Die Vielfalt der Epoche abbilden
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Handschriften der Brentanos und Gemälde von Caspar David Friedrich sind im neuen Romantik-Museum in Frankfurt am Main zu sehen. Die Ausstellung will auch die dunkle Seite der Zeit darstellen und zeigen, was uns die Romantik heute noch zu sagen hat.
Es wurde geklotzt und nicht gekleckert in Frankfurt am Main: Zwölf Millionen Euro hat der Neubau des Architekten Christoph Mäckler gleich neben dem Goethehaus in der Innenstadt gekostet, auf 1600 Quadratmetern wird im weltweit ersten Romantik-Museum aufgefahren, was die Epoche zu bieten hat.
Schriften der Brentanos sind zu sehen, Gemälde von Caspar David Friedrich, aber auch das Verhältnis Goethes zur Romantik soll in der Ausstellung ausgeleuchtet werden.
Man wolle die "Vielfalt der Möglichkeiten" dieser Zeit zeigen, sagt Museumsdirektorin Anne Bohnenkamp-Renken: "Wir haben einmal den Ansatz der europäischen Perspektive, aber wir haben auch die Perspektive der Opposition zwischen Goethe und den romantischen Schriftstellern und wir spielen auch ein ins Museum die Frage, was hat eigentlich unser heutiges Verständnis von Romantik zu tun mit den Anliegen der historischen Epoche."
Nationalismus, Chauvinismus, Judenhass
Die dunklen Aspekte der Zeit sollen nicht ausgespart bleiben, sagt Bohnenkamp-Renken: "Es spielt bei uns auch eine Rolle, dass es in der Phase der Befreiungskriege gegen die napoleonische Fremdherrschaft nationalistische, chauvinistische Tendenzen gab, bis hin zu den schrecklichen judenfeindlichen Reden, die wir bei der Deutschen Tischgesellschaft finden."
Ein Museum könne helfen, einen anderen Blick auf die Epoche der Romantik zu finden, sagt der Literaturwissenschaftler Stefan Matuschek: "Es kann den Blick weiten, der in Deutschland in den letzten Jahrzehnten meist sehr eng war." [
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Es habe eine "deutsche Nabelschau" gegeben.
Der Nachklang der Romantik
Die Romantik sei am ehesten zu verstehen als "große Aufbruchsbewegung und Innovation der Literatur und der anderen Künste seit der Französischen Revolution", sagt Matuschek. Wichtig sei auch, die Bewegung im europäischen Kontext zu betrachten.
Und was hat die Romantik uns Menschen des 21. Jahrhunderts zu sagen? "Romantik ist ein Modus, mit den Dingen umzugehen, von denen wir kein klares Wissen haben", sagt Matuschek, "das, was den Sinn unseres Leben ausmacht, Perspektiven über die empirische Erfahrung hinaus." Oder wie es Museumsdirektorin Bohnenkamp-Renken ausdrückt: "Wir sind immer noch Kinder der Romantik".
(beb)