Deutschlandradio Retro
Wahre Audioschätze sind jetzt online unter Deutschlandradio Retro nachzuhören. So auch Originaltöne mit der Schauspielerin Romy Schneider. © imago images / ZUMA Wire
Wir stellen Teile unseres Tonarchivs online
21:48 Minuten
Romy Schneider plaudert über „Sissi“, Willy Brandt über Privates und Henry Kissinger kommentiert die Kubakrise 1962. Drei von zahlreichen Originaltonaufnahmen, die nun in dem Gemeinschaftsprojekt von ARD und Deutschlandradio auf „Retro“ zu finden sind.
Vor 60 Jahren, Ende Oktober 1962, stand die Welt am Rande eines Atomkriegs. Bundeskanzler Adenauer forderte die Bevölkerung auf, Ruhe zu bewahren. Und als wenige Tage später die Kubakrise entschärft war, meinte der damalige US-Politikberater Henry Kissinger mit provozierender Lässigkeit:
„Ich glaube, dass die Kubakrise klar beweist, dass wir in der strategischen Situation den Sowjets weit überlegen sind. Wie es darauf ankam, war die Furcht vor dem Atomkrieg in Moskau viel größer als in Washington.“
Die Nachkriegszeit nachempfinden
Solche historischen Originaltöne enthält das umfangreiche Archiv von Deutschlandradio. Ein wachsender Teil dieses Tonmaterials wird nun, ab dem 27. Oktober, öffentlich zugänglich. Deutschlandradio nimmt teil an einem groß angelegten Angebot der ARD: Zwei Jahre, nachdem die ARD ihr Retro-Video-Projekt gestartet hat, bieten ARD und Deutschlandradio nun mit „retro“ die Möglichkeit, Archivtöne aus den ersten zwei Nachkriegsjahrzehnten anzuhören.
„Wir können die Nachkriegszeit noch mal nacherlebbar machen, wir haben O-Töne aus allen möglichen Bereichen des politischen, sozialen, kulturellen Lebens, die wir online stellen können und damit die Jahre zwischen 1946 und 1965 nachhörbar und nachempfindbar machen“, erläutert Jörg Wehling, Leiter der Deutschlandradio-Archive.
Da erzählt Romy Schneider, ob sie noch einen Sissi-Film plant, der Regierende Bürgermeister von Berlin, Willy Brandt, erzählt, dass er morgens nicht gerne früh aufsteht oder ein Reporter berichtet über ein Jugendheim, in dem Jugendliche „Schmutz- und Schundliteratur“ abgeben.
Originalquellen werden kontextualisiert
Nach und nach wird das Angebot erweitert, zu bestimmten Anlässen werden passende Archivbestände ins Netz gestellt. Eine knifflige Frage ist für die Archivarinnen und Archivare der Umgang mit veränderten Wertvorstellungen und Sprachgewohnheiten. Heute ist das N-Wort für Schwarze Menschen verpönt, in archivalischen O-Tönen wird es wie seinerzeit üblich gebraucht. Daran wird nichts geändert, betont Jörg Wehling:
„Archivare arbeiten nicht an den Originalquellen herum und sagen, ´das geht so nicht`. Das kann man nicht machen.“
Stattdessen sind Kontextualisierungen geplant, um Sprachgebräuche und Denkmuster früherer Zeiten zu erklären, so Alexander Fleischmann. Auch sollen digitale Formen der Kommunikation zwischen Archivaren und Nutzern entwickelt werden.
Ab dem 27.10.2022 kann man ins Archiv eintauchen mit dem Link: www.deutschlandradio.de/retro