Die besten Sachbücher im Juni

    Über Machterhalt und wütendes Wetter

    05:34 Minuten
    Drei Heißluftballone fliegen vor einem orangefarbenen Himmel und werden von den Covern getragen.
    Die drei besten Sachbücher im Juni. © Illustration: Bianca Schaalburg
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    Auf Platz eins der Sachbuchbestenliste hat es Michael Pauen mit seinem Fairness-Plädoyer "Macht und soziale Intelligenz" geschafft. Dominiert wird die Bestenliste von Titeln, die Ungleichgewichte in der Gesellschaft aufdecken und analysieren.
    Deutschlandfunk Kultur, ZDF und "Die Zeit" präsentieren die stärksten Sachbücher des Monats. Gekürt werden die Titel von einer Jury aus 30 Kritikerinnen und Kritikern. Jedes Jurymitglied der Sachbuchbestenliste vergibt monatlich an vier Sachbücher je einmal 15, 10, 6 und 3 Punkte.

    1 (-) Michael Pauen: "Macht und soziale Intelligenz"
    S. Fischer; 320 Seiten, 22 Euro

    Michael Pauens Cover von "Macht und soziale Intelligenz" vor dem Hintergrund einer Zeichnung zweier Menschen, die von einer geteilten Brück in den Abgrund blicken.
    Michael Pauen überzeugt mit seinem "Macht und soziale Intelligenz".© Cover vom S.Fischer Verlag / Hintergrund: Imago & Ikon Images
    Fairness liegt in der Natur des Menschen. Das belegen sozialpsychologische Experimente. Aber ohne Druck von außen schwindet der soziale Zusammenhalt, warnt der Philosoph Michael Pauen. In seinem Buch zeigt er, dass in Gesellschaften ohne äußere Bedrohung Ungleichheiten entstehen. Der Westen habe keinen gemeinsamen Feind – und das sei eine Gefahr für die Demokratie.
    54 Punkte

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    2 (5) Elizabeth Anderson: "Private Regierung"
    A. d. Engl. v. Karin Wördemann
    Suhrkamp, 259 Seiten, 28 Euro

    Im Vordergrund ist das Cover des Buches "Private Regierungen", im Hintergrund sitzen mehrere Menschen an mehreren Bildschirmen.
    Der freie Markt ist zum Kontrollapparat mutiert: Elizabeth Anderson zeigt wie Unternehmen ihre Angestellten überwachen und steuern.© Suhrkamp / Imago / Sven Simon
    Die Befehlskette: unerbittlich, die Herrschaft: total. Der freie Markt war mal eine linke Idee, jetzt ist er zu einem Kontrollapparat mutiert. Elizabeth Anderson zeigt in ihrem Buch, wie die Chefs der großen Unternehmen ihre Mitarbeiter beherrschen und deren Leben diktieren. Wie es zu diesem Teufelskreis kam und wie der Ausbruch glücken kann, erklärt die Politologin packend und transparent.
    43 Punkte

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    3 (-) Lisa Herzog: "Die Rettung der Arbeit. Ein politischer Aufruf"
    Hanser Verlag, Berlin 2019, 224 Seiten, 22 Euro

    Cover von Lisa Herzogs Buch "Die Rettung der Arbeit". Im Hintergrund ist ein Symbolfoto zu sehen, dass einen schweißenden Roboter zeigt.
    Arbeit sei etwas fundamental Menschliches, sagt Lisa Herzog. Deshalb sollten wir sie nicht dem Markt überlassen.© Hanser / imago stock&people
    Die Formen der Arbeit verändern sich. Immer häufiger übernehmen Roboter einfache Aufgaben und ersetzen den Menschen. Die künstliche Intelligenz ist auf dem Vormarsch und revolutioniert den Arbeitsmarkt. Die Philosophin Lisa Herzog zeigt Wege, wie sich die Gesellschaft auf den Wandel vorbereiten kann. Ihr Credo: Wir dürfen die Bedingungen der Arbeit nicht den Märkten überlassen.
    41 Punkte

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    4 (-) Friederike Otto: "Wütendes Wetter"
    Ullstein; 240 S., 18 Euro

    Friederike Otto begibt sich in ihrem Sachbuch "Wütendes Wetter" auf die Suche nach den Schuldigen für extreme Wetterereignisse.
    Friederike Otto begibt sich in ihrem Sachbuch "Wütendes Wetter" auf die Suche nach den Schuldigen für extreme Wetterereignisse.© dpa/picture-alliance/Armin Weigel/Ullstein Buchverlag
    Sind Klimakatastrophen menschengemacht oder nur ein Blinzeln der Natur? Ist eine Dürreperiode Folge der globalen Erwärmung oder nur ein heißer Sommer, wie es ihn schon immer gab? Die Physikerin Friederike Otto aus Oxford erklärt, wie extreme Wetterereignisse mit der langfristigen Entwicklung des Klimas zusammenhängen. Die Forscherin macht klar: Der Klimawandel ist eine Tatsache.
    40 Punkte

    5 (-) Werner Plumpe: "Das kalte Herz. Kapitalismus: Die Geschichte einer andauernden Revolutionx"
    Rowohlt Verlag, Berlin 2019; 800 Seiten, 34 Euro

