Mit Respekt aus dem Pflegenotstand
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Die frühere Altenpflegerin und heutige Buchautorin Barbara Messer tritt für einen Paradigmenwechsel im Blick auf das Alter ein: Sie fordert Respekt vor der Lebensleistung alter Menschen. Die Pflegepolitik der Bundesregierung ist ihr nicht "handfest" genug.
Die Pflege ist ein politischer Dauerbrenner. Pflegekräfte fühlen sich durch zu wenig Kollegen häufig überfordert, nicht ausreichend wertgeschätzt und nicht angemessen bezahlt. Dabei wächst die Zahl derjenigen, die auf Pflege angewiesen ist. All diesen Themen widmet sich nun der Deutsche Pflegetag in Berlin, bei dem rund 8000 Experten zusammen kommen.
"Eine der Hauptaufgaben ist, mit den Menschen zu sprechen", sagte Barbara Messer über den Pflegeberuf im Deutschlandfunk Kultur. Sie hat rund 15 Jahre in der Altenpfle gearbeitet und ist heute als Coach und Buchautorin tätig. Es gehe darum, in die Welt alter Menschen einzutauchen und sich auch mit deren Biographien zu beschäftigen.
Die Körperpflege sei da im Vergleich nur ein kleiner Teil der Arbeit. "Das Größte ist wirklich, sie wachzuhalten, sie anzuregen, ihnen zu helfen, den Alltag zu bewältigen." Die dafür nötigen sozialen Kompetenzen könne man lernen, sagte Messer.
In der Pflege benötige man die Kompetenzen einer Führungskraft mit permanent wechselnder Klientel, sagte Messer. Die meisten Pfleger seien aber in ihrem Berufsalltag zu gefangen, um einen solchen Perspektivwechsel hinzubekommen.
Eine höhere Bezahlung sei ein wichtiger Schritt, um dem Pflegenotstand entgegen zu wirken, betonte die Expertin. Messer nannte auch flexible Arbeitszeiten und eine gute Unternehmenskultur als Anreize. Skeptisch beurteilte die Buchautorin die Pflege-Pläne von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Es handele sich nicht um handfeste Lösungen, sagte sie.
Mehr Respekt für das Alter
Es müsse vielmehr einen Paradigmenwechsel geben, forderte sie. Alte Menschen sollten Personen sein, vor denen man Respekt habe, zu denen man aufschaue und von denen man lernen dürfe: "Unsere ganze Kultur sollte den alten Menschen nicht als gebrechlichen Menschen darstellen, sondern als jemanden, der teilweise bis zu hundert Jahre Lebensgeschichte bewältigt hat." Eine ihrer Hauptaufgaben sei, das Bild vom Alter zu verändern, betonte Messer.
(gem)