Tragischer Tod am Fuße des Berges Maschuk
Michail Lermontow war nicht nur ein begnadeter Dichter. Auch zahlreiche Aquarelle und Bleistiftzeichnungen sind neben seinem poetischen Werk erhalten geblieben. Der Vertreter der russischen Romantik starb heute vor 175 Jahren - bei einem Duell im Kaukasus.
Er hatte keine Todesahnungen, berichtete der Freund, der den russischen Dichter Michail Jurjewitsch Lermontow zum Duell begleitete; er war guter Laune und sprach von zwei Romanen, die er schreiben wollte: einer sollte vom Leben im Kaukasus handeln. Die Sekundanten gingen davon aus, dass die Kontrahenten in die Luft schießen, sich die Hände schütteln und zum gemeinsamen Dinner aufbrechen würden. Lermontow war ein guter Schütze. Er weigerte sich, auf "diesen Dummkopf" zu schießen. Sein einstiger Freund Nikolaj Martynow aber zielte genau und traf Lermontow in die Lunge. War es Eifersucht? Oder Bosheit? Am Abend des 27. Juli 1841 starb Michail Lermontow am Fuße des Berges Maschuk in der Nähe der nordkaukasischen Kurstadt Pjatigorsk. Er wurde nicht einmal 27 Jahre alt.
"Einsam tret ich auf den Weg, den leeren,
Der durch Nebel leise schimmernd bricht;
Seh die Leere still mit Gott verkehren
Und wie jeder Stern mit Sternen spricht.
Feierliches Wunder: hingeruhte
Erde in der Himmel Herrlichkeit ...
Ach, warum ist mir so schwer zumute?
Was erwart ich denn? Was tut mir leid?"
Der durch Nebel leise schimmernd bricht;
Seh die Leere still mit Gott verkehren
Und wie jeder Stern mit Sternen spricht.
Feierliches Wunder: hingeruhte
Erde in der Himmel Herrlichkeit ...
Ach, warum ist mir so schwer zumute?
Was erwart ich denn? Was tut mir leid?"
Lermontows Großmutter sorge für die Bildung
Gemessen an seiner kurzen Lebenszeit hinterließ Lermontow ein ebenso umfangreiches wie reifes Werk. Geboren wurde er am 15. Oktober 1814 in Moskau, väterlicherseits stammte er von altem schottischen Adel ab. Als er zwei Jahre alt war, starb seine Mutter. Getrennt von seinem Vater, einem Offizier, wuchs er auf dem Gut seiner Großmutter in Tarchany im Gebiet von Pensa auf. Die Großmutter behütete den begabten Jungen und ließ ihm eine umfassende Bildung zukommen. Weil er häufig krank war, reiste sie mit ihm und ihrem Gefolge in die Bäder des Nordkaukasus. Von der Landschaft und ihren Menschen beeindruckt, widmete Lermontow dem Kaukasus schon früh Gedichte, aber auch viele Aquarelle und Zeichnungen.
"Blaue kaukasische Berge, seid mir gegrüßt! Ihr habt meine Kindheit genährt, mich auf eurem verwilderten Rückgrat getragen, in Wolken gehüllt, mit dem Himmel vertraut mich gemacht, und so träumt' ich seitdem nur von euch und dem Himmel."
Ab 1827 lebt er mit der Großmutter in Moskau, besucht die Universität, entscheidet sich aber 1832, ein halbes Jahr nach dem Tod des Vaters, für eine militärische Karriere. Abseits vom literarischen Leben Sankt Petersburgs schreibt Lermontow romantische, gefühlvolle Gedichte. Er will sie Puschkin zeigen, der unbestrittenen literarischen Autorität der Zeit. Am Abend des 8. Februar 1837 verbreitet sich die Nachricht wie ein Lauffeuer, dass Puschkin bei einem Duell schwer verwundet wurde. Zwei Tage dauert sein Todeskampf. Lermontow verfasst ein glühendes Poem, "Der Tod des Dichters", und gibt darin auch der höfischen Gesellschaft Schuld an seinem Tod:
"Ihr Ehrabschneider, ihr Gewürm von Missetätern,
die ihr die Edelsten verlacht und elend macht!
Ihr, die ihr dicht am Thron euch prügelt um die Plätze,
der Freiheit und dem Geist dient ihr als Henkersknechte!"
die ihr die Edelsten verlacht und elend macht!
Ihr, die ihr dicht am Thron euch prügelt um die Plätze,
der Freiheit und dem Geist dient ihr als Henkersknechte!"
Strafversetzung auf Anordnung des Zaren
Bald ist nicht mehr Puschkins Tod Stadtgespräch, sondern Lermontows Gedicht. Auch der Zar bekommt es in die Hand, lässt den Dichter von der Geheimpolizei festnehmen und in den Kaukasus strafversetzen. Zwei Jahre später darf Lermontow in die Hauptstadt zurückkehren. 1840 duelliert er sich mit dem Sohn des französischen Gesandten, was zu einer Staatsaffäre zu werden droht: er wird zum zweiten Mal in den Kaukasus strafversetzt. Autobiografische Motive aus diesen Aufenthalten fließen in seinen Roman "Ein Held unserer Zeit" ein. Das Buch erscheint, während sein Verfasser in der russischen Kaukasus-Armee kämpft, um Imam Schamil zu fangen, den religiösen Führer der muslimischen Bergvölker Dagestans und Tschetscheniens. Lermontow zeichnet sich durch besondere Tapferkeit aus und wird mit Heimaturlaub belohnt.
Auf der Rückkehr zum Regiment machte der Dichter Station in Pjatigorsk, wo ihm sein alter Freund Martynow begegnete. Dieser fühlte sich durch eine scherzhafte Bemerkung Lermontows in Gegenwart von Damen gekränkt und forderte ihn zum Duell.