Deutschland ist ein Freizeitpark
Früher war er Redakteur bei der "Titanic", heute lebt Christian Y. Schmidt in Peking. In seinen Büchern beschreibt er skurrile Geschichten aus dem chinesischen Alltag. Seine alte Heimat Deutschland kommt ihm mittlerweile wie ein "kollektiver Freizeitpark" vor.
"Mittlerweile halte ich es schon wieder aus, aber als ich gelandet bin, war es wie immer. Mit fehlten die Leute, es war total leer. Vor allen Dingen Berlin hat ja so eine extrem dörfliche Atmosphäre. Da kriegte ich es schon ein wenig mit der Angst zu tun."
Ein Mann in einem Café im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. In der Hand eine Cola. Am Körper ein T-Shirt, darauf in Großbuchstaben und mit einem Herzen in der Mitte: I Love China. Der schmächtige, hochnervöse Schriftsteller mit dem kahlen Schädel ist Christian Y. Schmidt.
"Also, wenn ich hier im Sommer über die Straßen gehe, alles sitzt in Straßencafés oder im Park. Oder jongliert im Park. Trinkt Bier im Park, trinkt Kaffee im Straßencafé. Und tatsächlich: Helmut Kohl hatte eigentlich doch recht. Also Helmut Kohl, der ehemalige Kanzler, den wir alle so verdammt haben, als er davon geredet hat, dass Deutschland ein kollektiver Freizeitpark sei. Ein kollektiver Freizeitpark: Ja, tatsächlich. Das ist Deutschland."
Spätestens seit der Inhaftierung bekannter Dissidenten wie Ai Weiwei gilt China im Westen wieder als das Land, in dem Menschenrechte und Meinungsfreiheit nichts gelten. In seinen Büchern "Allein unter 1,3 Milliarden", "Bliefe von dlüben" und "Im Jahr des Tigerochsen" geht es Christian Y. Schmidt um eine ganz andere Seite Chinas. Er sucht nicht die große Politik, sondern die skurrilen Alltagsgeschichten. Sein China ist kein konformes Land. Es besteht aus lauter Individualisten. Nur die Art, wie diese ihr kleines Glück zu suchen, wirkt auf den westlichen Betrachter manchmal sehr komisch.
"Also in China. Ich würde ja sagen: Es ist vieles nicht grundsätzlich anders, aber es ist schneller und es gibt von allem mehr und deshalb ist China auch aufregender als Deutschland."
China ist: Das Land der Metropolen in der Größe von Österreich und Einkaufszentren, die so groß sind wie deutsche Kleinstädte. Hier gibt es chinesische Hausärzte, auf deren Flur man rauchen darf. Und Punkbands, die die Regierung auf Englisch beschimpfen und damit durchkommen, weil sie von der Polizei nicht verstanden werden. Vor Kurzem ist Schmidts erstes Buch über China ins Chinesische übersetzt worden.
"Meine Lieblingskritik war die eines Bloggers, der geschrieben hat: Das Porträtfoto auf dem Cover zeigt da einen missmutigen, alten, glatzköpfigen Mann, und ich habe nicht viel von diesem Buch erwartet. Doch dann habe ich es gelesen und es war ein sehr, sehr komisches Buch."
Im Berliner Café trudeln immer mehr schöne Mütter ein. Sie schaukeln bei einem Vanilletee ihre Kinder in den Schlaf und verabreden sich nebenbei am Telefon zur nächsten Yogastunde. In solchen Momenten wird es Christian Y. Schmidt in seiner alten Heimat Berlin zu gemütlich. Er muss mal wieder raus. Zum Beispiel zum größten Asiamarkt der Stadt. Der wird von der vietnamesischen und chinesischen Community betrieben, in fünf großen Hallen.
Schmidt kämpft sich vergnügt durch großes Gewusel, passiert gut besuchte Nudelbuden und Lebensmittelmärkte, Friseure und Nagelstudios. Alles ist Made in China. Klobrillen mit Kätzchen oder Ponys. Fliegenklatschen, die singen können. Kitschige Kinderschuhe, die bei jedem Schritt ein schrilles Signal absondern, damit die lieben Kleinen nicht verloren gehen.
"Das ist ein hervorragendes Geschenk und mir kommen die Tränen, weil ich mich gleich wieder wie zuhause in Peking fühle."
