Die besten Sachbücher im April

    Männerblicke, Omasprüche und Emanzipation mit da Vinci

    05:26 Minuten
    Drei Heißluftballone fiegen vor einem orangefarbenen Himmel und werden von drei Buchcovern getragen.
    Die drei besten Sachbücher im März. © Illustration: Bianca Schaalburg
    Audio herunterladen
    Eine scharfe Abrechnung mit dem männlichen Blick, ein Schlussstrich unter Omas "Früher war alles besser" und die genaue Betrachtung eines einzigen Aspekts im Schaffen Leonardo da Vincis – die neue Sachbuchbestenliste ist ein Plädoyer für Themenvielfalt.
    Deutschlandfunk Kultur, ZDF und "Die Zeit" präsentieren die stärksten Sachbücher des Monats. Gekürt werden die Titel von einer Jury aus 30 Kritikerinnen und Kritikern. Jedes Jury-Mitglied der Sachbuch-Bestenliste vergibt monatlich an vier Sachbücher je einmal 15, 10, 6 und 3 Punkte.

    1 (-) Siri Hustvedt: "Eine Frau schaut auf Männer, die auf Frauen schauen"
    Aus d. Engl. v. Uli Aumüller und Grete Osterwald
    Rowohlt Verlag, Hamburg 2019
    528 Seiten, 26 Euro

    Eine Frau steht vor einer Fotografie von Robert Mapplethorpe, die eine nackte Frau zeigt welche ein Tuch über den Kopf trägt und eine Kraftpose inszeniert.
    Siri Hustvedts neues Buch ist eine Abrechnung mit dem männlichen Blick auf die Frau© Rowohlt / picture alliance / Johannes Schmitt-Tegge
    Siri Hustvedt ist eine der erfolgreichsten Autorinnen der USA. Lange wurde sie allein als Ehefrau von Paul Auster wahrgenommen. Jetzt schlägt die Autorin zurück: Ihr neues Buch ist eine Abrechnung mit dem männlichen Blick auf die Frau. Die Wahrnehmungspsychologin analysiert Bilder von Pablo Picasso, Romane von Karl Ove Knausgård und erklärt in klugen Essays und neurobiologischen Analysen, woher der abschätzige Blick der Männer kommt.
    77 Punkte

    2 (-) Michel Serres: "Was genau war früher besser? Ein optimistischer Wutanfall"
    A. d. Franz. v. Stefan Lorenzer
    Edition Suhrkamp, Berlin 2019
    80 Seiten, 12 Euro

    Bahnschienen ziehen sich durch die Landschaft der Hallig Oland, darauf fährt eine Bahn. Das Bild ist schwarz weiß und mutet nostalgisch an.
    Früher war alles besser?© Suhrkamp / Imago / Martin Bäuml Fotodesign
    Früher hingen wir nicht die ganze Zeit am Handy. Früher wussten wir noch, wo unser Essen herkam. "Früher war alles besser" – der französische Philosoph Michel Serres kann diese Litanei nicht mehr hören und drückt seine Wut in einem Essay aus. Es sind 80 dichte Seiten geworden – jeder Absatz eine Pointe. Dabei gelingt es ihm, mit scharfem Witz den Lesern die Nostalgie auszutreiben.
    75 Punkte

    3 (9) Kia Vahland: "Leonardo da Vinci und die Frauen: Eine Künstlerbiographie"
    Insel Verlag, Berlin 2019, 348 Seiten, 26 Euro

    Cover von Kia Vahlands Buch "Leonardo da Vinci und die Frauen". Im Hintergrund ist ein undatiertes Gemälde von Leonardo da Vinci zu sehen.
    Leonardo da Vinci malte Frauen als selbstbewusste und komplexe Persönlichkeiten.© Insel / Deutschlandradio
    Leonardo da Vincis wegweisende Ideen zu Naturgeschichte, Schöpfung und Kunst beziehen sich auf Formen und Vorstellungen der Weiblichkeit. Woher kommt diese Fixierung? Die Journalistin Kia Vahland befasst sich in ihrer Biografie mit dem Werk Leonardos und zeigt, warum seine Kunst als Meilenstein in der Emanzipationsgeschichte der Frauen gelesen werden muss.
    52 Punkte

    4 (6) Lisa Herzog: "Die Rettung der Arbeit. Ein politischer Aufruf"
    Hanser Verlag, Berlin 2019, 224 Seiten, 22 Euro

    Cover von Lisa Herzogs Buch "Die Rettung der Arbeit". Im Hintergrund ist ein Symbolfoto zu sehen, dass einen schweißenden Roboter zeigt.
    Arbeit sei etwas fundamental Menschliches, sagt Lisa Herzog. Deshalb sollten wir sie nicht dem Markt überlassen.© Hanser / imago stock&people
    Die Formen der Arbeit verändern sich. Immer häufiger übernehmen Roboter einfache Aufgaben und ersetzen den Menschen. Die künstliche Intelligenz ist auf dem Vormarsch und revolutioniert den Arbeitsmarkt. Die Philosophin Lisa Herzog zeigt Wege, wie sich die Gesellschaft auf den Wandel vorbereiten kann. Ihr Credo: Wir dürfen die Bedingungen der Arbeit nicht den Märkten überlassen.
    51 Punkte

    Hier erfahren Sie mehr über das Buch.

