Die Inszenierung
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Hören sie auf - oder etwa doch nicht? Seit Wochen narren "Die Ärzte" ihre Fans mit Schlussmach-Gerüchten. Der Kulturjournalist Kai Löffler meint: Mehr als effektives Marketing sei das nicht.
Hören "Die Ärzte" auf oder nicht? Seit Wochen streut die Berliner Band Andeutungen, die Fans sind ratlos. "Das ist eine Art verfrühter Aprilscherz", meint der Kulturjournalist Kai Löffler. Er meint: Es handle sich im Gegenteil eher um die Rückkehr der "Ärzte". "Abschied" deshalb, weil der Song und vielleicht auch das kommende Album so hießen, schätzt Löffler ein.
Mit diesem Gag sind "Die Ärzte" in guter Gesellschaft: Auch andere Künstler zelebrierten diesen Pseudo-Abschied, wie "Cher" oder "Deep Purple". Das sei eine effektive Marketingstrategie, meint Löffler. Denn: "Wenn es nicht die Abschiedstournee war, dann freuen sich trotzdem alle", meint er.
Die Beatles machten den würdevollen Abschied vor
Es gibt aber auch Bands, die tatsächlich aufhören wollen, eine Abschiedstournee machen - und dann zurückkehren. Manchmal ist das Geldmangel, manchmal die Sehnsucht nach dem Scheinwerferlicht. "Diese Frage stellen wir ja nur bei Rock- und Popmusik", sagt Löffler. "Wenn es um Jazz geht oder um klassische Musik, dann ist das ja ein völlig anderer Fall: Die Leute spielen einfach so lange, bis sie nicht mehr spielen können!" Pop- und Rock-Musik würde aber traditionell mit Jugendkultur assoziiert.
Ein Beispiel, wie so ein Abschied gelingen kann, ist die US-amerikanische Band "R.E.M.", die sich 2011 aus dem aktiven Geschäft zurückzog. "Das ultimative Beispiel für den würdevollen Abschied sind die Beatles", sagt Löffler. Die Band spielte auf der Höhe ihres Erfolges ein Konzert auf dem Dach ihres Plattenlabels in London - und machte dann Schluss.