"Die Ausstellung muss man wirklich sehen"

Martin Roth im Gespräch mit Matthias Hanselmann · 20.03.2013
Für die Ausstellung "David Bowie is" im Londoner Victoria & Albert Museum hat der Sänger David Bowie auch sein persönliches Archiv geöffnet. Zu sehen sind mehr als 300 Ausstellungsstücke: darunter Tagebucheinträge und Originalkostüme. Das Interesse daran sei schon vor der Eröffnung "gigantisch" gewesen, sagt Kurator Martin Roth.
Matthias Hanselmann: "The next Day", so heißt die erste handfeste Überraschung im Musikbusiness des Jahres 2013. "The next Day" ist David Bowies neues Album, das erste Album von Bowie seit zehn Jahren und das 24. Studioalbum des mittlerweile 66-jährigen Stars. Man hat den Eindruck, dass Bowie sein Comeback minutiös geplant hat – genau an seinem 66. gab er die Veröffentlichung des Albums bekannt, dann war es eine Zeit lang kostenlos als Stream im Internet zu hören, und jetzt, am Freitagabend genau, eröffnet im Londoner Victoria and Albert Museum auch noch die erste umfangreiche Retrospektive über David Bowie.

Diese Ausstellung zeigt über 300 Ausstellungsstücke, handgeschriebene Liedtexte, Tagebucheinträge, Originalkostüme, Bühnenentwürfe, Videos, Fotos und Instrumente. Bowies Bühnenoutfits und sein Alter Ego, oder seine Alter Egos besser gesagt, aus den rund 50 Jahren seiner Karriere werden im Zusammenhang mit dem Medien, der Mode und der Musik ihrer jeweiligen Zeit in Kontext gesetzt. Diese Ausstellung hat einen überraschenden Titel, nämlich "David Bowie is". Wir sprechen mit dem Direktor des Londoner Victoria and Albert Museums, es ist der deutsche Kulturwissenschaftler Martin Roth. Guten Tag, Herr Roth, nach London!

Martin Roth: Guten Tag, Herr Hanselmann!

Hanselmann: Gehört Ihre Schau wirklich zu einer Bowie-Comeback-Inszenierung, so als flankierende Maßnahme zum neuen Album sozusagen?

Roth: Nein, es ist ganz anders, wir haben die Platte beauftragt, und die … nein, ganz im Ernst, das alles sind eher entweder Zufälle oder er ist tatsächlich durch die Ausstellung drauf aufmerksam geworden, dass da doch ein größeres Interesse gegeben sein könnte, aber das ist alles so ein bisschen wie im Kaffeesatz Lesen, weil wir eine Ausstellung machen, und nicht eine Präsentationsfläche für einen bekannten Star sind. Das heißt, wir haben seit drei Jahren intensiv an dieser Ausstellung gearbeitet.

Freundlicherweise hat sein Archiv alles für uns zugänglich gemacht in New York, das hat die Arbeit extrem erleichtert, und wir alle waren in zwei Punkten extrem überrascht: Die erste Überraschung war letzten September, als wir zum ersten mal in der Öffentlichkeit sagten, dass wir die Ausstellung machen werden. Ich habe noch nie ein solches Echo erlebt, und ich habe wirklich das Glück gehabt, schon an vielen schönen Ausstellungen beteiligt gewesen zu sein. Aber dieses Medieninteresse und auch das persönliche Interesse von vielen war gigantisch, und das Zweite war, als er kurz vor Weihnachten dann seine erste Platte herausgebracht hat und dann das Album angekündigt hat. Und dass das dann auch noch über Berlin ging oder im Berlin-Zusammenhang dargestellt worden ist, war umso interessanter natürlich.

Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.

Das ausführliche Interview zur der Ausstellung mit dem Kurator Martin Roth"Ein Gesamtkunstwerk auf zwei Beinen"
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