Nein, danke! Entwickler verzichten auf Preis
Das Kinderspiel "Portal Knights" ist mit dem Deutschen Computerspielpreis 2017 ausgezeichnet worden. Als bestes deutsches Spiel war außerdem "Shadow Tactics" nominiert. Dessen Entwickler bekamen den Preis in der Kategorie "Bestes Game-Design" - lehnten ihn aber ab.
Eigentlich war es ein guter Jahrgang an Spielen, die auf dem Deutschen Computerspielepreis 2017 nominiert und in insgesamt 14 Kategorien ausgezeichnet wurden. Darunter viele Titel mit eigenständigen Ideen, künstlerischem Design und hervorragender Umsetzung. Ziel des Preises ist es, wertvolle Computerspiele zu fördern und die Medienkompetenz der Nutzer zu stärken. Die Jury setzt sich aus Netzaktivisten und Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zusammen.
Titel wie "She Remembered Caterpillars" (Bestes Kinderspiel), "Code 7" (Bestes Jugendspiel), "Glitchskier" (Bestes Mobiles Spiel) oder "Shadow Tactics" (Bestes Gamedesign) zeigen, dass es in Deutschland eine lebendige Szene kleinerer Spieleentwickler gibt, die es schaffen, gute Titel zu produzieren, die auch international Beachtung finden.
Frustation beim Entwickler von "Shadow Tactics"
Trotzdem scheint es hinter den Kulissen, Unstimmigkeiten gegeben zu haben. Mimimi Productions, der Entwicklerstudio von "Shadow Tactics", verweigerte die Annahme des Preises. Über den Grund wurde das Publikum im Unklaren gelassen, aber schon zum Ende der Preisverleihung gab es erste Spekulationen. Möglicherweise könne es mit Unstimmigkeiten bei der Jurywahl der Sieger zusammenhängen, vermutet das Magazin Gamestar und beruft sich auf eine interne Mail des Branchenverbands GAME. Das würde zumindest die Frustration des Entwicklers erklären, denn mit "Portal Knights" hat der Titel mit dem geringsten Preispotenzial gewonnen. "Shadow Tactics" war ebenfalls nominiert.
Ansonsten verlief die Preisverleihung erwartbar: Die Moderationen und Laudatoren locker und wie immer bemüht, sich mit Vergleichen und Referenzen auf Computerspiele zu übertrumpfen. Preiskategorien, die kreativ verwendet werden und undotierte Preise für internationale Titel, um der Veranstaltung etwas Blockbuster-Glamour zur verleihen, denn bei den großen Titeln spielt Deutschland nach wie vor kaum eine Rolle.
Branche fordert von Politik "nachhaltige Gamesförderung"
Wer genau hinhörte, dem entging auch nicht die Tatsache, dass hier eine vehement geführte politische Diskussion aufblitzte - und zwar in dem Moment, in dem Tobias Hahr, Vorstandssprecher des Branchenverbands BIU, bekräftigte, "dass wir eine wirklich nachhaltige, transparente, authentische Gamesförderung in Deutschland brauchen".
Eine Forderung die sich an die Bundespolitik im Allgemeinen und Verkehrsminister Alexander Dobrindt im Speziellen richtete, dessen Bundesministerium auch für digitale Infrastruktur und damit für die Gamesbranche und den Deutschen Computerspielepreis zuständig ist. Die Branche hatte in den letzten Monaten mehrfach eine bessere Förderung von der Politik gefordert und sogar eigene Modelle vorgeschlagen, bislang ohne Erfolg.
Auch dieses Mal wurde der Ball prompt zurückgespielt: "Die Computerspielindustrie beschert uns mehr Steuereinnahmen als die Filmindustrie und die Musikindustrie zusammen und ihr seid zu leise", erwiderte die CSU-Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär.
Wenigstens an diesem Abend gab es schon einmal ein Mehr an Geld: Beim Deutschen Computerspielpreis 2017 wurden insgesamt Preisgelder in Höhe von 550.000 Euro ausgegeben - mehr als je zuvor. Der größte Teil davon, 110.000 Euro, ging an den Gewinner in der Kategorie "Bestes Deutsches Computerspiel", in diesem Jahr an "Portal Knights".