    Das Viertel La Defense in Paris. Hochhäuser bei Nacht.
    Mit "Das kalte Herz" hat Werner Plumpe eine Geschichte des Kapitalismus geschrieben. © Rowohlt / Imago / Vincent Isore
    Der Kapitalismus hat einen schlechten Ruf. Das System gilt als korrupt, verbrecherisch und gierig. Aber stimmt das überhaupt? Der Wirtschaftshistoriker Werner Plumpe setzt dem Vorurteil eine Geschichte des Kapitalismus entgegen und zeigt in fünf großen Kapiteln, warum sich die totgesagte Marktwirtschaft immer wieder durchsetzt – und weshalb sie so gut funktioniert.
    30 Punkte

    5 (-) Jana Simon: "Unter Druck. Wie Deutschland sich verändert"
    S. Fischer; 336 Seiten, 20 Euro

    Cover von Jana Simons "Unter Druck" vor dem Hintergrund hetzender Menschen an einer Hafenpromenade
    Jana Simon zeichnet in "Unter Druck" ein faszinierendes Sittengemälde des neuen Deutschlands.© Imago Westend61 / Cover: S.Fischer
    Deutschland steht für Kraft, Stabilität und Weltoffenheit. Zugleich schrumpft die Mittelschicht, und die Rechtspopulisten ziehen in die Parlamente ein. Die Sozialstudie der Journalistin Jana Simon zeichnet ein faszinierendes Sittengemälde der Deutschen. Protagonisten sind etwa der Ex-EZB-Direktor Jörg Asmussen, ein Thüringer Polizist, eine Krankenschwester und der AfD-Vorsitzende Alexander Gauland.
    30 Punkte

    7 (1) Andrea Wulf: "Die Abenteuer des Alexander von Humboldt"
    A. d. Engl. v. Gabriele Werbeck
    C. Bertelsmann, 272 Seiten, 28 Euro

    Eine Montage zeigt das Buchcover "Die Abenteuer des Alexander von Humboldt" von Andrea Wulf, im Hintergrund die Statue des Denkmals für Alexander von Humboldt in Berlin
    Andrea Wulf erzählt "Die Abenteuer des Alexander von Humboldt" anhand dessen Tagebuchaufzeichnungen.© Verlag C. Bertelsmann / picture alliance / imageBROKER / Michael Nitzschke
    Im September 2019 wird Alexander von Humboldts 250. Geburtstag gefeiert. Passend zum Jubiläumsjahr veröffentlicht die Kunsthistorikerin Andrea Wulf ein prächtig illustriertes Buch über Humboldts Südamerika-Expedition. Anhand von Tagebuchaufzeichnungen, Skizzen und Dokumenten erzählt sie die packende Reise des Naturforschers, der die Sicht auf die Welt für immer verändert hat.
    28 Punkte

    8 (-) Rebecca Solnit: "Die Dinge beim Namen nennen"
    A. d. Engl. v. B. Münch u. K. Riesselmann;
    Hoffmann und Campe; 320 Seiten, 22 Euro


    Die USA stecken in der Krise: Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Gentrifizierung, verfehlte Sozial- und Umweltpolitik spalten die Gesellschaft. In ihrem aktuellen Buch benennt Rebecca Solnit die Probleme des Landes. Zugleich erteilt sie der Resignation eine klare Absage und ruft zum Handeln auf. Sie beschwört eine bessere Zukunft und zeigt Wege, wie die USA noch zu retten sind.
    23 Punkte
    Hoffmann-und-Campe-Cover vor dem Hintergrund eine kleinen Demon in den USA und dem Blick auf einen kleinen Jungen.
    In "Die Dinge beim Namen nennen" beschreibt Rebecca Solnit die Probleme der USA.© Hoffmann-und-Campe-Cover / Imago/Zuma-Press

    8 (10) Stephan Detjen und Maximilian Steinbeis: "Die Zauberlehrlinge"
    Klett-Cotta, 176 Seiten, 18 Euro

    Im Vordergrund das Buchcover "Die Zauberlehrlinge", im Hintergrund ein Aufmarsch von Rechtsextremen in Rostock.
    Eine Gefahr für die Demokratie: Rechte werfen der Regierung von Angela Merkel vor, die Grenzen illegal geöffnet zu haben.© Picture Alliance / dpa / Bernd Wüstneck
    Kein Vorwurf belastet die Regierung Merkel wie dieser: Rechte Kreise raunen, die Kanzlerin habe mit der Aufnahme von Flüchtlingen im Jahr 2015 einen Verfassungsbruch begangen. Vor allem die AfD verbreitet die Legende eines Rechtsbruchs. Die Autoren Maximilian Steinbeis und Stephan Detjen gehen der Frage nach, wem der Mythos nützt – und warum er die Demokratie gefährdet.
    23 Punkte

    10 (-) Hannah Fry: "Hello World"
    A. d. Engl. v. S. Schmid;
    C. H. Beck; 272 Seiten, 19,95 Euro

    Im Vordergrund das Cover von Hanna Frys "Hello World", im Hintergrund ein Programmcode in verschiedenen Farben, dazu Lichter
    Hanna Frys "Hello World" überzeugt unsere Rezensentin.© C. H. Beck Verlag/ dpa picture alliance/ Klaus Ohlenschläger
    Algorithmen entscheiden nicht immer objektiver als Menschen. Das veranschaulicht die Mathematikerin Hannah Fry in "Hello World". Sie gibt keine Antworten auf wichtige Probleme, präzisiert aber die Fragestellungen. Das unterhaltsame Buch ist eine Warnung vor zu viel Technologie-Hörigkeit: "Nur weil ein Computer etwas sagt, muss es noch lange nicht stimmen", betont die Autorin.
    21 Punkte
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