Deutschlandfunk Kultur, ZDF und "Die Zeit" präsentieren die stärksten Sachbücher des Monats. Gekürt werden die Titel von einer Jury aus 30 Kritikerinnen und Kritikern. Jedes Jurymitglied der Sachbuchbestenliste vergibt monatlich an vier Sachbücher je einmal 15, 10, 6 und 3 Punkte.
1 (-) Andrea Wulf: "Die Abenteuer des Alexander von Humboldt"
A. d. Engl. v. Gabriele Werbeck
C. Bertelsmann, 272 Seiten, 28 Euro
Andrea Wulf erzählt "Die Abenteuer des Alexander von Humboldt" anhand dessen Tagebuchaufzeichnungen.© Verlag C. Bertelsmann / picture alliance / imageBROKER / Michael Nitzschke
Im September 2019 wird Alexander von Humboldts 250. Geburtstag gefeiert. Passend zum Jubiläumsjahr veröffentlicht die Kunsthistorikerin Andrea Wulf ein prächtig illustriertes Buch über Humboldts Südamerika-Expedition. Anhand von Tagebuchaufzeichnungen, Skizzen und Dokumenten erzählt sie die packende Reise des Naturforschers, der die Sicht auf die Welt für immer verändert hat.
2 (-) Arnulf Conradi: "Zen und die Kunst der Vogelbeobachtung"
Kunstmann, 240 Seiten, 20 Euro
Ein Plädoyer für mehr Gelassenheit: Arnulf Conradi hat durch die Beobachtung von Vögel mehr Ruhe entdeckt.© Kunstmann / Imago / Blickwinkel / F. Hecker
Der spätere Gründer des Berlin Verlags wandert seit seiner Jugend durch die Natur, staunt über Vögel und hört ihnen zu. Jetzt hat er seiner Leidenschaft ein Buch gewidmet: Das Horchen auf die Vogelstimmen wird zur meditativen Übung, das Erkennen der Melodien zum Trost spendenden Akt, der alle negativen Gedanken vertreibt. Ein Buch wie eine Gelassenheitsübung, kenntnisreich und klug.
3 (7) Ian Kershaw: "Achterbahn. Europa 1950 bis heute"
A. d. Engl. v. Klaus-Dieter
DVA, 832 Seiten, 38 Euro
Ian Kershaw erzählt die Geschichte Europas von 1950 bis 2017.© DVA / Imago / onemorepicture / Thorsten Wagner
Die Entstehung des modernen Europas ist wie eine Achterbahnfahrt. Mit dieser Metapher erzählt der Historiker Ian Kershaw die Geschichte des Kontinents – von 1950 bis 2017. Nichts hat der Historiker ausgespart: weder die Unsicherheit nach dem Zweiten Weltkrieg noch die Terrorangst; weder die Jugoslawienkriege noch die Glaubenskrise in der Postmoderne. Ein kluges wie kenntnisreiches Buch.
4 (1) Siri Hustvedt: "Eine Frau schaut auf Männer, die auf Frauen schauen"
Aus d. Engl. v. Uli Aumüller und Grete Osterwald
Rowohlt Verlag, 528 Seiten, 26 Euro
Bilder analysiert: Siri Hustvedts neues Buch ist eine Abrechnung mit dem männlichen Blick auf die Frau.© Rowohlt / picture alliance / Johannes Schmitt-Tegge
Siri Hustvedt ist mehr als nur die Ehefrau von Paul Auster: Sie ist eine der erfolgreichsten Autorinnen der USA. Ihr Buch ist eine Abrechnung mit dem männlichen Blick auf die Frau. Die Wahrnehmungspsychologin analysiert Bilder von Picasso oder Romane von Knausgård und erklärt in Essays und neurobiologischen Analysen, woher der abschätzige Blick der Männer kommt.
