Berlin und Weimar heißen Feine Sahne Fischfilet willkommen
Drei große Bauhaus-Stätten gibt es in Deutschland. Nachdem die Bauhaus Stiftung Dessau das Konzert von Feine Sahne Fischfilet abgesagt hat, kamen nun Einladungen aus Weimar und Berlin. Architekturkritiker Nikolaus Bernau sagt, Zufall sei das nicht.
Letzte Woche hat das Bauhaus in Dessau abgelehnt, der linken Band Feine Sahne Fischfilet eine Bühne zu bieten. Die Begründung: Rechte Gruppierungen hätten im Internet zum Protest aufgerufen hatten, man wolle kein Austragungsort politischer Aggression werden.
Mittlerweile kann sich die Band vor Einladungen kaum retten, unter anderem aus den anderen beiden Bauhaus-Städten Weimar und Berlin. Der Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Linke) und das Bauhaus-Archiv in der Hauptstadt haben der Band angeboten, dort aufzutreten. Aus Weimar hat der Urbanistik-Professor Max Welch Guerra von der Bauhaus-Universität die Band einladen. Die Bauhaus Stiftung Dessau bleibt indes bei ihrer Ausladung.
Drei Bauhaus-Stätten im Ring
Mittlerweile sind also alle drei Bauhaus-Stätten in Deutschland an der Diskussion beteiligt. Sind auch die Regierungen von den drei Bundesländern mit den verschiedenen Koalitionen, die sie tragen, daran beteiligt: Linke, SPD und Bündnis 90/Die Grünen in Thüringen; SPD, Linke und Bündnis 90/Die Grünen in Berlin und CDU, SPD und Bündnis 90/Grüne.
Architekturkritiker Nikolaus Bernau sagt, Lederer habe auf jeden Fall einen Erfolg verbucht mit der Einladung, er vermutet, dass auch Max Welch Guerra seinen Vorstoß mit der Thüringer Landesregierung in Erfurt abgesprochen habe.
Er verweist beim Einfluss der Landespolitik auf den Neubau des Weimarer Bauhaus-Museums, das Teil der Klassik-Stiftung sei. Da zeige sich gerade in den Fragen, wie das Museum eingerichtet werden soll, was da ausgestellt werden soll, dass immer mehr Politik reinkomme: "Also, es hat eindeutig eine Folge, welche Landesregierung da mitspielt. Nicht, dass die durchregieren können. Das können sie nämlich eigentlich nicht, denn all diese Institutionen sind ziemlich autonom aufgestellt. Das heißt, die Landespolitiker können immer nur dann durchregieren, wenn die Institutionen mitspielen – wie es jetzt in Dessau offensichtlich passiert ist."
Die Stellung des Direktors
Bernau sagt, in Berlin und Weimar sei das Bauhaus trotz aller Politik unabhängig. Gilt das auch für Dessau und dessen Entscheidung? "Fundamental gesehen schon", sagt Bernau. "Also, das ist eigentlich eine eigene Institution mit eigenem Stiftungsrat und so weiter."
Die Stiftung Bauhaus Dessau habe aber sehr, sehr autonome Direktoren gehabt, vor allem der letzte, Philipp Oswalt, sei ein ausgesprochen selbständig denkender und agierender Mann gewesen. Oswalt habe sich, so Nikolaus Bernau, als Direktor der Hauses ganz fürchterlich angelegt mit dem damaligen Kultusminister von Sachsen-Anhalt, Stephan Dorgerloh (SPD). Dorgerloh habe Oswalts Vertrag nicht verlängert und Claudia Perren auf den Direktorenposten berufen.
"Da beginnt quasi das Problem: Claudia Perren ist eine ausgesprochen kluge Frau, sehr genau formulierend, sehr vorsichtig auch, die aber bei ihrer Berufung eine völlige Unbekannte war. Man wusste nicht, wer sie ist, sie hat einige kleinere Ausstellungen gemacht, sie hat keinerlei Bauhaus-Expertise vorzuweisen gehabt, keine Expertise als Leiterin einer großen Institution." Und sie habe gleich in der ersten Pressekonferenz, so Bernau, mitgeteilt, sie mache was der Kultusminister von ihr wolle, nämlich das Museum in der Innenstadt bauen.
"Perren tut, was die CDU will"
Mit anderen Worten, so Bernau: "Sie ist keine politisch besonders starke Direktorin – und das fällt jetzt eben besonders auf in so einem Konfliktfall, dass sie genau das tut, was die CDU will, letztlich nämlich dieses Konzert abzusagen, weil sie dieser Band vorwirft, sie wäre verfassungsfeindlich - was ziemlicher Unsinn ist."
In der Konsequenz besorge sie leider so auch das Geschäft der AfD: "Wir diskutieren die ganze Zeit über Linksextremismus statt über Rechtsextremismus – und das ist das eigentliche Thema der Zeit."
(mf)