"Was mich in China hält, ist, dass in China die Zukunft beheimatet ist. Dass ich mich zweitens natürlich als Angehöriger des deutschen Prekariats in China auf die Seite der ökonomischen Gewinner geschlagen habe. Ich glaube, das wird in Zukunft noch viel, viel mehr werden, dass sich Wirtschaftsflüchtlinge aus Deutschland aufmachen werden, dass es nicht mehr lange dauern wird und China die Grenzen dicht machen wird. Dann bin ich schon mal da. Ich hoffe, dass ich dann auch da bleiben kann, um dann von Peking aus den Untergang des Abendlandes langsam zu erleben."
Ein Mann in einem Café im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. In der Hand eine Cola. Am Körper ein T-Shirt, darauf in Großbuchstaben und mit einem Herzen in der Mitte: I Love China. Der schmächtige, hochnervöse Schriftsteller mit dem kahlen Schädel ist Christian Y. Schmidt.
"Also, wenn ich hier im Sommer über die Straßen gehe, alles sitzt in Straßencafés oder im Park. Oder jongliert im Park. Trinkt Bier im Park, trinkt Kaffee im Straßencafé. Und tatsächlich: Helmut Kohl hatte eigentlich doch recht. Also Helmut Kohl, der ehemalige Kanzler, den wir alle so verdammt haben, als er davon geredet hat, dass Deutschland ein kollektiver Freizeitpark sei. Ein kollektiver Freizeitpark: Ja, tatsächlich. Das ist Deutschland."
Spätestens seit der Inhaftierung bekannter Dissidenten wie Ai Weiwei gilt China im Westen wieder als das Land, in dem Menschenrechte und Meinungsfreiheit nichts gelten. In seinen Büchern "Allein unter 1,3 Milliarden", "Bliefe von dlüben" und "Im Jahr des Tigerochsen" geht es Christian Y. Schmidt um eine ganz andere Seite Chinas. Er sucht nicht die große Politik, sondern die skurrilen Alltagsgeschichten. Sein China ist kein konformes Land. Es besteht aus lauter Individualisten. Nur die Art, wie diese ihr kleines Glück zu suchen, wirkt auf den westlichen Betrachter manchmal sehr komisch.
"Also in China. Ich würde ja sagen: Es ist vieles nicht grundsätzlich anders, aber es ist schneller und es gibt von allem mehr und deshalb ist China auch aufregender als Deutschland."
China ist: Das Land der Metropolen in der Größe von Österreich und Einkaufszentren, die so groß sind wie deutsche Kleinstädte. Hier gibt es chinesische Hausärzte, auf deren Flur man rauchen darf. Und Punkbands, die die Regierung auf Englisch beschimpfen und damit durchkommen, weil sie von der Polizei nicht verstanden werden. Vor Kurzem ist Schmidts erstes Buch über China ins Chinesische übersetzt worden.
"Meine Lieblingskritik war die eines Bloggers, der geschrieben hat: Das Porträtfoto auf dem Cover zeigt da einen missmutigen, alten, glatzköpfigen Mann, und ich habe nicht viel von diesem Buch erwartet. Doch dann habe ich es gelesen und es war ein sehr, sehr komisches Buch."
Im Berliner Café trudeln immer mehr schöne Mütter ein. Sie schaukeln bei einem Vanilletee ihre Kinder in den Schlaf und verabreden sich nebenbei am Telefon zur nächsten Yogastunde. In solchen Momenten wird es Christian Y. Schmidt in seiner alten Heimat Berlin zu gemütlich. Er muss mal wieder raus. Zum Beispiel zum größten Asiamarkt der Stadt. Der wird von der vietnamesischen und chinesischen Community betrieben, in fünf großen Hallen.
Schmidt kämpft sich vergnügt durch großes Gewusel, passiert gut besuchte Nudelbuden und Lebensmittelmärkte, Friseure und Nagelstudios. Alles ist Made in China. Klobrillen mit Kätzchen oder Ponys. Fliegenklatschen, die singen können. Kitschige Kinderschuhe, die bei jedem Schritt ein schrilles Signal absondern, damit die lieben Kleinen nicht verloren gehen.
"Das ist ein hervorragendes Geschenk und mir kommen die Tränen, weil ich mich gleich wieder wie zuhause in Peking fühle."
"Was mich in China hält, ist, dass in China die Zukunft beheimatet ist. Dass ich mich zweitens natürlich als Angehöriger des deutschen Prekariats in China auf die Seite der ökonomischen Gewinner geschlagen habe. Ich glaube, das wird in Zukunft noch viel, viel mehr werden, dass sich Wirtschaftsflüchtlinge aus Deutschland aufmachen werden, dass es nicht mehr lange dauern wird und China die Grenzen dicht machen wird. Dann bin ich schon mal da. Ich hoffe, dass ich dann auch da bleiben kann, um dann von Peking aus den Untergang des Abendlandes langsam zu erleben."