5 (-) Elizabeth Anderson: "Private Regierung"
A. d. Engl. v. Karin Wördemann
Suhrkamp, 259 Seiten, 28 Euro
Der freie Markt ist zum Kontrollapparat mutiert: Elizabeth Anderson zeigt wie Unternehmen ihre Angestellten überwachen und steuern.© Suhrkamp / Imago / Sven Simon
Die Befehlskette: unerbittlich, die Herrschaft: total. Der freie Markt war mal eine linke Idee, jetzt ist er zu einem Kontrollapparat mutiert. Elizabeth Anderson zeigt in ihrem Buch, wie die Chefs der großen Unternehmen ihre Mitarbeiter beherrschen und deren Leben diktieren. Wie es zu diesem Teufelskreis kam und wie der Ausbruch glücken kann, erklärt die Politologin packend und transparent.
6 (-) Jessica Braun: "Atmen. Wie die einfachste Sache der Welt unser Leben verändert"
Kein & Aber, 368 Seiten, 20 Euro
Es fällt meist nur auf, wenn es schwerfällt: Das Atmen ist der Puls der Seele.© Kein & Aber / Imago / VCG
Es ist das Erste, was wir tun, wenn wir auf die Welt kommen: atmen. Der Atem ist der Puls der Seele. Stockt er, geht es uns schlecht. Jessica Braun geht der natürlichsten Sache des Lebens nach und erforscht, warum wir uns so leicht außer Atem bringen lassen. Die Autorin besucht Schlaflabore, Gurus, Meditationen und erklärt die Kunst des richtigen Atmens.
7 (-) Maike Albath: "Trauer und Licht"
Berenberg, 352 Seiten, 25 Euro
Maike Albath wirft einen weiten Blick auf das Italien der Gegenwart.© Berenberg / Imago / Kyodo News
Sizilien, die magische Insel, ihre Literatur, ihre politische Gegenwart – all das wird zum Thema im dritten Italienbuch von Maike Albath. Der Horizont reicht von Lampedusas Leopard bis zu Andrea Camilleri und seinen erfolgreichen Montalbano-Krimis. Ein verführerischer Streifzug durch die Geschichte von Palermo bis Catania, wo sich bis heute eine einzigartige Kultur erhalten hat.
7 (3) Kia Vahland: "Leonardo da Vinci und die Frauen: Eine Künstlerbiographie"
Insel Verlag, 348 Seiten, 26 Euro
Leonardo da Vinci malte Frauen als selbstbewusste und komplexe Persönlichkeiten.© Insel / Deutschlandradio
Leonardo da Vincis wegweisende Ideen zu Naturgeschichte, Schöpfung und Kunst beziehen sich auf Formen und Vorstellungen der Weiblichkeit. Woher kommt diese Fixierung? Die Journalistin Kia Vahland befasst sich in ihrer Biografie mit dem Werk Leonardos und zeigt, warum seine Kunst als Meilenstein in der Emanzipationsgeschichte der Frauen gelesen werden muss.
9 (5) Frank Biess: "Republik der Angst. Eine andere Geschichte der Bundesrepublik"
Rowohlt Verlag, 624 Seiten, 22 Euro
Die These von Frank Biess ist einfach: Die Bundesrepublik hat sich schon immer als Angstnation definiert.© Buchcover: Rowohlt Verlag, Hintergrundfoto: dpa
Ob in der Nachkriegszeit die Bedrohung eines nuklearen Krieges oder im 21. Jahrhundert die Furcht vor Terrorismus und Einwanderung – die Bundesrepublik hat sich schon immer als Angstnation definiert. Diese Hypothese belegt der kalifornische Geschichtsprofessor Frank Biess. Er erzählt die Geschichte der BRD als eine Geschichte kollektiver Ängste. Findet diese Ära bald ihr Ende?
10 (-) Stephan Detjen und Maximilian Steinbeis: "Die Zauberlehrlinge"
Klett-Cotta, 176 Seiten, 18 Euro
Eine Gefahr für die Demokratie: Rechte werfen der Regierung von Angela Merkel vor, die Grenzen illegal geöffnet zu haben.© Picture Alliance / dpa / Bernd Wüstneck
Kein Vorwurf belastet die Regierung Merkel wie dieser: Rechte Kreise raunen, die Kanzlerin habe mit der Aufnahme von Flüchtlingen im Jahr 2015 einen Verfassungsbruch begangen. Vor allem die AfD verbreitet die Legende eines Rechtsbruchs. Die Autoren Maximilian Steinbeis und Stephan Detjen gehen der Frage nach, wem der Mythos nützt – und warum er die Demokratie gefährdet.