Auftritt als "Ehrengast" in der Türkei
Deutschland wird im November Ehrengast auf der Istanbuler Buchmesse sein. Lässt sich das angesichts der derzeitigen Repressionen gegenüber Schriftstellern vertreten? Projektleiterin Bärbel Becker verteidigt die Teilnahme: "Wir sehen das eher als Chance."
Warum lässt sich Deutschland in einer Zeit der politischen Repressionen und der Einschränkung der Meinungsfreiheit als "Ehrengast" der Istanbuler Buchmesse einladen? Bärbel Becker, Leiterin der internationalen Projekte bei der Frankfurter Buchmesse Buchmesse, verteidigte im Deutschlandradio Kultur die Teilnahme:
"Wir sehen das eher als Chance. Und natürlich haben uns die jüngsten Ereignisse überrollt. Aber wir sehen das als Chance, möglichst viele Gespräche zu haben unter den deutschen und den türkischen Autorinnen und Autoren sowie den deutschen und türkischen Verlegern. Gerade jetzt ist das wahnsinnig wichtig."
Geplante Podiumsdiskussion zum Fall der inhaftierten Asli Erdoğan
In einer Podiumsdiskussion wolle man auch den Fall der inhaftierten Journalistin und Autorin Asli Erdoğan ansprechen, sagte Becker. Das sei in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels beschlossen worden:
"Das hat auch der liberale türkische Verlegerverband und die Messe selbst gut geheißen und unterstützt uns dabei. Es ist eine Podiumsdiskussion, bei der deutsche und türkische Autoren, Verleger und in unserem Fall jetzt auch noch der Vorsteher des Börsenvereins teilnehmen werden."
"Worte bewegen" ist das Motto der vom 12. bis 15. November stattfinden Istanbuler Buchmesse. 29 deutsche Verlage hätten sich für den Gemeinschaftsstand angemeldet, berichtete Becker – man hoffe nun, dass auch möglichst viele Verlage mitreisen würden.
"Wir unterhalten seit Jahrzehnten enge Beziehungen zur türkischen Buchbranche"
Becker verwies auch darauf, dass die Gespräche für den Ehrengastauftritt Deutschlands schon vor zwei Jahren begonnen hätten. Auf der Istanbuler Buchmesse sei man seit über 25 Jahren mit einem deutschen Gemeinschaftsstand vertreten:
"Die deutsche Buchbranche und die Frankfurter Buchmesse: Wir unterhalten wirklich seit Jahrzehnten sehr enge Beziehungen zur türkischen Buchbranche. Und dieser Ehrengastauftritt ist eben schon sehr lange im Gespräch."
Gab es Bedenken angesichts einer Verhaftungswelle?
In der Türkei sollen mittlerweile rund 60 Autoren und Journalisten verhaftet worden sein. Wie groß waren die Chancen für ein Überdenken des Ehrengast-Auftrittes? Es habe Überlegungen in Bezug auf die Sicherheit der Mitarbeiter angesichts der Gefahr von Terroranschlägen gegeben, führte Becker aus:
"Aber die Partner haben mit keiner Grundsatzfrage diesen Auftritt in Frage gestellt. Die Partner sind das Auswärtige Amt, die Kulturabteilung und das Bundeswirtschaftsministerium."
"Aber die Partner haben mit keiner Grundsatzfrage diesen Auftritt in Frage gestellt. Die Partner sind das Auswärtige Amt, die Kulturabteilung und das Bundeswirtschaftsministerium."