Zum Tod der Autorin Birgit Vanderbeke

Eine Meisterin der kurzen Form

06:34 Minuten
Das Schwarzweißfoto zeigt eine in die Kamera lächelnde ältere Frau mit langen offenen Haaren. Sie trägt eine Brille und ein weißes ärmelloses Shirt. Es handelt sich um die Schriftstellerin Birgit Vanderbeke.
Birgit Vanderbeke blickte hinter die gutbürgerliche Fassade. Nun ist die Autorin im Alter von 65 Jahren gestorben. © Julian Vanderbeke/Piper Verlag/dpa
Felicitas von Lovenberg im Gespräch mit Eckhard Roelcke |
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Mit "Das Muschelessen" gelang der Schriftstellerin Birgit Vanderbeke der Durchbruch. Nun ist sie im Alter von 65 Jahren gestorben. In ihrem Werk gehe es ums Eingemachte, beschreibt Verlegerin Felicitas von Lovenberg das Schaffen der Autorin.
Die Schriftstellerin Birgit Vanderbeke ist tot. Wie der Piper Verlag in München mitteilte, starb die Autorin überraschend am 24. Dezember im Alter von 65 Jahren. Bekannt wurde Vanderbeke vor allem durch ihre Erzählung „Das Muschelessen“. Auch Bücher wie „Alberta empfängt einen Liebhaber“ und ihre autobiografische Romantrilogie gehören zum Kanon der Gegenwartsliteratur.

Blick hinter die Fassade

Ein bestimmendes Thema der Literatur Vanderbekes seien Familiengeschichten gewesen, unterstreicht ihre Verlegerin Felicitas von Lovenberg vom Piper Verlag. Dabei habe die Autorin der Blick hinter die gutbürgerliche und anständige Fassade interessiert. „Sie wollte die Sollbruchstellen erkennen und zeigen“, so von Lovenberg. Dies habe sich auch auf die eigene Biografie bezogen.

Die Kritikerin Meike Feßmann erinnert an den „tollen Stil“ von Birgit Vanderbeke. Sie habe einen eigenen Rhythmus, eine Eleganz und eine Wiederholungsstruktur gehabt. Als „Protokollantin des bundesrepublikanischen Alltags“ habe sie sich „für die kleine Lücke“ interessiert, „die entsteht, wenn etwas nicht richtig läuft“, so Feßmann. Dabei sei sie zudem „eine der wenigen wirklich witzigen deutschsprachigen Autorinnen“ gewesen.

Protokollantin des bundesrepublikanischen Alltags: Zum Tod der Schriftstellerin Birgit Vanderbeke

28.12.2021
04:10 Minuten
Podcast: Studio 9
Podcast: Studio 9

Vanderbeke wurde 1956 im Brandenburgischen geboren, ihre Familie zog 1961 nach Frankfurt am Main, wo sie später Jura, Germanistik und Romanistik studierte. Mit ihr verliert die deutschsprachige Literatur laut von Lovenberg eine „Meisterin der Erzählung und kurzen Form“. In ihren Werken sei Vanderbeke immer schon sehr ans Eingemachte gegangen. Dabei sei ihre Literatur deutlich und kraftvoll gewesen, ohne indes im schlechten Sinne plakativ zu sein, sondern vielmehr subtil, wie die Verlegerin sagt.

Eigenständigkeit bewahrt

Auch als Mensch sei Birgit Vanderbeke jemand gewesen, „den man nicht vergisst“. Sowohl herzlich wie auch temperamentvoll habe sie ihre Autorin in Erinnerung, so von Lovenberg. „Man wusste bei ihr immer, woran man ist.“
Außerdem habe Vanderbeke ein Bedürfnis nach Eigenständigkeit gehabt. „Sie wollte nicht die Entscheidungen akzeptieren, die andere für sie trafen.“ So sei 1993 ihr Wegzug mit der Familie nach Südfrankreich auch ein Schritt in die Freiheit gewesen.
Vanderbeke erhielt viele Literaturpreise, etwa 1990 für „Das Muschelessen“ den Ingeborg-Bachmann-Preis und 1997 den Kranichsteiner Literaturpreis für ihr Gesamtwerk. 2007 bekam sie die Brüder-Grimm-Professur an der Universität Kassel.

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