Die Anfänge des Privatfernsehens
Mit der Zulassung privater Anbieter begann 1984 der Aufstieg des Privatfernsehens. Mehrere Rundfunkurteile kamen zu dem Schluss, dass privater Rundfunk nur existieren dürfe, wenn die Grundversorgung durch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk garantiert würde. Am 3. April 1987 wurde dies in einem Rundfunkstaatsvertrag beschlossen.
Als sich am 3. April 1987 in Bonn die Regierungsschefs der elf Bundesländer zur Unterzeichnung eines Rundfunkstaatsvertrags trafen, einigte man sich auf ein duales System. Es sollte das Nebeneinander von öffentlich-rechtlichem und privatem Radio und Fernsehen regeln. Roman Herzog, damals Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts, hatte zehn Tage zuvor noch das sogenannte 5. Rundfunkurteil erläutert:
"Im Zeichen der Erweiterung des Rundfunkangebots um privat veranstaltende und europäische Programme kommt es darauf an, zu gewährleisten, dass der klassische Auftrag des Rundfunks erfüllt wird, der neben seiner Rolle für die Meinungs- und politische Willensbildung neben Unterhaltung und über laufende Berichterstattung hinausgehende Information seine kulturelle Verantwortung umfasst."
Gerade mal drei Jahre waren vergangen, dass sich der erste private werbefinanzierte Sender über das von den Ländern beschlossene Ludwigshafener Kabelpilotprojekt zu Wort meldete.
"Guten Morgen, meine Damen und Herren. Ihnen allen wünscht die PKS ein glückliches und erfolgreiches neues Jahr. Für die Weiterentwicklung des Fernsehens in der Bundesrepublik Deutschland ist dies heute ein ganz besonderer Tag."
Die PKS, die Programmgesellschaft für Kabel- und Satellitenfunk und Vorgängerin von Sat1, kam zu Beginn noch recht brav und bieder daher:
"Den Auftakt unseres Neujahrsprogramms bildet die Feuerwerksmusik von Georg Friedrich Händel. Es spielt für Sie das Münchener Bachorchester unter der Leitung von Karl Richter."
Konnten bis dato nur die zwei öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ARD und ZDF terrestrisch empfangen werden, so war die Einspeisung von Sendern in ein bestehendes Kabelnetz tatsächlich so etwas wie ein Quantensprung zur Programmvermehrung. Über die Kabelpilotprojekte in Ludwigshafen, Dortmund, Berlin und München konnten nun 26 zusätzliche Fernsehprogramme laufen. Schon einen Tag später startete RTL plus als zweiter kommerzieller Veranstalter. Anfangs nur mit wenigen Tausend in den Ballungsräumen, stieg die Zahl der Kabel-Haushalte innerhalb von fünf Jahren auf acht Millionen. Wachsende Zahlen, für die sich auch der kommerzielle Rundfunk und die Werbeindustrie interessierten. Geldverdienen um jeden Preis war die Devise. Neben Glücksradspielen, Rate- und Casting-Shows entdeckte RTL auch das Erotikgeschäft für gewinnbringende Quoten:
"Hallo und herzlich willkommen. Wir tun heute etwas, was man in der Öffentlichkeit nicht tut und über das man in der Öffentlichkeit nicht spricht. Es ist schlichtweg ein Pfui-Thema. Wir sprechen heute über Sex."
Kritiker der Privaten traten schnell auf den Plan. Unterschichtenfernsehen, Volksverblödung und Entpolitisierung lauteten die Vorwürfe. Der Berliner Medienwissenschaftler Udo Bolz aber sieht das differenzierter:
"Wenn man von Entpolitisierung der Bevölkerung spricht, unterstellt man, früher seien die Menschen informierter und engagierter gewesen. Davon kann natürlich keine Rede sein. Das Gleiche gilt für den guten oder schlechten Geschmack der Menschen. Geschmacklosigkeit und Unbildung mussten sich früher verstecken. Das Privatfernsehen hat das alles ins Rampenlicht gezerrt. Heute darf jeder Dummkopf seine Meinung vor dem Mikrofon kundtun, jeder Trottel kann zum Superstar im Fernsehen werden. Und das ist die eigentliche Veränderung."
Wurde anfangs die wenig professionelle Präsentation der Privaten belächelt, so haben sich umgekehrt die Öffentlich-Rechtlichen immer mehr der Methoden und Formate der Privaten bedient. Und mit dem Quotendruck stieg schließlich auch die Boulevardisierung bei ARD und ZDF.
Udo Bolz: "Die Einführung des Privatfernsehens hat das Verhältnis der Deutschen zu den Massenmedien insgesamt radikal verändert. Fernsehen war immer auch die Stimme der Autorität. Und da hat das Privatfernsehen einen vollkommen neuen Ton angeschlagen. Und das hat viele Menschen zunächst schockiert, dann fasziniert und ist letztlich zu einem Element des Pluralismus geworden, der heute aus unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken ist."
Verändert hat sich mittlerweile aber vor allem die Programmvielfalt. Dank der Digitalisierung können Zuschauer inzwischen auf mehr als 350 Programme ausweichen, inklusive Teleshoppingkanäle. Ein Überangebot, auf das auch die Öffentlich-Rechtlichen inzwischen mit über 20 Spartenkanälen reagieren, für jede Zielgruppe das richtige Programm.
