Steht der DHM-Präsident vor der Ablösung?
Der Präsident des Deutschen Historischen Museums, Alexander Koch, soll vor der Ablösung stehen. Ein klares Dementi von Kulturstaatsministerin Monika Grütters gebe es bisher nicht, meint Nikolaus Bernau: Das sei eine "öffentliche Demütigung" Kochs.
Es gebe viele Anzeichen dafür, dass Alexander Koch aus dem Amt gedrängt werden solle, sagte der Kunst- und Architekturkritiker Nikolaus Bernau im Deutschlandradio Kultur über die Medienberichte. Im Deutschen Historischen Museum (DHM) sei derzeit offenbar sehr viel los. Das Dementi aus dem Haus von Kulturstaatsministern Monika Grütters zur möglichen Ablösung des DHM-Präsidenten sei "ausgesprochen mau" gewesen, meinte Bernau:
"Wenn es eine Fehlmeldung vom RBB gewesen wäre, dann hätte man das ganz deutlich markieren müssen, dass Monika Grütters weiterhin hinter Koch steht. Das hat sie nicht getan. Und damit ist im Grunde genommen klar, dass er gehen soll."
Diese mangelnde Loyalität komme einer "öffentlichen Demütigung" gleich, meinte Bernau:
"Man hat ihn im Grunde genommen politisch in den Regen gestellt. Sie wissen inzwischen alle davon, dass es massive interne Konflikte gibt. Er hat eine ganz schlechte Presse gehabt. Ich sehe eigentlich kaum noch einen Weg, wie er unbeschadet aus der ganzen Sache rauskommt."
Fehlende Überarbeitung der Dauerausstellung
Koch stehe in vieler Hinsicht in der Kritik, so die Einschätzung Bernaus. Dabei gehe es auch um den Zustand des Hauses und dessen öffentlicher Präsentation. So sei bei der versprochenen, grundlegenden Überarbeitung der Dauerausstellung überhaupt nichts geschehen:
"Ich persönlich finde diese Ausstellung gar nicht so dramatisch. Sie wird als sehr labyrinthisch und viel zu dicht gepackt betrachtet. Es gibt sehr viel Kritik daran. Und diese Kritik wurde überhaupt nicht aufgenommen."
Kritik am autokratischen Führungsstil von Koch
Auch die Sonderausstellungen des DHM seien in den letzten Jahren allesamt verrissen worden seien, sagte Bernau. Darüber hinaus gebe es innerhalb des Hauses massive Kritik am Führungsstil von Koch:
"Er wird als autokratisch betrachtet. Er wird quasi als kommunikationsunfähig betrachtet. Es gibt viele Wissenschaftler, die sagen: Die Sammlungen des Hauses – das ist eben ein sehr bedeutendes Museum -, die spielen eben gar keine Rolle mehr in der öffentlichen Darstellung und in der öffentlichen Präsentation. Die Wissenschaftlichkeit wird eben überhaupt nicht mehr gefördert."
Koch, der seit 2011 im Amt ist, könne allerdings auf steigende Besucherzahlen verweisen, hielt Bernau fest. Gleichzeitig gelte es festzuhalten:
"Die Ausstellungen sind inhaltlich flach geworden. Sie sind eines solchen Hauses schlichtweg nicht würdig. Und sie sind vor allen Dingen auch nicht die Aufgabe des Deutschen Historischen Museums, mal irgendwelche netten, kleinen Ausstellungen zu machen. Da müssen Konflikte dargestellt werden."