR nicht pauschal als Unrechtstaat zu bezeichnen.
Biermanns Auftritt hatte schon vorher für Ärger gesorgt, weil sich die Linke als SED-Nachfolgepartei immer wieder von Biermann kritisiert fühlt und bei der Festlegung des Programms für die Gedenkstunde übergangen fühlte. Sie hatte verlangt, dass er seinen Auftritt nicht für Parteienkritik nutzt.
cre/dpa/AFP
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