Der glückliche Mensch
Beethovens Fünftes Klavierkonzert und Prokofjews Fünfte Symphonie verbindet miteinander mehr als die Ordnungszahl und die Tatsache, dass sie sie "große Werke" sind. Lars Vogt, das DSO und Tugan Sokhiev zeigen, worin die Gemeinsamkeiten bestehen. Zum Beispiel im heldenhaften Charakter des "Drumherums" dieser beiden Kompositionen.
"Prokofjews Musik motiviert mich — und sie spricht zu meinem Herzen." Der Chefdirigent des DSO Berlin, Tugan Sokhiev, hält nicht hinter dem Berg mit seiner Sympathie für die Musik des Komponisten Sergej Prokofjew. Der in der heutigen Ukraine geborene Künstler begann als geniales "enfant terrible" und endete als um seine künstlerische Freiheit ringender Remigrant.
Tugan Sokhiev will mit seinem Berliner Orchester, dem er noch bis 2016 als künstlerischer Leiter verbunden ist, die verschiedenen Facetten des Gesamtwerks von Prokofjew zeigen - nicht nur die international eingeführten Renner wie die erste und fünfte Sinfonie oder die Klavier- und Violinkonzerte (von den Ballettmusiken oder "Peter und der Wolf" ganz zu schweigen), sondern gerade auch die späten Werke, deren Gehalt zwiespältig wirkt: Sind die Filmmusiken zu den Eisenstein-Klassikern "Alexander Newski" oder "Iwan der Schreckliche" oder die letzten großen Orchesterwerke Zeugnisse ehrlichen künstlerischen Strebens oder faule Kompromisse, bei denen der Komponist sich den Erfordernissen der Propaganda und seiner persönlichen Angst unterworfen hat?
An diesem Abend im April vergangenen Jahres setzten Sokhiev und das DSO ihre Prokofjew-Reihe fort - mit der populärsten Sinfonie Prokofjews, der fünften, die für den Dirigenten dessen Nähe zu Mozart zeigt. 1944 - also mitten im Krieg - hat sie Prokofjew als "Symphonie der Größe des menschlichen Geistes, als Lobgesang auf den freien und glücklichen Menschen" konzipiert. Das sagen zumindest die offiziellen Kommentare aus dieser Zeit. Der Hintergrund ist sicher einfach nur musikalisch gedacht.
Solist im so genannten "Kaiserkonzert" Ludwig van Beethovens ist im ersten Teil der deutsche Pianist Lars Vogt. Er gibt dem fünften Solo-Konzert, das Beethoven in der bei ihm "heroisch" konnotierten Tonart Es-Dur komponiert hat, die notwendige intellektuelle und lyrische Tiefe.
Dieses Konzert senden wir noch einmal am Beginn des Jahres 2015 in einer Reihe mit Wiederholungen von Konzerten der Klangkörper der ROC GmbH.
Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom 21. April 2014
Ludwig van Beethoven
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 Es-Dur op. 73
Sergej Prokofjew
Sinfonie Nr. 5 B-Dur op. 100
Lars Vogt, Klavier
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: Tugan Sokhiev