Diana Johnstone: Die Chaos-Königin. Hillary Clinton und die Außenpolitik der selbsternannten Weltmacht
Aus dem Englischen von Michael Schiffmann
Westend-Verlag, Frankfurt 2016
256 Seiten, 19,99 Euro, auch als E-Book
Böse, böser, Hillary Clinton
Heftige Kritik an der US-Präsidentschaftskandidatin und ehemaligen Außenministerin Hillary Clinton übt die Journalistin Diana Johnstone in ihrem Buch. Das führt so weit, dass die Autorin Milošević, Gaddafi, Assad und Putin zu den Guten macht.
Chaos geschaffen zu haben, sei das Einzige, was die demokratische Bewerberin für das Weiße Haus an außenpolitischer Erfahrung vorweisen könne. Mit diesem Argument wird Hillary Clinton plakativ zur Titelfigur gemacht, um sie stellvertretend für das Washingtoner Establishment abzustrafen - von Paris aus, wo die amerikanische Journalistin seit vielen Jahren lebt.
Keine Hintergründe, keine Quellen
Diana Johnstone, Jahrgang 1933, demonstrierte schon gegen den Vietnamkrieg, engagierte sich in der europäischen Friedensbewegung und war Pressesprecherin der Fraktion der Grünen im Europäischen Parlament (1989-1996). Nur, es ist eine politische Abrechnung ohne die Hauptdarstellerin. Anders als der Verlag es verspricht, erläutert sie nicht näher, wofür Hillary Clinton als Politikerin steht. Nichts erfährt man über biografische Hintergründe, nichts über die private wie politische Partnerschaft mit Bill Clinton, nichts über seine Rolle in ihrer Karriere, auch nichts über den Politikbetrieb in den Vereinigten Staaten, in dem die Clintons seit Jahrzehnten eine führende Rolle spielen.
Quellen werden schon gar nicht bemüht, abgesehen von Rückgriffen auf bereits erschienene Biografien oder einige Veröffentlichungen aus der Feder Ms. Clintons. Stattdessen geißelt Diana Johnstone auf 243 Seiten ausschweifend die "Kriegspolitik" der USA seit Anfang der Neunzigerjahre, seit dem Ende des Kalten Krieges. Die Katastrophe in Libyen und die wachsende Gefahr eines Krieges mit Russland hätten sie alarmiert, ein Buch zu schreiben – mit der These, die Bürgerkriege dieser Welt seien von Washington angezettelt oder befeuert worden, genauer vom "militärisch-industriellen Komplex", und das allein aus höchst eigenen wirtschaftlichen Interessen. Wer sich denen nicht unterordne, werde attackiert und im Zweifel zerstört.
Eindimensionale Erklärungen und halbe Wahrheiten
Sie erklärt Konflikte wie in Jugoslawien, Afghanistan, Irak, Syrien und in der Ukraine eindimensional, kommt so nur zur halben Wahrheit, die sie nicht einmal mit Fakten belegt. Was ärgerlich ist, wird geradezu unerträglich, wenn Milošević, Gaddafi, Assad und Putin zu den guten Akteuren des Geschehens gezählt werden, nur deswegen weil den Amerikaner eine schlechte Rolle zugedacht ist. Diana Johnstone bedient alle europäischen Vorurteile gegenüber den USA, die sich links und rechts der politischen Mitte seit langem sammeln. Hierzulande dürften sich beispielsweise die Anhänger von der Partei "Die Linke" und der Protestbewegung "Pegida" gleichermaßen angesprochen fühlen.
Und Hillary Clinton? Ihr prominenter Name dient zumindest den wirtschaftlichen Interessen von Verlag und Autorin, soll er doch im amerikanischen Wahljahr ein Verkaufsargument für einen wütenden Verriss der Außenpolitik Washingtons werden.