Der Deutsche Umweltpreis ist mit 500.000 Euro dotiert und wird seit 1993 vergeben. Er gilt nach Angaben der Deutschen Bundesstiftung Umwelt als eine der höchstdotierten Auszeichnungen seiner Art in Europa. Neben dem Biologen Christof Schenk wurden in diesem Jahr die Ingenieure Friedrich Mewis und Dirk Lehmann für die Entwicklung eines kraftstoffsparenden Schiffsantriebs geehrt.
Deutscher Umweltpreis
Selbst wenn ein Wald niederbrennt, kann er sich schnell renaturieren und Neues entstehen lassen. © picture alliance / abaca / Moritz Thibaud
"Wir müssen alles tun, um das Ruder herumzureißen"
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Nichts bestimmt unsere Zukunft auf der Erde mehr als der Schutz von Klima, Arten und Natur. Daher müssen Lösungen für die Ewigkeit her, fordert der Biologe Christof Schenk. Für sein Engagement wurde er nun mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet.
Der Klimawandel, das Artensterben und die Pandemien stehen in einem Zusammenhang. "Es sind alles menschengemachte Krisen", sagt der Frankfurter Biologe Christof Schenck, der in diesem Jahr von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) mit dem Deutschen Umweltpreis geehrt wurde. Genau darin sieht Schenck aber auch eine Chance: "Wenn Menschen Krisen verursachen, können sie sie auch wieder abmildern."
Er selbst bezeichnet sich als "Handwerker des Naturschutzes" und engagiert sich für die größten und artenreichsten Schutzgebiete der Erde - vor allem für die Wildnisgebiete in Afrika und Südamerika. "Mehr denn je brauchen wir Menschen, die uns Wege aufzeigen, um Tiere und Pflanzen zu erhalten und die Erderwärmung zu stoppen", begründete Steinmeier die Auswahl des Preisträgers in seiner Festaktrede in Magdeburg.
Lösungen für die Ewigkeit schaffen
Schenck ist Geschäftsführer der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt, die seit mehr als 160 Jahren existiert. "Wir sind heute in 18 Ländern der Erde vertreten und haben über 1200 Mitarbeiter draußen in der Welt, die tatsächlich hoch in den äthiopischen Bergen, den heißen Savannen Afrikas oder den feuchten tropischen Regenwäldern sitzen." Diese versuchen gemeinsam mit den Behörden, der lokalen Bevölkerung und den indigenen Völkern, Lösungen zum Schutz der Natur zu finden, erklärt er.
Um langfristige Lösungen zu schaffen und Naturschutzgebiete zu erhalten, hat Schenck ein innovatives Finanzierungsmodell mitentwickelt, das auf einem dauerhaft ertragreichen Kapitalstock basiert. Auch die Bundesregierung ist finanziell beteiligt. Er möchte damit "herausragende Schutzgebiete für die Ewigkeit" sichern, denn "kein Nationalpark ist mit einer Halbwertzeit gegründet", so der Biologe weiter. Das geplante Modell kann etwa Einbrüche im Kapitalpool ausgleichen und zehrt sich nicht selbst auf.
Risiko von Migrationsströmen
Um Ökosysteme zu erhalten und große Migrationswellen zu verhindern, sei es notwendig, den globalen Süden viel stärker finanziell zu unterstützen, konstatiert Schenck. "Niemand verlässt seine Heimat freiwillig. Aber wenn man dort nicht mehr überleben kann, verursacht das diese großen Migrationsströme." Und es bestehe das Risiko, dass diese hundert- oder tausendfach so groß werden, wenn das Klima schlechter werde.
Schenck sieht aber auch in Deutschland Möglichkeiten zum Klima- und Artenschutz. Die Bundesregierung habe sich einmal zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 zwei Prozent Wildnis in Deutschland zu schaffen, erklärt Schenk. "Das ist nicht viel für so ein reiches Land. Und dennoch sind wir weit davon entfernt mit 0,6 Prozent." Man dürfe das Ziel dennoch nicht aus den Augen verlieren, mahnt er, sondern müsse die Anstrengungen erhöhen. Er sieht vor allem in Auwaldgebieten, ehemaligen Truppenübungsplätzen und kommunalen sowie staatlichen Wäldern Möglichkeiten, das Zwei-Prozent-Ziel zu erreichen. Schenk mahnt: "Wir müssen alles tun, um das Ruder herumzureißen."
(lsc/dpa)