Die besten James-Bond-Darsteller

Macho, Playboy, traumatisierter Killer

06:03 Minuten
Daniel Craig hält als Darsteller von James Bond zum Schießen bereit einen Revolver.
Daniel Craigs fünfter Streich als James Bond: "Keine Zeit zu sterben" soll nun wirklich sein letztes Mal sein. © picture alliance / ©MGM / Courtesy Everett Collection / Nicola Dove
Von Hartwig Tegeler |
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Gegen Corona kam selbst James Bond nicht an: Der 25. Bond-Film "Keine Zeit zu sterben" musste mehrmals verschoben werden, kommt nun aber ins Kino. Grund genug sich anzuschauen, wie die Filmfigur des Weltretters sich im Lauf der Zeit entwickelt hat.

Platz 5 – Bond, der Erste: Sean Connery (ab 1962 und noch einmal 1983)

Charmant, sexy, verführerisch, gefährlich schon der erste Auftritt, gerade noch nicht in Weltrettungsmission, sondern am Spieltisch im Karten-Duell mit der, mit der er sich gleich natürlich in den Laken rekeln wird. Klar, der Playboy mit der "Lizenz zum Töten" geht auf volles Risiko. Generell, grundsätzlich und sowieso lebte die Bond-Serie, seit Sean Connery 1962 Dr. No jagte, immer vom Bekannten, Vertrauten, Gewohnten, nicht nur dieser in Semantik, Syntax und Rhythmus identischen Floskel: "Mein Name ist Bond – James Bond."
Ansonsten: eine übliche Welt-vor-dem-Mega-Bösewicht-Rettungs-Special-Effect-Gewitter inmitten eines Meeres von Product Placement (Uhren, Auto und so weiter), gesättigt mit Testosteron, welches Bond befähigte, das jeweilige Bond-Girl zwischen die Laken zu katapultieren, von Ursula Andres bis Léa Seydoux. Ein solch rücksichtsloser Macho, der das "Nein!" einer Frau durchaus nicht akzeptierte, wäre heute in einem Bond-Skript undenkbar!

Platz 4 – Bond, der Dritte: Roger Moore (ab 1973)

Mit dem dritten Bond gab es dann zunächst einen anderen Grundton. Roger Moore betrat die 007-Bühne vor allem mit selbstironischem Augenzwinkern und überschritt im Laufe seiner sieben Auftritte als 007 die Grenze zum Parodistischen.
Er begründete aber auch die Ära, in der der Bond-Schurke nachhaltiger strahlte als der MI6-Agent selbst. Alles war vor allem rasant im Schenkelklopfer-Modus.

Platz 3 - Bond, der Vierte: Timothy Dalton (ab 1987)

Dann schien es aber gut mit Kichern und Grölen. Ein solider Theater- und Shakespeare-Schauspieler sollte für mehr Ernsthaftigkeit sorgen. Der Agent haderte mit sich selbst, zeigte gar eine tragische Anmutung und gab so eine kleine Vorschau auf viel später, auf Daniel Craig.
Dalton war eine Art Gegenprogramm zum leichtfüßigen Macho-Playboy. Sein Vertrag lief über drei Bonds, dann gab es Rechte-Querelen, und der gebürtige Waliser gab ab an seinen irischen Kollegen.

Platz 2 – Bond, der Fünfte: Pierce Brosnan (ab 1995)

Da war er wieder, dieser Tod, auferstanden aus der Zeit vor Timothy Dalton: Pierce Brosnan gab den selbstironischen Agenten im modernen 90er-Jahre-Gewand.
Wieder waren Tod, Töten und das Sterben läppisch, folgenlos. Und so schien es auch weiterzulaufen bei dem, der nach vier Auftritten von Brosnan kam.

Platz 1 – Bond, der Sechste: Daniel Craig (seit 2006)

Zunächst: ein unglaublich brutal anmutendes Knitter-Face. Kantig, kein Lächeln. 007 fragt die Chefin "M": "Soll er eine Lektion kriegen oder wollen Sie einen Abschuss? - Wir wollen ihn lebend." Erstaunliche Ausnahme, dass "M" - Judy Dench - hier ihren Bluthund nicht selbstverständlich von der Leine lässt.
Mit Daniel Craig, schon beim ersten Auftritt in "Casino Royale" von 2006, kam das offensichtliche Ironische und Zynische der Figur ins Wanken und wich zunächst dieser erstaunlichen Grimmigkeit. Brutalität erschien als Brutalität eines Killers und wurde nicht schöngeredet. So wie seine Egomanie. Bond wurde tatsächlich zum Charakter, zu einer Figur, als Zyniker, teils Sadist, frei von Moral. Aber sichtbar wurden auch die eigenen Abgründe des Staatskillers.
Bei Sean Connery oder Pierce Brosnan prallten alle inneren Konflikte ab. Anders beim aktuellen Bond: Mit dem Tod seiner Geliebten Vesper wurde der Daniel-Craig-007 zum fast tragisch-leidenden Charakter. Er wirkt bei seinem damals verkündeten, aber dann doch nicht letzten Auftritt, zerrüttet und traumatisiert von der Gewalt seiner eigenen dunklen Geschichte.
Mit einer verblüffend humanen Geste im 24. Bond-Film "Spectre" schien er endgültig abzutreten aus dem Geheimdienst- und Killer-Universum. "Bring´s zu Ende. - Keine Kugel mehr! Außerdem habe ich noch was Besseres zu tun." Um fünf Jahre später – "und wenn er nicht gestorben ist ..." - zurückzukehren, jetzt, in Nr. 25. Und mal wieder, nun angeblich zum wirklich letzten Mal, hat er keine Zeit zu sterben.
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