Die Welt umkrempeln am Computer
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Robin Hood oder skrupelloser Söldner? Der Hacker hat nicht nur in der Realität, sondern auch in der Welt des Kinos eine spektakuläre Karriere durchlaufen. Eine kleine Filmgeschichte.
Platz 5: "Blackhat" von Michael Mann (2015)
Chris Hemsworth vereitelt die Cyberangriffe des bösen (!) Hackers nicht nur an der Tastatur, sondern teilt auch physisch mit Fäusten und Knarre richtig aus. Intelligent ist er, klar, hat das Herz auf dem rechten Fleck und ficht den Kampf zwischen Moral und Gier auf waberndem Soundtrack wuchtig aus.
Seine Freundin ist selbstredend hin und weg von ihm: "Um diese Typen austricksen zu können, muss man selbst ein Hackergenie sein, wovon mein Bruder bei dir ganz überzeugt war. Du musst ganz fit sein im Kopf dafür."
Platz 4: "Wargames" von John Badham (1983)
Alles fing mit dem Filmhacker wunderbar naiv und spielerisch an: Der computeraffine Teenager schleicht sich in den Schulcomputer ein, um ein paar Zensuren zu manipulieren. Aber beim nächsten Hack weiß er allerdings nicht, dass er im Zentralrechner des Pentagon gelandet ist, und simuliert aus Jux und Dollerei – mitten im Kalten Krieg – einen nuklearen Angriff der Sowjetunion auf die USA.
Zunächst eine Simulation, die als solche erkannt wird. Aber dann wird's ernst! Schon hier, beim Hacker der ersten Generation, verunsichern wie faszinieren uns seine gottähnlichen Fähigkeiten in der Welt der Daten, die er hackt, wo ihn allerdings die Auswirkungen in der realen Welt keinen Deut interessieren.
Platz 3: "Sneakers" von Phil Alden Robinson (1992)
Am Anfang stand er für die Gegenkultur. Damals, Ende der 1960er-, Anfang der 1970er-Jahre galt der Hacker als Robin Hood der Bits and Bytes. Kalifornien, Hippies, Graswurzelrevolution, Systemkritik, Steve Jobs und Bill Gates in ihren Garagen.
Die Fantasie: Die Welt umkrempeln, das System unterwandern, den Black Panther was überweisen, Nixons Privatkonto plündern. Doch die Zeiten, in der Hacker die Guten waren, gingen schnell vorbei. Ihr Motiv von da an: weniger Systemkritik denn Gier. Big Money lockte.
Platz 2: "Der Staatsfeind Nr. 1" von Tony Scott (1998)
In "Wargames" oder "Sneakers" fiepen noch die Modems. Bald jedoch überspannte das Internet im Hackerfilm das gesamte Leben. Bei den Hacks stellte sich nicht mehr die Frage, ob Hacker gut oder böse sind, sondern von wem sie sich als moralfreie Dienstleister haben kaufen lassen? In "Der Staatsfeind Nr. 1" hat ein korrupter Geheimdienstchef eine Truppe von Computernerds angeheuert. Er im Nadelstreifenanzug, sie im Holzfällerhemd und dabei gnadenlos wie hochprofessionell den Job erledigend.
Die Fähigkeiten des Hackers, die Netze zu beherrschen und jeden Schritt des Opfers zu überwachen, kurz: Überwachung total. "Es ist Orwells Welt da draußen", sagt im Film der, der das Hacken aufgegeben hat – aus Entsetzen.
Platz 1 – "Citizenfour" von Laura Poitras (2014)
Im Prolog zum Dokumentarfilm "Citizenfour" die Anweisung des Whistleblowers Edward Snowden an die Journalisten und Filmemacher, die seine Leaks veröffentlichen: "Sobald Sie das Material veröffentlichen, werde ich wahrscheinlich aufgedeckt. Das darf Sie nicht davon abhalten, meine Informationen weiterzugeben."
Historisch – nicht erst seit dem aktuellen Skandal um die Spionagesoftware "Pegasus" – ist geklärt, wer in der Realität die perfektesten Hacks vollführt: der Staat und seine geheimen Dienste. Dem Hacker noch weltrettende Heldenaura verleihen? Wie soll das gehen?
An seine Stelle tritt konsequenterweise der, möglicherweise mit erheblichen Hackerfähigkeiten ausgestattete Whistleblower, der allerdings – wie Snowden in "Citizenfour" – die alte Ethik formuliert: "Ich bin eher bereit, eine Haftstrafe zu riskieren, als meine geistige Freiheit einschränken zu lassen", sagt Snowden, "oder die geistige Freiheit meiner Mitmenschen".