Dialoge in Alltagssprache
Mit ihrem Kinofilm "Männer" hatte Doris Dörrie einen Welterfolg. Parallel zu ihrer Filmarbeit veröffentlicht sie allerdings auch Bücher. In ihrem neuen Roman "Alles inklusive" beschreibt sie Menschen auf der Suche nach der Sonnenseite des Lebens - eine Geschichte mitten aus dem Leben.
Doris Dörrie ist ein Multitalent mit einer großen Begabung für die Darstellung des unmittelbar Menschlichen, für die Komik und die Tragik unserer irdischen Existenz. Sie fürchtet sich weder vor großer Vereinfachung noch vor Übertreibungen. Doris Dörrie ist als Filmregisseurin ebenso erfolgreich wie als Regisseurin von Opern. Ihre Kinderbücher, Kurzgeschichten und Romane landen kurz nach Erscheinen auf der Bestsellerliste. So auch der neue Roman "Alles inclusive".
Er handelt von den Leiden der jungen Apple, Leiden, die auch die älter gewordene Apple noch quälen. Apple ist das Kind einer für die 70er-Jahre typischen egozentrischen alleinerziehenden Hippiemutter. Diese Frau heißt Ingrid, hat herrliche Brüste, aber wenig Verstand. Mit ihrer kleinen Tochter verbringt sie die Sommer am Strand von Torremolinos. Sie vögelt auf Sofas in fremden Häusern und schickt die Tochter zum Spielen. Mit selbst gebastelten Schmuckstücken versucht sie, finanziell über die Runden zu kommen. Alles Unglück, das in diesem Roman vorkommt, der genau betrachtet ein Reigen aus einzelnen Unglücksgeschichten ist, wird auf das verantwortungslose Verhalten dieser libertären Mutter zurückgeführt.
Doris Dörrie erzählt jedes Kapitel aus der Perspektive einer der zum Reigen gehörenden Personen. So herrscht erzählerische Gerechtigkeit. Karl, den Apples Mutter verführt, bekommt das gleiche Rederecht, wie seine betrogene Ehefrau Heike und Tim, Heikes und Karls Sohn, wie natürlich auch die Hauptpersonen Apple und Ingrid. Die Autorin lässt viele Jahre vergehen, bevor sie das gesamte Personal – bis auf Heike, die sich damals im Schwimmbad das Leben genommen hat – unter allerlei Vorwänden wieder im Haus mit Schwimmbad versammelt.
Da ist Karl, ein alter Mann, sein Sohn Tim, der sich täglich in eine Frau verwandelt, um sich vom Trauma des Selbstmords seiner Mutter zu befreien. Und Ingrid? Sie ist immer noch nicht zu Verstand gekommen, Tochter Apple ist überall gescheitert und wurde immer wieder von ihren Freunden verlassen. Jetzt liebt sie ihren Mops. Und Susi, die von Apple nach Torremolinos mitgebrachte Freundin, hat ihren nierenkranken Mann aufopfernd gepflegt. Nach der gelungenen Transplantation entschied er sich, ein neues Leben zu beginnen: als Schwuler.
Doris Dörrie hat hemmungslos in die Klischeekiste gegriffen: von der Sexversessenen bis zur ewigen Krankenschwester. Ihr Erzählstil ist unbekümmert unmittelbar, getragen von vielen Dialogen in absoluter Alltagssprache. Die Charaktere sind überraschungsfrei gezeichnet, filmisch sofort zu verwenden.
Zum persönlichen Elend, das bisweilen durchaus komisch mit anzusehen ist, wäre es nicht tieftraurig, kommt die Beschreibung der vom Tourismus malträtierten spanischen Küste. Viel Tragik also, dick aufgetragen, viel Situationskomik, immer am Rand des "wahren" Lebens, oder mitten aus dem Leben gegriffen. Und zum Schluss - Doris Dörrie traut sich wirklich was - gibt es diverse Happy Ends. Alles inklusive! Ja, ja, das stimmt.
Besprochen von Verena Auffermann
Doris Dörrie: "Alles inklusive"
Diogenes Verlag, Zürich 2011
248 Seiten, 21.90 Euro
Er handelt von den Leiden der jungen Apple, Leiden, die auch die älter gewordene Apple noch quälen. Apple ist das Kind einer für die 70er-Jahre typischen egozentrischen alleinerziehenden Hippiemutter. Diese Frau heißt Ingrid, hat herrliche Brüste, aber wenig Verstand. Mit ihrer kleinen Tochter verbringt sie die Sommer am Strand von Torremolinos. Sie vögelt auf Sofas in fremden Häusern und schickt die Tochter zum Spielen. Mit selbst gebastelten Schmuckstücken versucht sie, finanziell über die Runden zu kommen. Alles Unglück, das in diesem Roman vorkommt, der genau betrachtet ein Reigen aus einzelnen Unglücksgeschichten ist, wird auf das verantwortungslose Verhalten dieser libertären Mutter zurückgeführt.
Doris Dörrie erzählt jedes Kapitel aus der Perspektive einer der zum Reigen gehörenden Personen. So herrscht erzählerische Gerechtigkeit. Karl, den Apples Mutter verführt, bekommt das gleiche Rederecht, wie seine betrogene Ehefrau Heike und Tim, Heikes und Karls Sohn, wie natürlich auch die Hauptpersonen Apple und Ingrid. Die Autorin lässt viele Jahre vergehen, bevor sie das gesamte Personal – bis auf Heike, die sich damals im Schwimmbad das Leben genommen hat – unter allerlei Vorwänden wieder im Haus mit Schwimmbad versammelt.
Da ist Karl, ein alter Mann, sein Sohn Tim, der sich täglich in eine Frau verwandelt, um sich vom Trauma des Selbstmords seiner Mutter zu befreien. Und Ingrid? Sie ist immer noch nicht zu Verstand gekommen, Tochter Apple ist überall gescheitert und wurde immer wieder von ihren Freunden verlassen. Jetzt liebt sie ihren Mops. Und Susi, die von Apple nach Torremolinos mitgebrachte Freundin, hat ihren nierenkranken Mann aufopfernd gepflegt. Nach der gelungenen Transplantation entschied er sich, ein neues Leben zu beginnen: als Schwuler.
Doris Dörrie hat hemmungslos in die Klischeekiste gegriffen: von der Sexversessenen bis zur ewigen Krankenschwester. Ihr Erzählstil ist unbekümmert unmittelbar, getragen von vielen Dialogen in absoluter Alltagssprache. Die Charaktere sind überraschungsfrei gezeichnet, filmisch sofort zu verwenden.
Zum persönlichen Elend, das bisweilen durchaus komisch mit anzusehen ist, wäre es nicht tieftraurig, kommt die Beschreibung der vom Tourismus malträtierten spanischen Küste. Viel Tragik also, dick aufgetragen, viel Situationskomik, immer am Rand des "wahren" Lebens, oder mitten aus dem Leben gegriffen. Und zum Schluss - Doris Dörrie traut sich wirklich was - gibt es diverse Happy Ends. Alles inklusive! Ja, ja, das stimmt.
Besprochen von Verena Auffermann
Doris Dörrie: "Alles inklusive"
Diogenes Verlag, Zürich 2011
248 Seiten, 21.90 Euro