Während der Bestand der öffentlich-rechtlichen Sender mit Staatsverträgen und Rundfunkurteilen garantiert wird, leidet das Free-TV der Privaten dagegen an rückläufigen Werbeeinnahmen. Denn große Teile der Werbebudgets werden ins Internet verlagert, das gerade für Jüngere immer interessanter wird.
"Im Zeichen der Erweiterung des Rundfunkangebots um privat veranstaltende und europäische Programme kommt es darauf an, zu gewährleisten, dass der klassische Auftrag des Rundfunks erfüllt wird, der neben seiner Rolle für die Meinungs- und politische Willensbildung neben Unterhaltung und über laufende Berichterstattung hinausgehende Information seine kulturelle Verantwortung umfasst."
Gerade mal drei Jahre waren vergangen, dass sich der erste private werbefinanzierte Sender über das von den Ländern beschlossene Ludwigshafener Kabelpilotprojekt zu Wort meldete.
"Guten Morgen, meine Damen und Herren. Ihnen allen wünscht die PKS ein glückliches und erfolgreiches neues Jahr. Für die Weiterentwicklung des Fernsehens in der Bundesrepublik Deutschland ist dies heute ein ganz besonderer Tag."
Die PKS, die Programmgesellschaft für Kabel- und Satellitenfunk und Vorgängerin von Sat1, kam zu Beginn noch recht brav und bieder daher:
"Den Auftakt unseres Neujahrsprogramms bildet die Feuerwerksmusik von Georg Friedrich Händel. Es spielt für Sie das Münchener Bachorchester unter der Leitung von Karl Richter."
Konnten bis dato nur die zwei öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ARD und ZDF terrestrisch empfangen werden, so war die Einspeisung von Sendern in ein bestehendes Kabelnetz tatsächlich so etwas wie ein Quantensprung zur Programmvermehrung. Über die Kabelpilotprojekte in Ludwigshafen, Dortmund, Berlin und München konnten nun 26 zusätzliche Fernsehprogramme laufen. Schon einen Tag später startete RTL plus als zweiter kommerzieller Veranstalter. Anfangs nur mit wenigen Tausend in den Ballungsräumen, stieg die Zahl der Kabel-Haushalte innerhalb von fünf Jahren auf acht Millionen. Wachsende Zahlen, für die sich auch der kommerzielle Rundfunk und die Werbeindustrie interessierten. Geldverdienen um jeden Preis war die Devise. Neben Glücksradspielen, Rate- und Casting-Shows entdeckte RTL auch das Erotikgeschäft für gewinnbringende Quoten:
"Hallo und herzlich willkommen. Wir tun heute etwas, was man in der Öffentlichkeit nicht tut und über das man in der Öffentlichkeit nicht spricht. Es ist schlichtweg ein Pfui-Thema. Wir sprechen heute über Sex."
Kritiker der Privaten traten schnell auf den Plan. Unterschichtenfernsehen, Volksverblödung und Entpolitisierung lauteten die Vorwürfe. Der Berliner Medienwissenschaftler Udo Bolz aber sieht das differenzierter:
"Wenn man von Entpolitisierung der Bevölkerung spricht, unterstellt man, früher seien die Menschen informierter und engagierter gewesen. Davon kann natürlich keine Rede sein. Das Gleiche gilt für den guten oder schlechten Geschmack der Menschen. Geschmacklosigkeit und Unbildung mussten sich früher verstecken. Das Privatfernsehen hat das alles ins Rampenlicht gezerrt. Heute darf jeder Dummkopf seine Meinung vor dem Mikrofon kundtun, jeder Trottel kann zum Superstar im Fernsehen werden. Und das ist die eigentliche Veränderung."
Wurde anfangs die wenig professionelle Präsentation der Privaten belächelt, so haben sich umgekehrt die Öffentlich-Rechtlichen immer mehr der Methoden und Formate der Privaten bedient. Und mit dem Quotendruck stieg schließlich auch die Boulevardisierung bei ARD und ZDF.
Udo Bolz: "Die Einführung des Privatfernsehens hat das Verhältnis der Deutschen zu den Massenmedien insgesamt radikal verändert. Fernsehen war immer auch die Stimme der Autorität. Und da hat das Privatfernsehen einen vollkommen neuen Ton angeschlagen. Und das hat viele Menschen zunächst schockiert, dann fasziniert und ist letztlich zu einem Element des Pluralismus geworden, der heute aus unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken ist."
Verändert hat sich mittlerweile aber vor allem die Programmvielfalt. Dank der Digitalisierung können Zuschauer inzwischen auf mehr als 350 Programme ausweichen, inklusive Teleshoppingkanäle. Ein Überangebot, auf das auch die Öffentlich-Rechtlichen inzwischen mit über 20 Spartenkanälen reagieren, für jede Zielgruppe das richtige Programm.
Während der Bestand der öffentlich-rechtlichen Sender mit Staatsverträgen und Rundfunkurteilen garantiert wird, leidet das Free-TV der Privaten dagegen an rückläufigen Werbeeinnahmen. Denn große Teile der Werbebudgets werden ins Internet verlagert, das gerade für Jüngere immer interessanter wird.