Man sieht es an der Biografie von Melli Beese. Es gelang ihr zwar persönlich, sich von weiblichen Rollenvorgaben zu befreien, aber dann sah sie sich mit neuen Hindernissen konfrontiert. Flugschulen verweigerten die Aufnahmen von Schülerinnen. Sie musste deutlich mehr für ihre Flugausbildung bezahlen, sie erhielt keine Starterlaubnis, oder ihr Flugzeug wurde sogar sabotiert.
Luftfahrt
Melli Beese war die erste Frau in Deutschland, die am 13. September 1911 die Flugzeugführerlizenz erhielt. © dpa / picture alliance / Bernd Oertwig / Schroewig
Wie Melli Beese erste deutsche Pilotin wurde
05:05 Minuten
„Fliegen ist notwendig, leben nicht“, hat Melli Beese einmal notiert. Sie war die erste Frau, die in Deutschland die Pilotenscheinprüfung ablegte. Trotz vieler Hindernisse drang sie in die Piloten-Männer-Domäne ein.
Routiniert nimmt Christine Grote den Steuerknüppel des kleinen Segelflugzeuges in die Hand und schaut nach vorn. Das Motorflugzeug rollt los, hinter sich am Schleppseil das Segelflugzeug mit der mehrfachen Segelflugweltmeisterin aus Obernkirchen darin. Dann fällt der Boden weg.
„Immer den Wolken entgegen.“
„Immer den Wolken entgegen.“
Frauen mussten mehr für die Ausbildung bezahlen
Melli Beese war 25 Jahre alt, als sie um 1909 beschloss, Pilotin zu werden. Die junge Frau kam aus einer sehr wohlhabenden Familie in Dresden. Bis dahin flogen in Deutschland nur Männer. Nach zwei Absagen nahm erst die Flugschule der Rumpler-Werke in Berlin-Johannisthal sie als Schülerin an.
Tatjana Dietl beschäftigte sich am Deutschen Museum München mit „Melli Beese und den Pilotinnen der frühen Luftfahrt“:
Mal waren ein paar Zündkerzen gegen verrußte ausgetauscht, mal das Benzin bis auf einen geringen Rest abgelassen, so dass Melli notlanden musste. Es hieß, dass „Frauen im Flugzeug nichts Großes leisten können“.
Beese erreichte mehrere Rekorde
Doch dann ist Melli Beese …
„ … die erste Frau in Deutschland, die am 13. September 1911 an ihrem 25. Geburtstag die Flugzeugführerlizenz Nummer 115 erhielt. Das heißt, sie war der 115. Mensch, der in Deutschland offiziell ein Flugzeug fliegen durfte.“
Melli Beese liebte das Fliegen nicht nur bei Wettkämpfen und Flugschauen, sie stellte auch verschiedene Höhen- und Langflugrekorde auf. So etwa zwei Wochen nach Erhalt ihrer Lizenz mit 825 Metern Höhe und zweieinhalb Stunden Flugdauer für Pilotinnen einen neuen Höhen- und Dauerflugrekord.
Daneben entwarf und konstruierte sie Flugzeuge. Einige ihrer Konstruktionen wurden sogar patentiert.
„Unter anderem für ein Flugboot, welches sie zusammen mit ihrem französischen Geschäftspartner und Ehemann, Charles Boutard, für große Luftreisen konstruiert hatte.“
„Unter anderem für ein Flugboot, welches sie zusammen mit ihrem französischen Geschäftspartner und Ehemann, Charles Boutard, für große Luftreisen konstruiert hatte.“
Der Erste Weltkrieg als Zäsur
Der Erste Weltkrieg bedeutete in ihrem Pilotinnenleben eine gewaltige Zäsur. Bei Kriegsausbruch 1914 musste sie ihre Flugschule schließen und durfte den Flugplatz nicht mehr betreten. Verheiratet mit einem Franzosen galt sie als „feindliche Ausländerin“.
Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg war den Deutschen der Flugzeugbau nach dem Versailler Vertrag verboten. Nicht fliegen zu dürfen, verursachte bei Melli Depressionen, sie wurde zudem morphiumabhängig.
Heute sieht man Melli Beese definitiv mit anderen Augen. Tollkühn, wagemutig, emanzipiert, intelligent und technisch sehr begabt. Eine Frau, die ihren Weg geht, für ihren Traum kämpft, und wirklich alles opfert. Am Ende leider auch ihr Leben.
"Beese ist heutzutage unvergessen"
Als 1925 auch ihre Ehe zerbrach, alle finanziellen Ressourcen aufgebraucht waren, notierte sie am 21. auf einem Zettel: „Fliegen ist notwendig. Leben nicht.“ Dann erschoss sie sich. Ihr Grab auf dem Berlin-Schmargendorfer Friedhof ist seit 1975 ein Ehrengrab.
Und:
„Melli Beese ist heutzutage unvergessen. Es gibt zahlreiche Straßenbenennungen nach ihr in ganz Deutschland, eine Gedenktafel und ein Ehrengrab in Berlin, sogar einen Aeroclubverein Melli Beese. Berufspilotinnen sind aber in der internationalen Luftfahrt nach wie vor eine Minderheit. Erst 1988 traten in Deutschland die ersten Frauen ihren Dienst als Pilotinnen im Cockpit bei der Luftfahrtgesellschaft Lufthansa an.“
„Melli Beese ist heutzutage unvergessen. Es gibt zahlreiche Straßenbenennungen nach ihr in ganz Deutschland, eine Gedenktafel und ein Ehrengrab in Berlin, sogar einen Aeroclubverein Melli Beese. Berufspilotinnen sind aber in der internationalen Luftfahrt nach wie vor eine Minderheit. Erst 1988 traten in Deutschland die ersten Frauen ihren Dienst als Pilotinnen im Cockpit bei der Luftfahrtgesellschaft Lufthansa an.“