Die Box ist mit vier CDs im Hörbuch-Verlag erschienen und kostet 16,99€.
Ohne Reim geht gar nichts
"Der Sängerkrieg der Heidehasen", "Timm Thaler" oder "Henriette Bimmelbahn" - noch 20 Jahre nach seinem Tod ist James Krüss in den Kinderzimmern präsent. Eine neue Hörbuch-Box liefert nun seine gesammelten Kinder-Geschichten und Gedichte.
"Liebe Mensch- und Tiergemeinde, schaut der Wahrheit ins Gesicht: Mensch und Tier sind manchmal Freunde, aber manchmal, aber manchmal, aber manchmal leider nicht."
In den Geschichten, Gedichten und Liedern von James Krüss sind Mensch und Tier freilich meist eher Freunde, oder anders gesagt: Wer Kindern Geschichten erzählt, muss Tiere mögen, denn ohne sie kommt er gar nicht aus. Was wäre ein Kinderleben schließlich ohne Tiere? Ein Hundeleben vermutlich. Aber jetzt fängt der Rezensent schon an, die nötige Objektivität zu verlieren und wie James Krüss, nicht nur mit Tieren, sondern auch mit Worten zu spielen.
"Ein Wassermann mit Namen Schulze aß eines Mittags gegen Zwei mit vollen Backen Heringssulze und sprach zu seiner Frau dabei: Ich bin ein braver Kerl, Mariechen, doch hasse ich voll Leidenschaft die Krebse, die seitwärts kriechen. Ich find sie einfach ekelhaft."
Unverwüstliche Leichtigkeit
Von den Krebsen allerdings, das gibt ihm seine Frau zu bedenken, könnte er manierlich essen lernen. Schon gar nicht sprechen sie mit vollem Mund, was der Wassermann in seiner "barschen" Art dann auch bekennen muss. Zwei der vier CDs in der neuen James Krüss-Box sind dergestalt als "Lektionen" angelegt, Lektionen in Meereskunde, in Tier- und Menschen-, und schließlich auch in Spaßvogelkunde. Man muss sich schon ein wenig Mühe geben, heißt es in einer der Lektionen, um das Vertrauen der Tiere zu erlangen, sonst geht es einem wie jener Frau, die nacheinander 22 Tiere hatte und mit keinem von ihnen in ein rechtes Verhältnis kam:
"Es war mal eine Frau, die hatte einen Pfau. Der Pfau war ihr zu bunt, da nahm sie einen Hund. Der Hund war ihr zu brav, da nahm sie sich ein Schaf. Das Schaf rief nach dem Schäfer, da nahm sie einen Käfer. Der Käfer kroch zu fleißig, da nahm sie einen Zeisig. Der Zeisig sang zu viel. Nun kam ein Krokodil. Das Krokodil war roh, da nahm sie einen Floh. Der Floh stach sie ins Bein, da kaufte sie ein Schwein."
Ohne Reim, das hat sich seit James Krüss nicht verändert, geht gar nichts im Kinderlied, und was sich auch nicht verändert hat: Immer noch freut man sich über so seltsame Paare wie den Käfer und den Schäfer, über die Möglichkeit von fleißig auf Zeisig zu kommen, über den schönen Gegensatz von roh und Floh. Vorgemacht haben so lustige wie unverwüstliche Leichtigkeit Christian Morgenstern und Joachim Ringelnatz. Wenn überhaupt etwas veralten kann, dann sind es nicht die Krüss’schen Gedichte selbst, sondern ihre Interpretationen. So ist manche Vertonung zu sehr dem Zeitgeschmack der siebziger Jahre verhaftet.