Die besten Filme übers Verhandeln

Immer geht es um Macht und Einfluss

05:37 Minuten
Arnold und Kay beim Paartherapeuten. Szene aus dem Kinofilm „Wie beim ersten Mal”.
Arnold und Kay wollen ihre Ehe retten. Der Paartherapeut Dr. Bernie Feld leitet die schwierigen Verhandlungen. Szene aus dem Kinofilm „Wie beim ersten Mal”. © picture alliance / dpa / Barry Wetcher / Wild Bunch Germany
Von Hartwig Tegeler |
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In Kinofilmen wird eigentlich immer verhandelt. Mal geht es um Rechte und Pflichten, mal um Leben und Tod und ganz oft um Wahrheit und Lüge. Dabei kann der Ort der Verhandlung in der Küche, im Ehebett oder auf dem Schlachtfeld sein.

Platz 5 – "Die Lincoln Verschwörung" von Robert Redford (2010)

Vor Gericht, Urform des Verhandelns. Verhandeln über Wahrheit und Unwahrheit, Recht und Unrecht. Sollte man sich nicht endlich mal fragen, ob Hollywood das US-amerikanische Justizsystem erfunden hat? Der Gerichtssaal mit Einspruch, dem stattgegeben oder der abgewiesen wird – diese kommunikative Struktur ist das dramaturgische Kleinod des Gerichtsfilms.
Und manchmal wird auch noch über Leben und Tod verhandelt, wie hier, in Zeiten kurz nach dem US-amerikanischen Bürgerkrieg: Ein aufrechter Anwalt verteidigt die Mutter eines Lincoln-Attentäters. Aber diese Frau wird gehängt werden. Verhandlung über Leben und Tod abgeschlossen. Eine verliert, andere gewinnen.

Platz 4 – "The Informer" von Andrea Di Stefano (2019)

Neulich in New York: Geschäftsverhandlungen beim Mafiaboss. Pete, Ex-Soldat, Ex-Krimineller und nun V-Mann fürs FBI, soll zurück in den Knast, um dort den Drogenverkehr für den Gangster zu organisieren. Der Kern der Verhandlungen mit dem an sich ahnungslosen Boss lautet: "Ich mache dir ein Angebot, das du nicht ablehnen kannst." Klassischer Filmmafia-Talk.
Ja, seine Schulden hat Pete dann abgetragen, aber wenn er nicht spurt, töten die Mafiosi seine Frau und seine Tochter. Nun ja, keine Verhandlungen, sondern Erpressung.

Platz 3 – "Bis zum letzten Mann" von John Ford (1948)

Krieg oder Frieden? Darüber könnte, sollte man verhandeln. Aber dieser Verhandler tut nur so. Colonel Thursday will die Apachen in die Reservation zurücktreiben. Die wollen nicht. Mitten in der Wüste kommt es zum Treffen.
Respektlos und in völliger Fehleinschätzung der militärischen Situation bricht der Armeeoffizier die Verhandlungen ab, greift die Apachen an und unterschreibt damit sein und das Todesurteil seiner Einheit. Denn die Ureinwohner sind nicht nur zahlenmäßig überlegen, sondern auch weniger arrogant und dumm.

Platz 2 – "The Ides of March" von George Clooney (2011)

Der geschasste Wahlkampfmanager verhandelt mit seinem Chef, dem Präsidentschaftskandidaten, der eine Praktikantin schwängerte, über seinen Job, den er wieder haben will. Der Kandidat wehrt sich. Er fragt: "Was denken Sie, haben Sie in der Hand, Steven?"
Einen Zettel, der alles belegt. Nüchtern gesprochen geht es in dieser Verhandlung in der dunklen Küche eines Restaurants wieder um Erpressung. Und um Macht! Und darum, wer die meisten Informationen hat. Und darum, wer die Wahrheit am geschicktesten verbiegen kann. Was sich hier im Politzirkus abspielt, sind reine Geschäftsverhandlungen. Kein schöner Blick auf das Staatswesen und die Demokratie.

Platz 1 – "Wie beim ersten Mal" von David Frankel (2012)

Nach 31 Ehejahren schlafen Kay und Arnold getrennt und leben sich immer weiter auseinander. Kay zieht die Notbremse, vereinbart eine Paartherapie. David Frankel entwirft in "Wie beim ersten Mal" die Utopie, dass Partner nach langer Ehe wieder zueinander finden. Ergo: Nachdem alle Eroberungen auf dem Kontinent abgeschlossen sind, scheinen menschliche Paarbeziehungen das wirklich letzte große Abenteuer des Menschen.
Diese Beziehungen fundieren auf klugen, geschickten, flexiblen Verhandlungen über Rechte, Pflichten, Macht und Ohnmacht, Wahrheit und Unwahrheit. Entsprechend darf man – metaphorisch gesprochen – als klassischen "Kriegsgewinnler" an diesem historischen Punkt menschlicher Zivilisation die Paartherapeuten sehen. Nicht Master of the Universe, sondern Leiter der schwierigsten Verhandlungen, zu denen sich der Mensch – an sich und für sich – je aufgemacht hat.
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