    5 (1) Frank Biess: "Republik der Angst. Eine andere Geschichte der Bundesrepublik"
    Rowohlt Verlag, Hamburg 2019, 624 Seiten, 22 Euro

    Cover von Frank Biess' Buch "Republik der Angst. Eine andere Geschichte der Bundesrepublik". Im Hintergrund ist ein SW-Foto zu sehen, das eine Demonstration von Ärzten zeigt, die 1985 in Wiesbaden vor der Gefahr eines Atomkriegs warnen.
    Die Erfahrung von Krieg und Gewalt, so Biess, begleitete die Demokratisierung und Liberalisierung der Bundesrepublik.© Rowohlt / dpa / picture-alliance
    Ob in der Nachkriegszeit die Bedrohung eines nuklearen Krieges oder im 21. Jahrhundert die Furcht vor Terrorismus und Einwanderung – die Bundesrepublik hat sich schon immer als Angstnation definiert. Diese Hypothese belegt der kalifornische Geschichtsprofessor Frank Biess. Er erzählt die Geschichte der BRD als eine Geschichte kollektiver Ängste. Findet diese Ära bald ihr Ende?
    45 Punkte

    5 (-) Werner Plumpe: "Das kalte Herz. Kapitalismus: Die Geschichte einer andauernden Revolutionx"
    Rowohlt Verlag, Berlin 2019; 800 Seiten, 34 Euro

    Das Viertel La Defense in Paris. Hochhäuser bei Nacht.
    Das kalte Herz: Kapitalismus: die Geschichte einer andauernden Revolution© Rowohlt / Imago / Vincent Isore
    Der Kapitalismus hat einen schlechten Ruf. Das System gilt als korrupt, verbrecherisch und gierig. Aber stimmt das überhaupt? Der Wirtschaftshistoriker Werner Plumpe setzt dem Vorurteil eine Geschichte des Kapitalismus entgegen und zeigt in fünf großen Kapiteln, warum sich die totgesagte Marktwirtschaft immer wieder durchsetzt – und weshalb sie so gut funktioniert.
    45 Punkte

    7 (-) Ian Kershaw: "Achterbahn: Europa 1950 bis heutex"
    A. d. Engl. v. Klaus-Dieter Schmidt
    DVA, München 2019, 832 Seiten, 38 Euro

    Ein Überwachungsturm auf freiem Feld erinnert an die Zeit des Kalten Krieges. 
    Ian Kershaw erzählt die Geschichte Europas von 1950 bis 2017.© DVA / Imago / onemorepicture / Thorsten Wagner
    Die Entstehung des modernen Europas ist wie eine Achterbahnfahrt. Mit dieser Metapher erzählt der Historiker Ian Kershaw die Geschichte des Kontinents – von 1950 bis 2017. Nichts hat der Historiker ausgespart: weder die Unsicherheit nach dem Zweiten Weltkrieg noch die Terrorangst; weder die Jugoslawienkriege noch die Glaubenskrise in der Postmoderne. Ein kluges wie kenntnisreiches Buch.
    40 Punkte

    8 (2) Florian Meinel: "Vertrauensfrage. Zur Krise des heutigen Parlamentarismus"
    Beck-Verlag, München 2019, 238 Seiten, 16,95 Euro

    Cover von Florian Meinels Buch "Vertrauensfrage. Zur Krise des heutigen Parlamentarismus". Im Hintergrund ist die gläserne Kuppel des Deutschen Bundestages zu sehen.
    Meinels Buch ist eine Verteidigung des Parlamentarismus und zugleich eine Verlustbilanz der Großen Koalition.© C. H. Beck / Unsplash / Sven Przepiorka
    Keine Institution wurde in Deutschland so oft totgesagt wie das Parlament. Populisten verabscheuen es und fordern mehr direkte Demokratie. Ist der Bundestag nur dazu da, dem Willen der Regierung zu gehorchen? Der Jurist Florian Meinel analysiert die Bedrohungen für den Parlamentarismus und liefert Vorschläge, wie er sich reformieren muss, um die Angriffe zu überstehen.
    38Punkte

    9 (-) Harald Jähner: "Wolfszeit: Deutschland und die Deutschen 1945-1955"
    Rowohlt Verlag, Berlin 2019, Berlin; 401 Seiten, 26 Euro

    Im Vordergrund das Cover von Harald Jähners "Wolfszeit", im Hintergrund eine undatierte Aufnahme der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Innenstadt von Köln
    Harald Jähner will in "Wolfszeit" ein allumfassendes Stimmungsbild des Nachkriegsdeutschlands zeichnen.© Rowohlt Verlag/ dpa picture alliance/ Royal Air Force
    Der ehemalige Feuilletonchef der Berliner Zeitung ist nicht nur ein glänzender Stilist, sondern auch ein präziser Chronist. Das beweist er in seinem aktuellen Buch, in dem er eine unterbelichtete Epoche der Bundesrepublik porträtiert: die Nachkriegszeit. Jähner beschwört in kleinen Geschichten das Stimmungsbild einer Generation, die zerrissen ist zwischen Verdrängung und Wiederaufbau, Schuld und Optimismus, Sehnsucht und Trauer.
    34 Punkte

    10 (-) Michio Kaku: "Abschied von der Erde: Die Zukunft der Menschheit"
    A. d. Engl. v. Monika Niehaus und Bernd Schuh
    Rowohlt Verlag, Hamburg 2019, 480 Seiten, 25 Euro

    Zwei Beine eines Astronauten stehen auf der Oberfläche des Mars.
    Bisher konnten nur Astronauten den Mars betreten, doch das könnte sich nach dem Physiker Michio Kaku ändern.© Imago/Mark Garlick
    Die Zukunft der Menschheit liegt im Weltraum: Das glaubt der amerikanische Physiker und Bestseller-Autor Michio Kaku. Der 72-jährige Science-Fiction-Fan hat sich Gedanken darüber gemacht, wie die Menschheit die nächsten 100 Millionen Jahre überleben könnte. Das Ergebnis? Während andere den Untergang sehen, bleibt er Optimist und prognostiziert einen Menschen, der sich die Sterne erobern wird.
    30 Punkte

    Mehr zum Thema