"Dichter der Verwandlung"
Der Hermann-Hesse-Biograf Gunnar Decker hat den Literaturnobelpreisträger zu seinem 50. Todestag als zeitlosen Schriftsteller gewürdigt. Weil dieser grundsätzliche Fragen an die Kultur der Moderne stelle, werde er bis heute nicht als veraltet wahrgenommen.
Die Abwertungen, die Hermann Hesse von Kritikern und Germanisten erfahren habe, erklärte sich Decker damit, dass die Hauptqualität seiner Literatur diesen "suspekt" vorgekommen sein muss: "Dass da jemand die schwere Kunst beherrscht, komplizierte Dinge einfach auszudrücken."
Er gehe davon aus, dass viele dieser Kritiker Hesse gar nicht gelesen hätten, weil sie mit ihm gar nichts anfangen konnten. Wer Hesse allerdings genau rezipiert habe, der wisse, dass dessen Literatur nicht trivial oder harmlos sei, und könne sein Werk in allen Widersprüchen und Besonderheiten wahrnehmen.
Die Doppelperspektive, die bei den Büchern von Hermann Hesse von Anfang an angelegt gewesen sei, fasziniere ihn am meisten, erklärte der promovierte Philosoph Decker. Das sei bei Hesses erstem Erfolgsroman "Peter Camenzind" schon so gewesen, weil diese Figur gleichzeitig das gelingende Leben verkörpert habe und seinen untergehenden Schatten. Mit dieser Sicht habe Hesse in einer Weise auf das 20. Jahrhundert geblickt, die der Weltsicht Nietzsches gerecht geworden sei.
Weil Hermann Hesse sich selbst so infrage gestellt habe, schaffte er es, in der Beobachtung sehr kleiner, alltäglicher Dinge, sehr grundsätzliche Fragen an die Kultur der Moderne zu stellen. So sei es zu erklären, dass er als Dichter der Verwandlung und der Metamorphosen bis heute nicht als veraltet wahrgenommen werde. Die gelte besonders für Menschen mit einem romantischen Sinn, erläuterte Decker.
Das vollständige Gespräch mit Gunnar Decker können Sie mindestens bis zum 9.1.2013 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.
Linktipp:
Explodierende Moderne - Eine Rezension von Gunnar Deckers "Hermann Hesse. Der Wanderer und sein Schatten. Biographie", (DKultur, Lesart)
Mehr zum Thema auf dradio.de:
Der jugendliche Rebell der Literatur - Vor 50 Jahren starb Hermann Hesse, (Dradio, Aktuell)
Inmitten des Lebens ein Einsamer, (DKultur, Kalenderblatt)
"Frisch wie am ersten Tag" - Der Schriftsteller Michael Kleeberg über die Faszination, Hermann Hesse zu lesen, (DKultur, Thema)
Er gehe davon aus, dass viele dieser Kritiker Hesse gar nicht gelesen hätten, weil sie mit ihm gar nichts anfangen konnten. Wer Hesse allerdings genau rezipiert habe, der wisse, dass dessen Literatur nicht trivial oder harmlos sei, und könne sein Werk in allen Widersprüchen und Besonderheiten wahrnehmen.
Die Doppelperspektive, die bei den Büchern von Hermann Hesse von Anfang an angelegt gewesen sei, fasziniere ihn am meisten, erklärte der promovierte Philosoph Decker. Das sei bei Hesses erstem Erfolgsroman "Peter Camenzind" schon so gewesen, weil diese Figur gleichzeitig das gelingende Leben verkörpert habe und seinen untergehenden Schatten. Mit dieser Sicht habe Hesse in einer Weise auf das 20. Jahrhundert geblickt, die der Weltsicht Nietzsches gerecht geworden sei.
Weil Hermann Hesse sich selbst so infrage gestellt habe, schaffte er es, in der Beobachtung sehr kleiner, alltäglicher Dinge, sehr grundsätzliche Fragen an die Kultur der Moderne zu stellen. So sei es zu erklären, dass er als Dichter der Verwandlung und der Metamorphosen bis heute nicht als veraltet wahrgenommen werde. Die gelte besonders für Menschen mit einem romantischen Sinn, erläuterte Decker.
Das vollständige Gespräch mit Gunnar Decker können Sie mindestens bis zum 9.1.2013 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.
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